Briefwechsel Johann Gabriel Doppelmayr


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Doppelmayr, Johann Gabriel (1677-1750)
Empfänger Scheuchzer, Johann Jacob (1672-1733)
Ort Nürnberg
Datum 24. Dezember 1728
Signatur ZB Zürich: Ms H 303, S. 393
Transkription Hans Gaab, Fürth

Nürnberg den 24. Dec.  
A.C. 1728.   

HochEdler und Hochgelährter,
Insonders Hochzuehrender Herr Doctor,
werthester Gönner!

Ew. HochEdlen angenehme Schreiben, welche selbige den 30 Octobr: und 5. Decembris[1] an mich abzulassen beliebet, habe ich inmittelst, auch das vor die Globos[2] destinirte Geld, nemlich 21½ Gulden, vor einigen Tagen richtig erhalten, wofür man wegen der allzu paraten Bezahlung sich, und der Verleger[3] absonderlich, obligirt erkennet wir dann auch das beste paar aussuchen, und künftige wochen G.G.[4] solches wohl verwahrt, durch die Fuhrleuth, die von hier abgehen, übersenden werde. Indeme aber neulich aus dem ersten Briefe vernommen, daß von Büchern einen Theil anstatt der Gelder zu lieffern E. HochEdlen sehr angenehm wäre, als habe mich unterdessen bemühet einige bey guten freuden anzubringen, da man nach den einstens in dero Schreiben mir accondirten Preiß also verlanget.[5] 2 Exemplaria der Naturgeschichten von der Schweiz;[6] bede pro 13 Gulden, Querelae piscium[7] pro 30 krl. i) Enchiridion Mathematicum[8] pro 5 krl. i) Herbrarium Diluvianum[9] maj. pro 3 fl. 30 krl.; und dann i. Tab. Helvetiae geographicam pro 1 fl. 48 krl. welches 18 Gulden 53 krl. machen, vor die und den noch ein zu lieffernden Rest von 3 fl. ungefehr, noch ein anders neues paar Globorum von einem dortigen Liebhabern, oder in Ermanglung dessen das paare Geld von besagten 18 fl. 53 Gul. durch Hl. Taffinger[10] könte übermachet, und dem Verlanger einiges Genügen geleistet werden, deßwegen ordre erwarte. Von größren Globi auch sonsten von kleinerer Gattung, ist bishero nichts vorhanden und in Stand,[11] weil der Verleger aus diesen einigen paar erst seine gehabte Unkosten, durch den mehrern Verkauff, daraus ziehen, dann auch zur Ausfertigung dieser vor sich viel Zeit haben muß. Von Sphaerii copernicanis ist bishero nichts vorhanden, es hat aber der besagte Verleger guten Lust dergleichen durch mein Angeben auch zu verfertigen, davon die künftige Zeit, so es Gott beliebet, ein mehrers zeigen wird. Von Antliis Pneumaticis[12] hat bishero viele bey mir ein Mechanicus (der eigentlich ein Flaschner oder Blechler[13]) vor geringen Preiß von 30. 40. 50. 60. auch mehr Gulden gemacht, allein die nettigkeit gehet solchen dabey ab, vor welche man in Holland und Leipzig 5. 6. mahl mehr bezahlen muß,[14] eine einige hat besagter Mechanicus vor 7 Jahren nach Coppenhagen,[15] die in allen Stücken massiv gegossen und etliche Zentner schwer wurde (indeme der Stiefel einen ½ Schuh weit und 3 Schuh lang war,) gar sauber angefertiget überschicket, die auf 300 Gulden gekommen, von andern Zugehören machet und lieffert er was man verlanget. Übrigens bitte, weil von dem Herrn Sohn aus London[16] so lang etwas zu vernehmen die Ehr nicht gehabt, dieses bey folgende Zettelein bey Gelegenheit mit gütig bey zu schließen und ferner versichert zu seyn, wie ich unausgesagt seye und verbleibe nebst herzl. Apprecierung daß dieses alte Jahr vergnügt geschlossen und das neue glücklich angefangen und so continuiert werden möge

   E. HochEdlen
  Meines Hochzuehrenden Herrn Doctoris

ergebenster Diener    
J G Doppelmayr mpp  


Fußnoten

  1. Die Briefe Scheuchzers vom 30. Oktober und vom 5. Dezember 1728. sind nicht überliefert.
  2. Unter Doppelmayrs Anleitung entstanden 1728 in Nürnberg Erd- und Himmelsgloben mit einem Durchmesser von 32 cm.
  3. Verleger der Doppelmayr-Globen war Johann Georg Puschner (1680-1749).
  4. G. G.: Geliebt es Gott.
  5. Zu den Büchern und den Preisen vgl. den Brief Doppelmayrs vom 8. Juni 1725
  6. Scheuchzer, Johann Jacob: Natur-Historie des Schweitzerlandes, 3 Bände. Zürich: Bodmer 1716-1718. Hier also der erste und dritte Band von 1716 und 1718.
  7. Scheuchzer, Johann Jacob: Piscium querelae et vindiciae. Zürich: Gessner 1708.
  8. Scheuchzer, Johann Jacob: Enchiridion mathematicum. Zürich: Bodmer 1714.
  9. Scheucher, Johann Jacob: Herbarium Diluvianum. Leiden: Van der Aa 1723. Erstauflage 1709.
  10. Der Handelsmann Johann Wilhelm Taffinger (1667-1741) war seit 1702 im Größern Rat der Stadt Nürnberg vertreten, vgl. Roth, Johann Ferdinand: Verzeichniß aller Genannten des größern Raths. Nürnberg: Milbrandt 1802, S. 150.
  11. Die Globen von 1728 hatten einen Durchmesser von 32 cm. 1730 kamen kleiner Globen mit 20 cm Durchmesser heraus, 1736 solche mit nur 10 cm Durchmesser. Größere Globen wurden nicht produziert.
  12. Luftpumpen.
  13. Vgl. zu diesem Mechaniker den Brief vom 14. Februar 1731.
  14. ↑ Lothar Zumbach von Koesfeld schrieb im Brief vom 11. November 1706 an Doppelmayr: "Hl. Muschenbroek machet zweyerley Größen Antlia pneumaticas, wovon die kleinste Soort 100 Reichsthaler kostet".
  15. Am 24. April 1723 hatte Christian Wolff aus Halle an Blumentrost in St. Petersburg geschrieben: "Aus Nürnberg hat mir unlängst Herr Doppelmayer geschrieben, dasz er für Se Königl. Maj. in Dännemarck eine grosze antliam pneumaticam habe machen laszen. Daher es wohl dort an geschickten Mechanicis nicht mangeln wird." Vgl. Wolff, Christian: Briefe von Christian Wolff aus den Jahren 1719-1753. Ein Beitrag zur Geschichte der Kaiserlichen Academie der Wissenschaften zu St. Petersburg. St. Petersburg: Eggers et Comp., Leipzig: Ludwig Voss 1860, S. 12-15, hier S. 15.
  16. Scheuchzers Sohn Johann Caspar (1702-1729) hielt sich in London auf.