Briefwechsel Johann Gabriel Doppelmayr


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Doppelmayr, Johann Gabriel (1677-1750)
Empfänger Kirch, Christfried (1694-1740)
Ort Nürnberg
Datum 9. Oktober 1731
Signatur UB Basel: L Ia 688, Bl. 103,1r-v
Transkription Hans Gaab, Fürth

Nürnberg den 9 Oct. A. 1731. 

HochEdler und Hochgelährter Herr,
werthester Gönner!

Indeme gegenwärtiger Überbringer M. Gladbach[1] seinen Weg von Nürnberg nach Berlin zu nehmen und allda sein studium Pharmaceuticum zu prosequiren gedencket, kan ich nicht umhin, da Er mir die Ehre seines Besuchs gegönnet, Ihn mit einigen Zeilen an E. HochEdlen zu begleiten, zumahlen da so lange nichts von dero wohlseyn vernommen.[2] Was einige Nova unsers orths anlanget, so habe dieses Jahr her in einem Collegio bey 800 Experimenta exhibiret, und werden solche diese wochen gar zum Ende kommen, mit meinem großen Magnet habe viel curieuxes practiret, er ist aber dabey in seiner virtute um zwey Pfund zurückgegangen, die er wieder nach und nach, da ihme immer eine mehrers Gewicht gegeben, zu seiner vorigen Kraft gelanget, also daß er wieder seinen Anker von 13 Pfunden ziehet, diese verursachte daß je länger je mehr observationen von der Abweichung des Magnets mit begierde sammle, dahero mich auch deßwegen zu gutem Andencken empfehle. Weiter habe ich zu melden, daß vorige Wochen Hl. Dr. Rost, der Bruder Ihres ehemahligen Correspondenten an der Schwindsucht gestorben,[3] ich höre daß seine Instrumenten

[Bl. 103,1v]
und Bücher sollen verkauffet werden, und stehen nun auch des Seel. Hl. Prof. Müllers[4] in Altdorff Bücher und Instrumente, wie ich höre, zum Verkauff feil, es ist seine Profession mit Hl. M. Kelschens, eines Nürnbergers, Persohn vor etlichen Monathen ersezet worden, weil ich nicht nach Altdorff verlanget, indeme gar in Nürnberg alt zu sterben gedencke. Zum Beschluß mag auch wohl noch beybringen, daß wir gestern u. vorgestern, als den 4. und 7. October, einen starcken Nordschein observiret, der sich auch vor 8. und 14 Tagen gezeiget, sie wollen in unsern Gegenden nun mehr auch gemein werden, und von den mehrsten Historioli als Zeichen eines instehenden kalten Winters genommen werden, wovon die Zeit ein mehrers geben muß. Ich schließe hiemit und verharre unter Erlassung Göttl. Protection

      Ew. Hochedlen
  Meines werthesten Gönners

ergebenster Diener      
J G Doppelmayr mpp  


Fußnoten

  1. 1713 schrieb sich Carl Friedrich Gladbach (1690-1736) aus Kreuznach als Medizinstudent in Altdorf ein. Er war mit dem Nürnberger Mediziner Christoph Jacob Trew (1695-1769) befreundet. Sein äterer Bruder Weyprecht (1672-1753) übernahm in Kreuznach die Schwanenapotheke. Hier dürfte einer der Söhne aus dieser Familie gemeint sein. Vgl. Schnalke, Thomas: Medizin im Brief. Der städtische Arzt im 18. Jahrhundert im Spiegel seiner Korrespondenz. Stuttgart: Franz Steiner 1997, S. 90-114.
  2. Der letzte Brief von Doppelmayr an Kirch stammt vom 20. Dezember 1730. Darin bedankt er sich für einen nicht näher datierten Brief von Kirch. Demnach dürfte der letzte Brief Kirchs an Doppelmayr mindestens zehn Monate zurückliegen.
  3. Johann Carl Rost (1690-1731) starb am 29. September 1731. Nach dem Tod seines Bruder begann Johann Carl einen Briefwechsel mit Kirch, was Doppelmayr offentsichtlich nicht wusste.
  4. Der Altdorfer Mathematik- und Physikprofessor Johann Heinrich Müller (1671-1731) starb am 5. März 1731.