Briefwechsel Johann Gabriel Doppelmayr


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Doppelmayr, Johann Gabriel (1677-1750)
Empfänger Kirch, Christfried (1694-1740)
Ort Nürnberg
Datum 20. Dezember 1730
Signatur UB Basel: L Ia 688, Bl. 102,1r-v
Transkription Hans Gaab, Fürth

Nürnberg den 20 Dec.
A. 1730. 

HochEdler und Hochgelährter,
Insonders Hochzuehrender Herr,
werthester Gönner!

E. Hochedlen Angenehmes[1] habe ich, auch die nachricht von den vornehmsten Observationen,[2] dann leztens den Astronomischen Calender, richtig erhalten und deßwegen erstatte ich hiemit meinen schuldigen danck ab, und sende dargegen etwas neues von meinen Experimentis Physicis, unter solchen zeiget sich Num. 68. die Krafft eines sonderbahr trefflichen Magnets,[3] den ich bey etlichen Monathen erst besize, als was rares, der nunmehro 13 Nürnbergl. Pfunde hält und hoffentlich noch 15 Pfund halten wird, er ist mir sehr lieb um allerhand Experimenta damit zu machen und die Magnetnadeln zu streichen, daß sie was fangen mögen. Von Mr. de l'Isle habe ich nichts erhalten:[4] Die Msta. Kepleriana sind bey Hl. Hanschen übel angekommen,[5] indeme er sie zu Franckfurt, da er seinen Haußwirth viel schuldig worden, und nicht hat bezahlen können, versezet, nun ist er schon etliche Jahr in Wien und vermeynet wieder Geld bey Hoff zu erlangen, es wird aber nichts daraus, weil er vorhero schon 1000 Ducaten bekommen und nichts weiter als nur die Epistolas, wie bekandt edirt, worüber man Ihn mit ungnädigen Augen ansiehet, bey solcher Beschaffenheit sind obbesagte Msta nunmehro in einem unglücklichern Stand als zuvor, da solche nicht mit vielen hundert Thalern

[Bl. 102,1v]
können ausgelöset werden, die nur in allen 100 Thaler gekostet, da er solche zuerst gekauffet, wann nur der Keplerische Hipparchus zum Vorschein gekommen wäre, mögte man sich der übrigen Msten gern verzeihen. Ich schließe hiemit, weil man bey den Hhl. Endterischen das Paquetgen verlanget und verbleibe unausgesaget,

ergebenster diener JG Doppelmayr

    E. Hochedlen
    Meines Hochzuehrenden Herrn

ergebenster Diener    

J G Doppelmayr    

P.S. Den 22 November, als fast vor einem Monath, ist Hl. D. Homann unsers Geographi hinterlassener Sohn, in dem 27 Jahr seines Alters bey uns mit Todt abgegangen, nun soll sein Schwager, ein Kupfferstecher, und einer nahmens Franz, der von studiis ist, als beede Haupt:Erben, die Handlung fortführen, wovon die Zeit ein mehrers lehren wird.


Fußnoten

  1. Dieser Brief von Kirch ist nicht überliefert.
  2. Im Brief vom 20. September 1730 hatte Doppelmayr beklagt, dass er "die edierte Astronomische Observationes" nicht auftreiben konnte. Offensichtlich hat ihm Kirch nun dazu Näheres mitgeteilt. Gemeint ist:
    Kirch, Christfried: Observationes astronomicae selectiores; in Observatorio Berolinensi habitae, quibus adjectae sunt annotationes quaedam et animadversiones geographicae & chronologicae, aliaque ad astronomicam scientiam spectantia. Berlin: Haude 1730.
  3. Doppelmayr, Johann Gabriel: Physica experimentis illustrata oder die durch viele Experimenta und Kunst-Proben beförderte Natur=Wissenschafft / in einem kurtzen=Begriff dargegeben, und den Natur= und Kunst=liebenden in den so benannten Collegiis Curiosis weiter erkläret und demonstiret. Nürnberg: Rüdiger 1731.
    Darin wird auf S. 7 in Experiment Nr. 68 der angesprochene Magnet vorgestellt. Diese Schrift kam offiziell erst 1731 heraus.
  4. Auf seiner Reise von Paris nach St. Petersburg hatte Joseph-Nicolas Delisle (1688-1768) im Dezember 1725 Doppelmayr in Nürnberg besucht. Seitdem klagte Doppelmayr, dass er nur selten Briefe von ihm erhielt.
  5. Michael Gottlieb Hansch (1683-1749) versuchte den handschriftlichen Nachlass von Kepler herauszugeben. Vgl. Detlef Döring: Michael Gottlieb Hansch (1683-1749), Ulrich Junius (1670-1726) und der Versuch einer Edition der Werke und Briefe Johannes Keplers. In: Dick, Wolfgang R.; Hamel, Jürgen (Hrsg.): Beiträge zur Astronomiegeschichte, Bd. 2. (= Acta Historica Astronomiae 5). Thun, Frankfurt am Main: Deutsch 1999, S. 80-121.