Galilei und Marius


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... Instrument, durch das wir bis zu 25 oder 30 Meilen so deutlich in die Ferne sehen können, als ob die Dinge neben uns stünden. Viele haben es auf dem Campanile von St. Markus gesehen und ausprobiert, aber es wird gesagt, dass in Frankreich und anderswo das Geheimnis jedem bekannt ist und und es für ein paar Cent erworben werden kann, und viele sagen, sie hätten es gesehen." Bald danach schrieb Bartoli an die toskanische Regierung:[1] "Mehr und mehr wurde diese Woche über Galileo Galilei geredet, dem Mathematikprofessor aus Padua, und seiner Erfindung eines Fernrohrs oder Fernglases, mit dem man in die Ferne sehen kann. Es wird erzählt, dass ein Fremder hier mit dem Geheimnis ankam, aber unverrichteter Dinge weiterreiste, nachdem er von jemandem, ich weiß nicht von wem (manche sagen, von Fra Paolo[2] aus dem Orden der Serviten) gehört hatte, dass er hier kein Geschäft machen könne, wo er doch hoffte 1000 Dukaten einzunehmen. Fra Paolo, der mit Galilei befreundet ist, gab ihm eine Beschreibung des Geheimnisses, das er gesehen hatte, und man sagt, dass Galileo das Problem untersuchte und dem Geheimnis auf die Spur kam, indem er sein Wissen anwandte und ein ähnliches Gerät minderer Qualität untersuchte, das aus Frankreich hierher geschickt worden war. Nachdem er das Gerät zusammengesetzt hatte, erhielt er dank der Unterstützung und Gunst einiger Senatoren, von diesen Herren eine Gehaltserhöhung auf 1000 Gulden pro Jahr, unter der Bedingung, sein Lektorat lebenslänglich zu versehen."

Trotz dieser seinem Ruf abträglichen Gerüchte, wagte sich Galilei bald darauf dreist, sich die Ehre der Erfindung im Titel seines Sternenbotens öffentlich zuzuschreiben, wonach die großartigen und überaus bewundernswerten Naturschauspiele mittels des kürzlich von ihm erfundenen Fernrohrs vorgeführt würden (Perspicilli nuper a se inventi benejicio). Bartoli kaum auf seine Anschuldigung gegenüber Belisario Vinta zurück,[3] indem er erzählte, dass sie ihn in Venedig davon ausgingen, dass Galilei den Senat mit seiner Übergabe eines neuen und von ihm erfundenen Instruments verspottet hatte, die doch vielen bereits bekannt war (molto vulgare).

Es ist wahr, dass Galilei im Sternenboten anerkannt hat,[4] dass ihm vor etwa zehn Monaten[4] "ein Gerücht zu Ohren [kam], von einem gewissen Belgier ...


Fussnoten

  1. [Anmerkung des Bearbeiters] Brief von Giovanni Bartoli an Belisario Vinto vom 29. August 1609, abgedruckt in: Le Opere di Galileo Galilei. Edizione Nazionale, Vol. X. Florenz: Barbera 1934, Nr. 233, S. 255.
    Eine englische Übersetzung findet sich in:
    Sluiter, Engel: The Telescop before Galilei. Journal for the History of Astronomy, 28 (1997), S. 223-224, hier S. 231.
  2. [Anmerkung des Bearbeiters] Paolo Sarpi (= Fra Paolo, 1552-1623) war Mitglied im Orden der Serviten. Er lebte in Venedig, von wo aus er eine umfangreiche wissenschaftliche Korrespondenz unterhielt.
  3. [Anmerkung des Bearbeiters] Brief von Giovanni Bartoli an Belisario Vinto vom 27. März 1610, abgedruckt in: Le Opere di Galileo Galilei. Edizione Nazionale, Vol. X. Florenz: Barbera 1934, Nr. 283, S. 306f.
  4. [Anmerkung des Bearbeiters] Das folgende wird zitiert nach;
    Galilei, Galileo: Sidereus Nuncius. Nachricht von neuen Sternen. Herausgegeben und eingeleitet von Hans Blumenberg. Übersetzt von Malte Hossenfelder. 2.te Auflage. Frankfurt a.M: Suhrkamp 2002, S. 84f.
    Für eine ältere Übersetzung dieser Stelle siehe:
    Wolf, Rudolf: Geschichte der Astronomie. München: Oldenbourg 1877, S. 311.
  5. Im Manuskript schrieb Galilei acht Monate (menses fere octo), eine Zahl, die er im Druck auf zehn abänderte. Der Unterschied erklärt sich teilweise durch die Tatsache, dass das Manuskript am 30. Januar 1610 an den Drucker geliefert wurde und dass die Druckerlaubnis erst am 1. März ausgestellt wurde, so dass der Sternenbote erst am 12. März in Venedig erscheinen konnte. Das wäre also am Anfang Juni gewesen, dass Galilei die Neuigkeit wahrnahm. Dieses Datum stimmt mit dem überein, das sich aus einem Brief Galileis an Landucci vom 29. August 1609 ergibt, wonach sich vor zwei Monaten das Gerücht verbreitete, dass in Flandern ein Instrument um in die Ferne zu sehen, dem Prinzen Moritz vorgestellt wurde.

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