Briefwechsel Johann Gabriel Doppelmayr


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Doppelmayr, Johann Gabriel (1677-1750)
Empfänger Scheuchzer, Johann Jacob (1672-1733)
Ort Nürnberg
Datum 9. Februar 1726
Signatur ZB Zürich: Ms H 303, S. 367
Transkription Hans Gaab, Fürth

Nürnberg den 9 Febr  
A. 1726.    

HochEdler und Hochgelährter, Insonders Hoch=
  zuehrender Herr Doctor, werthester Gönner.

E. Hochedlen von 1 Nov: an mich abzulassen Beliebtes[1] habe ich inmittelst richtig, hoffend es werde auch meines von 16. October unterdessen auch zu dero Henden gelanget seyn, darinnen ich Beschreibung gethan um erstlich einen Defect in dem lezten Theil der Historia naturalis Helvet: nemlich in der Oryctographia einen halben Kupffer=Bogen a figura 5 ad 23. inclusive gütigst zu suppliren,[2] und dann einige Exemplaria von Portrait Ihro werthesten Persohn geneigt zukommen zu lassen,[3] welches bey gegenwärtiger Gelegenheit, da ein freund nach Zürich schreibet, zu wiederholen mich unterfange, dabey bittend, wo sich eine gute Gelegenheit ereignet, mir mit solchen desiderirten Kupffern gütig an die Hand zu gehen, dafür ich meine Ergebenheit in allen andern occasionen wider darlegen werde. Ich habe inzwischen und zwar gegen das Ende des vergangenen Jahrs, die Ehre gehabt mit Mr. De l'Isle, der mich besuchet bey seiner Durchreise nach Petersburg, etliche Wochen zu conversiren,[4] und viel schönes bey ihm zu sehen, der er viele Volumina Msta. von Observationen,[5] die Hhl. Cassini,[6] Picard,[7] De la Hire[8] und ander mehr in Frankreich und andren Gegenden gehalten, bey sich geführet, habe auch einen Theil der neuen Hallejanischen Tabb. im druck bey ihm zu sehen bekommen, die noch künfftighin vollkommener sollen publiciret werden, darinen die Tabulae lunares sec. Hypothesin Newtoni herrlich vorgestellet werden sollen.[9] Nunmehro wird Er nebst einem von seinen Herrn Brüdern und einem Mechanicus,[10] um die Instrumente in Petersburg zu verfertigen, die als Reisegefährden zu sich genommen in Danzig seyn, so daß Er gegen Ostern, weil Er ganz zu Land gehet, in Petersburg erst arriviren wird. Ergiebet sich was in ihren Gegenden von den Eclipsibus Jovialium wird mich eine geneigte communication sehr erfreuen. Weil man auch mehrere Tomos von der Historia Naturalis Helv. so bald nicht zu hoffen hat, werde die Gegenwärtige zur bessern Perlustration inzwischen in 2 Tomis binden lassen, sollte aber noch ein Tomus zwischen beede kommen, werden mir solche gehefftet zum Anhang dienen, davon mir einige Nachricht ausbitte. Womit unter Erlassung Göttl. Protection verharre

  E. HochEdlen    
  meines werthesten Gönners ergebenster Diener    
    J G Doppelmayr mpp

Fußnoten

  1. Der Brief von Scheuchzer an Doppelmayr vom 1. November 1725 ist nicht überliefert.
  2. Scheuchzer, Johann Jacob: Natur-Histori des Schweitzerlands; Th. 3: Meteorologia et oryctographia Helvetica. Oder Beschreibung der Lufft-Geschichten./ Steinen / Metallen / und anderen Mineralien des Schweitzerlands / absonderlich auch der Uberbleibselen der Sündfluth. Zürich: Bodmer 1718. In der Oryctographia werden Fossilien beschrieben.
  3. Scheuchzer, Johann Jacob: Herbarium Diluvianum. Zürich: Gessner 1709.
    Neuauflage Leiden. Van der Aa 1723.
    Manchen, keineswegs allen dieser Ausgaben war ein Porträt Scheuchzers beigebunden.
  4. Auf seiner Reise von Paris nach St. Petersburg machte Joseph-Nicolas Delisle (1688-1768) im Dezember 1725 in Nürnberg Zwischenstation.
  5. Dies berichtet Doppelmayr auch im Brief an Grammaticus vom 14. Januar 1726.
  6. Jean-Dominique Cassini (1625-1712) war der erste Direktor des Pariser Observatoriums gewesen.
  7. Jean Picard (1620-1682) war ein französischer Astronom und Geodät.
  8. Philippe de la Hire (1640-1718) war ein französischer Mathematiker.
  9. Diese Tafeln wurden erst 1749 publiziert: Halley, Edmond: Tabulae astronomicae. London: Gulielmum Innys 1749..
  10. Delisle reiste in Begleitung seines jüngeren Bruders Louis (1690-1741) und des Mechanikers Pierre Vignon.

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