Briefwechsel Johann Gabriel Doppelmayr


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Doppelmayr, Johann Gabriel (1677-1750)
Empfänger Kirch, Christfried (1694-1740)
Ort Nürnberg
Datum 25. September 1728
Signatur UB Basel: L Ia 688, Bl. 96,1r-v
Transkription Hans Gaab, Fürth

Nürnberg den 25. Sept.  
A.C. 1728.   

HochEdler und Hochgelährter,
Insonders hochgeehrter Herr,
werthester Gönner!

Nachdeme in langer Zeit nun einiges Schreiben von E. HochEdlen zu erhalten die Ehre nicht gehabt,[1] als nehme bey gegenwärtiger Gelegenheit, da die Kauffleuthe nach Leipzig auf die Messe abgehen, Anlaß, mich bey solcher durch einige Zeilen dero Andencken bestens zu empfehlen, welches mir hiemit freundlichst ausgebetten haben will. Von meinen hiesigen Unternehmungen ist das considerabelste die Ausfertigung neuer Globorum gewesen, wovon beyfolgende Nachricht ein mehrers zeiget.[2] Ich war nachdeme im Begrief eine Hypothesin circa Magnetis Declinationen nach meinen gesammelten observationibus zu untersuchen, allein ich finde mich nun in solchem Stand daß ich was tichtiges zu thun nicht vermögend bin, indeme vor 8. Tagen durch den tödtlichen Hintritt meiner Frauen, in viele Betrübnis und Alteration gesezet worden,[3] daß als diese und mehr andre sachen nun liegen lassen muß biß mein Gemüth wieder in einige Ruhe kommet, inmittelst ersuche, wenn E. HochEdlen eine neue collection von Magnetischen Observationen in Bereitschafft haben, mir solche gütigst zu communicieren, ich werde dargegen künfftighin mit andren dienen. Mit der Erlangung des vor 2 Jahren übersandten Paquets nach Berlin an Mr. de l'Isle wird es nun ganz aus seyn,[4] weil nichts

[Bl. 96,1v]
mehr davon vernehme, worüber noch immer alteriert bin, und Mr. de l'Isle, was sein Brief ausweiset,[5] auch malcontent ist, allein so wenig E. HochEdlen Schuld daran haben, so wenig kan ich auch darvor, da solches durch unsere spedition glücklich von Nürnberg nach Leipzig gelanget. Ich schließe hiemit und verharre nächst Anwünschung alles Guten

    E. Hochedlen
    Meines hochgeehrten Herrn

ergebenster Diener    
J G Doppelmayr mpp    


Fußnoten

  1. Doppelmayrs letzter Brief an Kirch stammt vom 20. Dezember 1727. Darin bedankt er sich für Kirchs Brief vom 15. Oktober 1727.
  2. Unter Doppelmayrs Anleitung entstanden ab 1728 Erd- und Himmelsgloben mit einem Durchmesser von 32 cm. Die "beyfolgende Nachricht" ist nicht überliefert.
  3. Doppelmayrs Ehefrau Susanna Maria Kellner (1697-1728) starb am 17. September 1728.
  4. Auf seiner Reise von Paris nach St. Petersburg besuchte Joseph-Nicolas Delisle (1688-1768) im Dezember 1725 Doppelmayr in Nürnberg. Ende des Monats reiste er in Richtung Berlin weiter. Doppelmayr sandte ihm ein Paket hinterher, das jedoch nie ankam.
  5. Der Brief von Delisle ist nicht überliefert.