Briefwechsel Johann Gabriel Doppelmayr


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Doppelmayr, Johann Gabriel (1677-1750)
Empfänger Kirch, Christfried (1694-1740)
Ort Nürnberg
Datum 27. September 1729
Signatur UB Basel: L Ia 688, Bl. 99,1r-2r
Transkription Hans Gaab, Fürth

Nürnberg 27. Sept.
A.C. 1729. 

HochEdler und Hochgelährter,
Insonders Hochzuehrender Herr,
Hochgeschäzter Gönner!

Vor die gütige Nachricht, welche E. Hochedlen mir wegen des Strahlenbergischen Werckes[1] in dero lezten vom 24. Aug:[2] zu geben beliebet, erkenne mich sehr verbunden, inmassen solche nicht allein mir, sondern auch andern guten freunden, zur genugsamen Notiz gehöred, da man dann um desto keker die Subscription darauf allhier amplectiret und mit Verlangen wartet bis das Werck gar zum Stand kommet. Ferner bin ich von dem Bericht was den Englischen Reflectirenden Tubum angehet, ebenfalls obligirt, der fehler ist dabey daß sie so viel kosten, jedoch hoffe ich daß mit der Zeit sich die Preise minimieren werden, absonderlich so man selbige auch in Teutschland sollte nachmachen können, wie denn hoffe. Daß solches auch gewis noch geschehen werde, und glaube daß inmittelst Mr. de l'Isle ebenfalls sich darum zu Petersburg auch bemühet habe, indeme Ihm diese Newtonsche Methode über die massen wohl gefallen; Sein Aufenthalt wird glaublich nicht mehr so lange in Moscau, weil seine Termines (glaublich) verflossen, sich ergeben können, daß Mst. so ich vor 3 Jahren an ihn nach Berlin überschicket bleibet eben

[Bl. 99,1v]
verlohren, und ist mir wohl keine Hoffnung zu machen, daß es an Tag kommen werde, was mir unterdessen viel Verdruß verursacht.[3] Die lezte Monds=Finsternis[4] ist bey uns wegen des schönen Wetters gleichfalls guth zu observiren gewesen, der Anfang hat sich ereignet H. 11. 55.' 10.'' Immersio totalis H. 12. 53.' 15.'' Emers: initium ex umbra H. 2.H 33.' 2.'' Finis 3H 32.' 16.'' Womit dann schließe und unter Erlassung Göttl. Protection beständig verharre

    E. HochEdlen
    Meines hochzuehrenden Herrn

ergebenster Diener    
JG Doppelmayr mpp

[Bl. 99,2r]

Handschriftliche Notizen zur Mondfinsternis Nürnberg/Berlin


Fußnoten

  1. Philipp Johann von Strahlenberg (Philipp Johann Tabbert, 1677-1747) war ein schwedischer Offizier deutscher Herkunft. Er machte sich als Kartograph und Geograph von Rußland einen Namen. 1726 brachte er einen Vorbericht heraus:
    Vorbericht eines zum Druck verfertigten Werckes von der Grossen Tartarey und dem Königreiche Siberien. Stockholm: Schneider 1726.
    1730 erschien schließlich:
    Historie der Reisen in Rußland, Siberien[!] und der Großen Tartarey. Leipzig: Kiesewetter 1730.
  2. Der Brief Kirchs vom 24. August 1729 ist nicht überliefert.
  3. Joseph-Nicolas Delisle (1688-1768) traf 1726 in St. Petersburg ein und sollte ursprünglich wohl nur wenige Monate bleiben, tatsächlich kehrte er aber erst 1747 nach Paris zurück. Auf seiner Hinreise hatte er im Dezember 1725 Doppelmayr in Nürnberg besucht. Ende Dezember war er Richtung Berlin weitergereist. Doppelmayr hatte im ein Päckchen nach Berlin hinterhergeschickt, das Delisle jedoch nie erreichte.
  4. Am 9. August 1729 gab es eine totale Mondfinsternis.