Briefwechsel Johann Gabriel Doppelmayr


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Doppelmayr, Johann Gabriel (1677-1750)
Empfänger Scheuchzer, Johann Jacob (1672-1733)
Ort Nürnberg
Datum 14. Februar 1731
Signatur ZB Zürich: Ms H 303, S. 413
Transkription Hans Gaab, Fürth

Nürnberg den 14. Febr.
A.C. 1731. 

HochEdler und Hochgelehrter Herr,
Hochzuehrender Herr Doctor,
werthester Gönner!

daß mein neulich überschicktes specimen Philosophiae experimentalis[1] bei E. HochEdl. einen gar gütigen Ingress gefunden, habe aus dem an mich leztens abzulassen Beliebten[2] mit vieler freude ersehen, wollte wünschen daß in derselben weitern Ausführung meiner dienste auch zeigen könte, allein die conjuncturen, da nicht jeder Buchführer dergleichen Werck, zu mahlen, da es sehr starck wird, annehmen mag, wollen dergleichen Beförderung nicht wohl zulassen,[3] inmittelst übersende eine gedruckte Nachricht von einem andern Intent, so auf sehr große Globos abzielet, die mehr in publiquen als in privaten Bibliothequen eine Stelle finden mögen, ergiebet sich der Effect dabey nicht erwünscht, so ist doch die Intention guth gewesen,[4] was E. HochEdlen von des Desaguliers Editis, davon in den Transactionibus n. 348[5] und 393[6] gemeldet wäre worden, erinnern, darauf kan ich keine Antwort geben, weil besagte Transactionibus nicht habe, unterdessen kan aus des Seel. Herrn Sohns Schreiben, das er den 16 Jan. aus London an mich abgefertiget, wegen der Bücher noch dieses melden da er also schreibet "bey Gelegenheit einiger von hier an Hl. D. Homan abgesandter Bücher habe die Freyheit genommen, des Desaguliers Experimenta a Dawsono edita, und die Miscellanea Hookiana und Walleriane, so Hl. Derham ediret, als ein geringes Anzeichen meines Angedenckens mit bey zu legen"[7] allein es hat Hl. D. Homan ebenso wenig was bekommen und ist darüber gestorben:[8] bey solchem zufall wünschte nur jemand in England zu bekommen, der mir solche und andre Bücher vor die schuldige Bezahlung lieffern mögte. Was ferner die exacte Waagen anlanget, so finde keine bessere als die sogenannte Probier:Waagen, die man zum Gold u. Silber brauchet und noch hier findet, die Antliis pneumaticas hat bishero bey uns ein Flaschner oder Blechler[9] gemacht, von dem auch meine ist, weil der Mann aber jezt gar alt[10] und die Accuratesse nicht allzeit wohl alteriret, will sich nun ein andrer hervor thun,[11] davon die Probe künfftighin den besten Ausschlag machen wird, der Stiefel in besagter meiner antlia ist eigentlich von einen Stuzen wie sonsten auch die seinige, inmittelst hat er doch mit der andern Zugehör öffter 30. 40. 50 Thaler, nachdeme sie groß gewesen von dergleichen Machinen überkommen. Im übrigen lässet Herr Dr. Trew seine schuldige Empfehlung machen, und anbey vernehmen ob sein Abgeschicktes richtig zu Handen gekommen,[12] weßwegen Er eine gütige Nachricht zu obtiniren hoffet, ich aber verbleibe mit allem Attachement, unter Erlassung Göttl. Protection

      E. HochEdlen
  Meines Hochzuehrenden Herrn Doctoris

ergebenster Diener    
J G Doppelmayr mpp  

[S. 411]

Beilage: Werbeanzeige Puschners für große Globen

Nachdeme die unter der Direction Herrn Johann Gabriel Doppelmayrs, Mathemat. Prof. Publ. allhier in Nürnberg, von mir ehedessen ausgefertigte Erd- und Himmels-Globi, sowohl der grössern als kleinern Gattung, bißhero bey vielen Gelehrten und Kunst-Verständigen eine gute Approbation und zimlichen Abgang erlanget, so habe mich weiter dahin entschlossen, noch mit einer gar grossen Gattung beederley Globorum, nemlich von dreyen Nürnbergischen Schuhen im Diametro, denen Liebhabern, so sich zum voraus ein Numerus dazu finden würde, willigst zu dienen, und dieses absonderlich in dem Absehen, damit man auf selbigen noch viele neue Observationes, die man auf obigen respective kleinern Globis, wegen Ermanglung des Spatii, nicht hat ansetzen können, anbringen mögte. Indeme aber dergleichen Unternehmen grosse Unkosten erfordert, als sehe vor allen erforderlich zu seyn, daß zum wenigsten zwölff grosse Liebhaber sich finden mögten, deren jeder bey einer Praenumeration von 50. fl. das gute Vorhaben um desto mehr befördern könte, da ich dann aufrichtig verspreche, solche, besagte Globos samt dem Zuge=

