Briefwechsel Johann Gabriel Doppelmayr


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Doppelmayr, Johann Gabriel (1677-1750)
Empfänger Kirch, Christfried (1694-1740)
Ort Nürnberg
Datum 31. Juli 1732
Signatur UB Basel: L Ia 688, Bl. 106,1r
Transkription Hans Gaab, Fürth

Nürnberg den 31. Julii
A.C. 1732. 

HochEdler und Hochgelehrter
Insonders Hochgeehrtester Herr
werthester Gönner!

Ew. HochEdlen Angenehmes von 14 May habe den 21. Ejusdem wohl erhalten,[1] und daraus dero wohlseyn sehr gern vernommen, dessen continuation noch ferner von Herzen apprecire. Daß die armierte Magnete[2] bey Ihnen so rar und kostbar wundert mich, und zwar da einer so 4 Pfund ziehet, gar 24 Thl soll gekostet haben, so ist demnach meiner, der mich mit den 13pfundigen Anker nicht mehr als 24 Thl gekostet, da er nun über 13 Pfund ziehet, gegen jenen sehr wohlfeil; es ist neulich ein Mann aus den Sächsischen Bergwercken bey mir gewesen, der mich berichtet daß er armierte magnete, die 6 Pfund ziehen vor 8 Thaler verkauffe, welches raisonalbe ist, wann er hiedurch reisen und wieder bey mir vorsprechen sollte, wie er versprochen, so will ich Ihme ordre geben, daß er nach Berlin an E. HochEdlen schreibet, vielleicht kan er allda was anbringen. Er hat sich über meinen Magnet wegen seiner Force verwundert, und bekennet, daß man in den Sächsl. Bergwercken noch keinen von dergleichen Krafft gefunden, seye auch der Kauff gar gut gewesen. Daß eine neue continuation der Actorum Berolinensium folgen soll höre gerne,[3] vielleicht wird solche auf künfftige Michaelis Messe zu haben seyn. Aus dem in Nürnbl. edirten commercio litterario, physico-medico (davon wochentlich ein Bogen herauskommet) wird wohl hoffentlich bekandt seyn, daß ich alle Monath meine gehaltene observationes meteorologicas hineingebe,[4] und eben den Monath Julium einschicke. Sonst bin dahin bemühet vor jezo meine Experimenta physica curiosa in der Anzahl von 2000,[5] da ich zuvor nur 700 gehabt, zu ediren und dann die völlige Ausarbeitung meines Atlantis coel: noch dieses Jahr,[6] so es Gott beliebt, zu vollziehen. Heute war meine Intention die occultationem Martis a Luna zu observiren,[7] allein da jezo ein trübes und regenhafftes Wetter einfället, will mir dieses mein Verlangen annuliren, wünsche daß selbiges bey Ihnen möge besser gewesen seyn. Womit mich zu fernern Wohlgewogenheit bestens empfehlend verharre

    Ew. Hochedlen

ergebenster Diener    
J G Doppelmayr mpp


Fußnoten

  1. Kirchs Brief vom 14. Mai ist nicht überliefert.
  2. Eine "Magnets-Armirung" wird nach dem Universallexikon von Zedler (XIX, 1739, Sp. 405) "dasjenige Mittel genennet, wodurch ein Magnet in den Stand gesetzt wird, daß er eines Theils mehr erhalten kan, als wenn er bloß, und daß er andern Theils, wo nicht an seiner Stärcke vermehret wird, jedoch nicht so leichte etwas davon verlieret."
    Mittels Eisenstäben versuchte man damals die "Kraft des Magneten" zu stärken bzw. den Magnet zu "züchten".
  3. Der vierte Band der Miscellanea Berolinensia erschien 1734.
  4. Einen Überblick über Doppelmayrs meteorologische Beobachtungen finden Sie hier.
  5. Im Brief an Bilfinger vom 12. Juni 1732 spricht Doppelmayr vo 3000 Experimenten, die er veröffentlichen will. Zu einer Umsetzung dieses Vorhabens kam es nicht.
  6. Doppelmayrs Himmelsatlas kam erst 1742 heraus.
  7. Am Donnerstagabend, den 31. Juli 1732 kam es von etwa 18:30 bis 19:30 zu einer Bedeckung des Mars durch den Mond. Doppelmayr muss seinen Brief somit spät abends verfasst haben.