Briefwechsel Erasmus Blank


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Blank, Erasmus (1677-1704)
Empfänger Cramer, Johann Jakob (1673-1702)
Ort Paris
Datum 20. Januar 1702
Signatur ZB Zürich: Ms H 297, S. 19-20, 23
Transkription Hans Gaab, Fürth

Vir Magnifice plurimumque Reverende,

Ich würde mich von Hertzen erfreuen, wenn diese wenigen Zeilen meinen Hyl. Hln. Doct. in bessern und vergnügteren Zustand als ich Selbigen verlassen,[1] antreffen sollten; wie ich denn auch nicht zweiffle, daß das Wünschen und Beten so vieler guthen freund und Patrone solches beÿ Gott werde zuweg gebracht haben. Ich meines theils wünsche, daß das angefangene Jahr von Gott möge gesegnet seÿn, und in demselben Mhgl. Hln. Doct. alles das jenige zukomme, worauß Sie einige Gnad von oben erkennen mögen. Es ist zwar schon ziemlich lang daß ich von Zürich verreÿßet, und deßwegen eher meine Schuldigkeit ablegen, und Mhgl. Hln. D. mit einem Brieff aufwarten sollen, allein weilen wegen meiner kleinen Reÿß[2] davon bin verhintert worden

[S. 20]
ich auch anfangs gleich nicht bin bekand worden, des habe es nothwendig biß anjetzo aufschieben müssen, bitte deßwegen höchstens um Vergebung. Die anvertrauten brieff habe auf das beste bestellt, allein Mons. L'Abé de Longuerue[3] nicht aux petits peres de l'oratone, sondern in einem andern Hauß, in eben selbiger Strassen, angetroffen. Welcher sich über die Maßen erfreuet, als er nur meines Hyl. Hln. Doct. nahmen nennen gehört, Er begehrte öffters von mir die Ursach Ihres so langen Stillschweigens zu wissen, da ich denn keine andere als die bißhero verdrüßl. Kranckheit verwenden konnte, ich fragte eben beÿ Selbigem nach Hln de Pique,[4] der mir aber sagte, daß solcher schon vor 3. Jahren gestorben, sonsten ich auch aldorten mein Compliment wollte abgelegt haben; Ich konnte wohl auß seinen Reden schließen, daß er meine Hyl. Hln. D. lieber an einen andern Orth als zu Herborn wißen mögte, damit Sie das von Gott Ihnen anvertraute Talent besser emploiren, und der studirenden Jugend grösseren Nutzen schaffen könnten. Mons. Boivin Biblothequaire du Roy[5] verwunderte sich sehr, als ich ihm ebenfalls den brieff überbracht habe, noch mehr aber als er in selbigen nichts von Mons. Clemens[6] premier Bibliothequaire gemeldet gefunden, da Er mir dann gleich Commission gab bei Selbigem, in meines Hyl. Hln. D. Nahmen ein reverence zu machen, welche beede mit denen übrigen sehr bestürtzt über die üble Zeitung Ihres üblen schlimmen Zustandes waren; ich soll in aller Ihrer Nahmen ein dienstl. Gruß vermelden, und meinen Hyl. Hln. D. versichern, daß sie nicht manquiren werden, auf das aller erste auf Ihr werthes Schreiben zu antworten, und Ihrem Begehren Satisfaction zu geben. Sollte ich sonsten capabel seÿn, einige gefällige dienste leÿsten zu können, so wollte mir von Hertzen gratuliren, wenn mein Hyl. Hln. D. mir darzu einige Occasion machen würde.

[S. 23]
beÿ Hln. D. Scheuchzer bitte meinen gehorsamsten Respect zu vermelden. De caetero vale et favere perge

Magnifici Tui Nominis

Paris, 20. Jener 1702.

indefesso cultori        
Blanck.


Fußnoten

  1. Johann Jakob Cramer (1673-1702) war Professor für orientalische Sprachen in Herborn. Gesundheitlich angeschlagen kehrte er 1701 in seine Heimatstadt Zürich zurück, wo er am 9. Februar 1702 starb.
  2. Blank reiste Anfang Dezember von Basel über Straßburg nach Paris.
  3. Louis Dufour de Longuerue (1652-1733), auch bekannt als Abbé de Longuerue war ein französischer Archäologe, Linguist und Historiker sowie ein Fachmann für antike Geographie.
  4. Diese Person konnte bislang nicht identifiziert werden.
  5. Der französische Gelehrte Jean Boivin (1663-1726) war königlicher Bibliothekar in Paris.
  6. Diese Person konnte bislang nicht identifiziert werden.