Briefwechsel Johann Gabriel Doppelmayr


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Doppelmayr, Johann Gabriel (1677-1750)
Empfänger Kirch, Christfried (1694-1740)
Ort Nürnberg
Datum 20. Dezember 1728
Signatur UB Basel: L Ia 688, Bl. 97,1r-v
Transkription Hans Gaab, Fürth

A.C. 1728. 

HochEdler und Hochgelährter,
Insonders Hochgeehrter Herr und werthester Gönner!

Ew. HochEdlen angenehmens von 12 Decembris habe vor etlichen Tagen richtig erhalten,[1] auf welches, da eben die Meßleuthe auf Leipzig abzugehen in procinctu[2] stehen, meine schuldige Antwort fördersamt zu erstatten nicht ermangle und erstlich vor die wohl geneigte condolenz und dann aber vor die gütig communicierte observationes dancke. Unter diesen hat mich die den 7. Octobris observierte Partial=Finsterniß des Quarti Satellitis Jovis, als was curieuxes, absonderlich vergnüget. Ich werde künfftighin G.G. auch in dergleichen unternehmungen, da nun in einem andern Stand lebe,[3] auch sonsten allerhand erores aus dem weg mit Gewalt zu räumen trachte, mehr als vorhero occupirt mich zeigen, zu mahlen da ich auch um einen tüchtigen Gehilffen[4] dazu endlich ausgegangen, deßwegen wohl die berechnete Eclipses des 2. 3. und 4. Jovialis, die vor Mitternacht und demnach noch bequem fallen vom instehenden Jahr zu erlangen um solche nicht erst berechnen zu dürffen, mir wünsche, die bey solchen observat: jederzeit angedeutete Zeit wird sonder Zweiffel das Tempus verum andeuten, wie man insgemein zu thun pfleget. Daß Mr. de l'Isle wegen des verlohrnen Paquets schon lang zur Gedult ergeben,[5] ist mir gar lieb zu vernehmen, da ich dann auch um desto eher dabey acquisieren kan, seine Heimreise nach Paris wird endlich, da er bald 3. Jahr in Petersburg ist, sich auch heran nahen,[6] Gott gebe Ihme ferner gute Gesundheit und in Re Astronomica glückliche Progressen. Vor die communication der in diesem Jahr zu Berlin observirten Declinationes magneticae bin ich ebenfalls obligiret, ich werde die übrigen aus dem zu erhaltenden Astronomischen Calender vor welchen ich ebner massen in Antecessum[7] mich als einen Schuldner erkenne, sehr gern nehmen und in meine collection eintragen,

[Bl. 97,1v]
von welchen einen zimlichen Vorrath beisammen habe, giebet es von andern orthen in der materia was zuverlässiges, so recommendier mich zur geneigten communication. Aus Bononien vernehme, wie Herr Manfredius[8] berichtet, daß Herr P. Nicasius, der ehemalige gute Astronomus und Professor Mathematum zu Ingolstatt, wird aus Spanien bald wieder heraus kommen, und nach Teutschland sich begeben,[9] welche Zeitung mir gar angenehm ist, indeme diesen Mann vor anderen Jesuiten absonderlich aestimiert, da sowohl sein Fleiss als gute Wissenschaft mich jederzeit zu vieler Hochachtung vor ihn gezogen. Daß endlich die neue Nürnbl. Globi[10] E. HochEdlen gefallen und dem Preis nach billich vorkommen, ist mir ebenfalls lieb, nun kommet es darauf an, daß der Verleger[11] durch einen guten Verschluß seine große dabey gehabte unkosten wieder einhole, deßwegen denn beede Globos denen liebhabern bey Ihnen zu recommendiren bitte, wofür wie vor mehrer Gütigkeiten, mich jederzeit erkennen werde zu seyn

    Ew. Hochedlen
        Meines Hochgeehrten Herrn

ergebenster Diener    
JG Doppelmayr mpp


Fußnoten

  1. Der Brief von Kirch vom 12. Dezember 1728 ist nicht überliefert.
  2. in procinctu: (im nachklassischen Latein) in Bereitschaft.
  3. Doppelmayrs Ehefrau war am 17. September 1728 gestorben.
  4. Doppelmayr könnte hier Christoph Zöllner (?-1731) gemeint haben, vgl. seinen Brief an Kirch vom 22. Dezember 1731.
  5. Auf seiner Reise von Paris nach St. Petersburg besuchte Joseph-Nicolas Delisle (1688-1768) im Dezember 1725 Doppelmayr in Nürnberg. Ende des Monats reiste er in Richtung Berlin weiter. Doppelmayr sandte ihm ein Paket hinterher, das jedoch nie ankam.
  6. Delisle sollte ursprünglich nur vier Jahre in St. Petersburg verbringen. Tatsächlich kehrt er aber erst 1747 nach Paris zurück.
  7. in antecessum: im Voraus.
  8. Eustachio Manfredi (1674-1739) war Direktor des astronomischen Observatoriums in Bologna.
  9. Nicasius Grammatici (1684-1736) war 1726 nach Madrid beordert worden und sollte dort an einer geplanten Akademie Mathematik lehren. Gesundheitlich angeschlagen kehrte er 1730 nach Bayern zurück.
  10. Unter Doppelmayrs Anleitung entstanden 1728 in Nürnberg Erd- und Himmelsgloben mit einem Durchmesser von 32 cm.
  11. Verleger der Doppelmayr-Globen war Johann Georg Puschner (1680-1749).