Briefwechsel Johann Gabriel Doppelmayr


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Doppelmayr, Johann Gabriel (1677-1750)
Empfänger Kirch, Christfried (1694-1740)
Ort Nürnberg
Datum 28. November 1732
Signatur UB Basel: L Ia 688, Bl. 107,1r
Transkription Hans Gaab, Fürth

Nürnberg den 28. Nov.
A.C. 1732 
In Eil    

HochEdler und Hochgelehrter
Insonders Hochgeehrtester Herr
werthester Gönner!

Weil sich eben eine Gelegenheit praesentiret, daß ein Freund nach Berlin schreibet, so habe diese wenigen Zeilen mit beyfügen und zuförderst melden wollen, daß ich das werthe von 15 October[1] mit dem Astronomischen Calender und dem französl. Tractätl. durch die Hhl. Endterische[2] richtig erhalten, wofür ich ergebenen danck hiemit abstatte, jenes vergnüget mich besser als dieses, indeme mehr rechtes darinnen finde und die beygefügte observationes mich vergnügen, nur eines mögte wissen warum einer und andere täge in bemeldtem Calender, mit rother Farb, die keine ApostelTage sind, distinguiret werden, als Valentin, Gregorius, Gertraut, Medardus, Vitus &c.[3] jene[?] anderst Friedrich, Dorothea &c.[4] welche in Berlin solenne Täge sind. Was den Magnet anlanget, kan solchen von hier aus nicht schaffen, weil solche in den Sächsl. Bergstätten müßen erfraget werden, und nicht scheinet daß der Mann, der schon vor etlichen Monathen hat wieder zurück durch Nürnberg nach Sachsen gehen sollen, noch zu mir kommet,[5] sonsten soll man auch einige armierte Magnete[6] zu Leipzig hinter dem Rathhaus bey den Italienern zu verkauffen haben, die aber theurer sind, so zur Nachricht melde. Daß die continuation der Miscellanorum Berlin. unter der Presse ist mir lieb zu vernehmen,[7] man wird wohl bald hören können, daß selbige fertig und zu haben sind. In der Collection meiner Experimenten bin nun starck begriffen, da bey 1900 schon in die Ordnung gebracht habe, und noch etwas über 100 zu inseriren habe,[8] nun will der Verleger selbige noch nicht gern drucken weil er von alten Exemplaren[9] noch ein paar hundert übrig hat, jedoch wird er trachten, daß er noch was anbringet. Von der bemeldten occultationum Martis habe ebenfalls wegen der Wolcken allhier nichts gesehen und observiret, und scheint ich werde die nächste Mondsfinsternis den 1. Dec. zu nachts auch nicht wohl zu sehen bekommen,[10] weil das Quecksilber nun täglich fället, immer trüb wetter und dabey schnee bey mir sich ergiebet, wie die Tabula meteorologica nächstens zeigen wird, des Monaths Decembris von den Gewitter und der Meteorologie wird auch in dieses Jahr mit einen und dem andern Annotato und Resultante kommen, damit man einen Jahrgang in einem Band beysammen findet, und desto leichter nachsehen kan. Womit mich zu fernern Affection bestens empfehle und beständig verharre

    Ew. Hochedlen

Meines hochgeehrtesten Herrn

ergebenster Diener    
J G Doppelmayr mpp  


Fußnoten

  1. Kirchs Brief vom 15. Oktober ist nicht überliefert.
  2. Die Endter waren eine bekannte Nürnberger Buchhändlerfamilie.
  3. Valentin: Der Tag des Priesters und Märtyrers Valentin (?-270) ist der 14. Februar.
    Gregorius: Der Tag des Papstes und Heiligen Gregorius (um 540-604) war der 12. März.
    Getraut: Der Tag der Äbtissin Gertrud von Nivelles (626-659), die als Jungfrau und Heilige verehrt wird, ist ihr Todestag, der 17. März.
    Medardus: Der Tag des Bischofs Medardus von Noyen (ca. 475-550/561) ist der 8. Juli.
    Vitus: Der Tag des Märtyrers Vitus (?-um 304)ist der 15. Juni.
  4. Friedrich: Der Tag des Abtes Friedrich von Mariengaarde (?-1175) ist sein Todestag, der 3. März.
    Dorothea: Der Tag der Dorothea von Cäsarea (?-um 304) ist der 6. Februar.
  5. Vgl. hierzu Doppelmayrs Brief an Kirch vom 31. Juli 1732.
  6. Eine "Magnets-Armirung" wird nach dem Universallexikon von Zedler (XIX, 1739, Sp. 405) "dasjenige Mittel genennet, wodurch ein Magnet in den Stand gesetzt wird, daß er eines Theils mehr erhalten kan, als wenn er bloß, und daß er andern Theils, wo nicht an seiner Stärcke vermehret wird, jedoch nicht so leichte etwas davon verlieret."
    Mittels Eisenstäben versuchte man damals die "Kraft des Magneten" zu stärken bzw. den Magnet zu "züchten".
  7. Der vierte Band der Miscellanea Berolinensia erschien 1734.
  8. Im Brief an Bilfinger vom 12. Juni 1732 spricht Doppelmayr vo 3000 Experimenten, die er veröffentlichen will, im vorigen Brief an Kirch von 2000. Zu einer Umsetzung dieses Vorhabens kam es nicht.
  9. Doppelmayr, Johann Gabriel: Physica experimentis illustrata oder die durch viele Experimenta und Kunst-Proben beförderte Natur=Wissenschafft / in einem kurtzen=Begriff dargegeben, und den Natur= und Kunst=liebenden in den so benannten Collegiis Curiosis weiter erkläret und demonstiret. Nürnberg: Rüdiger 1731.
  10. Dass er die Bedeckung des Marses durch den Mond wetterbedingt nicht beoachten konnte, hatte Doppelmayr schon im Brief vom 31. Juli 1732 an Kirch bemerkt. Eine Nürnberger Beoachtung der totalen Mondfinsternis vom 1. Dezember 1732 ist nicht bekannt.