Briefwechsel Johann Gabriel Doppelmayr


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Doppelmayr, Johann Gabriel (1677-1750)
Empfänger Scheuchzer, Johann Jacob (1672-1733)
Ort Nürnberg
Datum 17. April 1731
Signatur ZB Zürich: Ms H 303, S. 415
Transkription Hans Gaab, Fürth

Nürnberg den 17. April.
A. 1731.    

HochEdler und Hochgelehrter Herr,
Insonders Hochzuehrender Herr Doctor,
werthester Gönner!

Vor die mir durch den Herrn Sohn gütig eingesandte nova ex summis Alpinibus[1] sage ich schuldigen Danck und bezeuge wegen der Curiositaet vieles Vergnügen darüber, deßwegen auch nicht unterlassen will künfftighin G. G.[2] dergleichen observationes nachdem ich solche wegen vieler Verhinderungen unterlassen, wieder anzustellen und zwar nach dem Pariser Schuh, dessen eigenes Verhältnis gegen den Rheinländl. den ich nur besize sich zu ergeben finde, wie 1035. gegen 1000. Was den Catalogum zur Experimental-Philosophie gehöriger Instrumenten anlanget, werde solchen am besten in gedruckten Leupoldschen Catalogo,[3] von mehr als 60 Instrumenten, die dabey in Kupffer gestochen zu finden, da meine Sachen mehrentheils danach gemacht sind, exhibiren könen, den also nächsthin, wann Herr Escher[4] von Leipzig wieder durch Nürnberg gehen wird, ohnfehlbar überschicken werde, die Preise, was meine Instrumente gekostet, da nichts aufgeschrieben, kann eben nicht so genau determiniren, doch werde solche noch können fixiren lassen wo es von nöthen. Eine blose Antlia pneumatica[5] ohn Instrumenten, die im Diametro 3. Zoll weit und 18 lang ist, ist von einem Blechler oder Flaschner allhier um 30 Thaler gemacht und verkaufft worden, will man aber alles von mehrer Nettigkeit und nicht von blechernen Sachen gegossen haben, so kommet eine vor 50. Thl. die eine Persohn von studiis, aber in Mechanicis bestens erfahren, accurat macht, und zu dieser Zeit als ein Praeceptor domesticon in einem Kauffmanns Haus lebet, vor sich aber künfftighin entweder hier oder in Sachsen zu leben und zu mechanisiern gedenckt, wovon die künfftige Zeiten ein mehrers geben werden.[6] Daß unser Herr Prof. Müller in Altdorff vor einiger Zeit gestorben[7] wird E. HochEdlen ohne Zweiffel wohl bekandt seyn, man hat Reflexiones auf mich gemacht um dahin mich zu begeben, ich habe aber verschiedene ursachen warum ich diese Ehre einem andern lieber gönne als mir. Übrigens berichte auch, daß Herr Inf. Frhr. von Sainzsling[?][8] mir gestern die Ehre seines Zuspruches gegönnet und vermeldet wie Er vor einiger Zeit auch in Zürich seine Besuchung bey Ihnen zu machen nicht unterlassen: vor 3. Wochen habe auch die Ehre gehabt Herrn Jacobum Hermanns[9] en passant nach Basel bey mir zu sehen, und dabey E. HochEdlen in besten bey einem Glaß Wein zu gedencken wie Er selbsten bey Gelegenheit melden wird. Womit mich inmittelst demehin empfehle und unter Erlassung Göttl. Protection allstets verharre

      E. HochEdlen
      Meines Hochzuehrenden Herrn Doctoris

ergebenster Diener    
J G Doppelmayr mpp  


Fußnoten

  1. Scheuchzer, Johann Jacob: Nova ex summis Alpibus vulgata. Zürich: Johann Heinrich Byrgklini 1731.
    Überbringer dieser Arbeit war wahrscheinlich Scheuchzers Sohn David (1704-1739).
  2. G. G.: Geliebt es Gott.
  3. Leupold, Jacob (1674-1727): Kurtze Beschreibung und Vorstellung Einer neuen Antlie, oder Lufft-Pumpe, benebst einem Catalogo derer vornehmsten, so wohl zu dieser, als in dem bereits heraus gekommenen Tractat und ersten Continuation gemeldeten Antlie, gehörigen Maschinen. Leipig: Tietze 1713.
  4. Johannes Escher (1697-1734) war ein Züricher Kaufmann mit einem eigenem Naturalienkabinett.
  5. Antlia pneumatica: Luftpumpe.
  6. Vgl. zu dieser Person den Brief von Doppelmayr an Kirch vom 22. Dezember 1731.
  7. Der Altdorfer Mathematik- und Physikprofessor Johann Heinrich Müller (1671-1731) starb am 5. März 1731.
  8. Wahrscheinlich ein Mitglied der Familie Zinzerling (Zinserling).
  9. Der Mathematiker Jakob Hermann (1678-1733) hatte sich seit 1724 in St. Petersburg aufgehalten und befand sich damals auf der Rückreise in seine Heimatstadt Basel.