[S. 412]
hörigen, mit aller Accuratesse und Fleiß, abermahlen unter der Direction des obbemeldten Herrn Prof. Doppelmayrs, um einen weit geringern Preiß als sonsten, massen dergleichen Gattungen ehedeme vor 400. Thaler und darüber verkauffet worden, und zwar das paar um 400. Gulden zu verfertigen, und einen Globum innerhalb einer Jahres-Frist, gegen Entrichtung, über die 50. Gulden, annoch 150. Gulden, den zweyten aber in dem andern Jahr gegen Erlegung der übrigen 200. Gulden, G.G. zu lieffern: ausser dem werde auch noch befliessen seyn curiexen Personen in mehr andern Unternehmungen schuldigst zu dienen.

Joh. Georg Puschner,    
Chalcographus.    


 
 

Bey mir sind zu finden zweyerley Gattungen von Globis, die bey 13. und 8. Nürnbergische Zolle ausmachen, auch zu haben der erste Theil der Kleider-Trachten aller Nationen in der Welt, sauber in Kupffer gestochen, und accurat illuminiret, das Exemplar vor 45. Kreutzer.



Fußnoten

  1. Physica experimentis illustrata oder die durch viele Experimenta und Kunst-Proben beförderte Natur=Wissenschafft / in einem kurtzen=Begriff dargegeben, und den Natur= und Kunst=liebenden in den so benannten Collegiis Curiosis weiter erkläret und demonstiret. Nürnberg: Rüdiger 1731.
  2. Der Brief von Scheuchzer ist nicht überliefert.
  3. Doppelmayr sammelte weiter Experimente für sein Collegium experimentale. Er sammelte mehrere tausend an, fand dafür aber keinen Verleger mehr. Lediglich die elektrischen Experimente fanden Eingang in sein Buch zur Elektrizitätslehre von 1744.
  4. Zur Herstellung dieser sehr großen Globen kam es nicht.
  5. An Account of Some Experiments of Light and Colours, Formerly Made by Sir Isaac Newton, and Mention'd in His Opticks, Lately Repeated before the Royal Society by J. T. Desaguliers, F. R. S. Philosophical Transactions 29/348 (1714), S. 433-447; sowie: A Plain and Easy Experiment to Confirm Sir Isaac Newton's Doctrine of the Different Refrangibility of the Rays of Light. By the Same. Philosophical Transactions Vol. 29/348 (1714), S. 448-452.
  6. An Account of Several Experiments concerning the Running of Water in Pipes, as It is Retarded by Friction and Intermixed Air, Some of Which Were Made before the Royal Society on Thursday the 5th of May, 1726. With a Description of a New Machine, Whereby Pipes May be Clear'd of Air, as the Water Runs Along, without Stand-Pipes, or the Help of Any Hand. By the Rev. J. T Desaguliers, LL. D. F. R. S. Philosophical Transactions Vol. 34/393 (1726), S. 77-82.
  7. Scheuchzers Sohn Johann Caspar (1702-1729) war am 21. April 1729 in London gestorben. Im (nicht überlieferten) Brief vom Januar 1729 versprach er die Übersendung der folgenden beiden Bücher:
    - Desaguliers, John Theophilus (1683-1744): A system of experimental philosophy prov'd by mechanicks. London: B. Creake 1719.
    - Derham, William (Hrsg., 1657-1735): Philosophical experiments and observations of the late eminent Robert Hooke, and geom. prof. Gresh, and other eminent virtuoso's in his time. London: W. und J. Innys 1726.
    Sein Anliegen diese beiden Bücher noch zu erhalten hat Doppelmayr bereits im Brief vom 5. Juli 1729 vorgetragen.
  8. Johan Christoph Homann (1703-1730) starb am 21. November 1730.
  9. Vgl. hierzu den Brief vom 24. Dezember 1728.
  10. Doppelmayr nennt keine Namen. Es könnte sich um Georg Hautsch (1664-1736) handeln, der bei Abfassung des Briefes 67 Jahre alt war. Vgl. Grieb, Manfred: Nürnberger Künstlerlexikon 2 (2007), S. 592.
  11. Es könnte sich um Johann Georg Puschner d.J. (1706-1754) handeln. Die Sternwarte Kremsmünster besitzt jedenfalls eine Luftpumpe von ihm.
  12. Von dem Nürnberger Stadtarzt Christoph Jakob Trew (1695-1767) ist ein undatierter Entwurf eines Briefes an Scheuchzer enthalten. Ob es sich um den hier angeführten Brief handelt, wurde bislang nicht überprüft.