Galilei und Marius


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... werden alle jene Erscheinungen mit einer passenden Theorie erklärt; diesem endlich wird eine Zusammenstellung und Gebrauchsanweisung der Tabllen hinzugefügt; dies ist das Hauptziel dieses ganzen Buches.[1]

Die Abschätzung der linearen Dimensionen sowohl des Jupiters wie der Bahnen seiner Satelliten weist schwere Fehler auf, weil die Berechnung auf falschen Daten basiert, die von Tycho Brahe übernommen wurden. Marius nahm an, dass der Durchmesser von Jupiter nur 35/60 desjenigen der Erde umfasst, eine Zahl die 19mal zu klein ist, und für den Wert des Winkels unter dem Jupiter im mittleren Abstand von der Erde aus erscheint, nimmt er überall in seiner Arbeit den Wert einer ganzen Minute, welches im Verhältnis 5 : 3 zu groß ist.[2]

Er gibt an, dass er diesen Wert durch häufige, sorgfältige und tägliche Beobachtungen[3] bestimmt hat, er hat sogar versucht festzustellen, ob dieser Wert gemäß dem Abstand Erde - Jupiter variiert. Zu diesem Zweck benutzte er ein Instrument, das er nicht beschrieb,[4] aber er gibt zu, dass es ungeeignet war, um diese Vergrößerung oder Verkleinerung zu messen.[5] Infolgedessen erlaubte es das Instrument von Marius nicht mit einer größeren Genauigkeit als einer Viertel Minute zu messen. Wir haben bereits angemerkt, dass Galilei im Discorso sagt, er habe eine besondere Methode verwendet um Distanzen zu messen: "Ich habe einen Weg gefunden, solche Messungen ohne einen Fehler durchzuführen, der größer ist als ein paar Sekunden", doch hat Galilei seine Methode nie beschrieben.[6] Es ist jedoch sicher ...


Fussnoten

  1. [Anmerkung des Bearbeiters] Oudemans und Bosscha bringen in diesem Absatz eine leicht gekürzte französische Übersetzung der Einleitung zum ersten Teil des Mundus Jovialis. Hier wurde auf die deutsche Übersetzung dieses Abschnitts von Joachim Schlör (1988, S. 57) zurückgegriffen.
  2. [Anmerkung des Bearbeiters] "Durch möglichst sorgfältige, und zwar tägliche Beobachtung habe ich herausgefunden, dass der Jupiter in seinem Durchmesser gleichsam 35/60 des Durchmessers der Erde misst. Ich habe nämlich oft nach Anbruch der Nacht gesehen, dass er sich mit seinem Durchmesser in mittlerer Entfernung von der Erde nicht mehr als eine Winkelminute am Himmel ausdehnt."
    Vgl. Marius, Simon: Mundus Jovialis. Nürnberg: Lauer 1614, Bl. A1r-v. Deutsche Übersetzung nach Schlör 1988, S. 57, 59.
  3. [Anmerkung des Bearbeiters] Vgl. Marius, Simon: Mundus Jovialis. Nürnberg: Lauer 1614, Bl. A3v.
  4. Es ist nicht schwer sich ein solches Instrument vorzustellen. Die Art und Weise, wie man die Vergrößerung eines Fernrohrs bestimmt und die Galiei im Sternenboten beschreibt, nämlich, dass man ein und dasselbe Objekt mit beiden Augen betrachtet, einmal mit bloßem Auge, das andere Auge mit einem Fernrohr bestückt, führt hier zur Idee: Eine eingeteilte Regel wird an das vordere Ende des Fernrohrs gehängt und senkrecht zur Achse dieses Instruments, das von einem hinter dem Beobachter plazierten Licht beleuchtet wird, so könnte zumindest eine gute Annäherung aussehen, wenn man das Bild im Fernrohr anschaut und das andere, sei es mit dem unbewaffneten oder mit dem mit einer Linse versehenen als Maßstab hernimmt. Um den wahren Wert des Winkel zu sehen, unter dem das Objekt gesehen wird, muss man die Vergrößerung des Fernrohrs wissen.
  5. [Anmerkung des Bearbeiters] "Diese maximae elongationes, sonderlich aber des vierdten / werden etwas geändert / nach dem ♃ nahe oder fern von der Erden stehet / aber solche differentiam hab ich mit meinem Instrument nicht abmessen können." Marius in der Widmung seines Prognosticons für das Jahr 1613, Bl. A4r.
  6. Sogar in den von Alberi veröffentlichten späteren Beobachtungen, haben wir nichts über diese Methode gefunden, außer der Anmerkung zwischen dem 31. Januar und dem 1. Februar 1612, nämlich: In dieser zweiten Beobachtung wurde ein Instrument benutzt, mit genau verzeichneten Einteilungen, die die östlichen Abstände gut wiedergibt, wobei das Instrument nicht einmal exakt ausgeführt sein muss (Alberi, Eugenio: Galilaei et Renierii In Jovis satellites lucubrationes quae per ducentos fere annos desiderabantur. Florenz 1846, S. 84), und weiter [gleiche Seite, Anmerkung zum 1. Februar]: Man bemerke, dass wenn in diesem Instrument, das der Abstandsbestimmung dient, die Gerade gekennzeichnet wird, welche jene gemäß dem Winkel schneidet, unter welchem die Ekliptik die Parallele zum Äquator des Jupiters schneidet; durch Bewegung des Jupiter auf dieser Geraden ist es möglich zu erkennen, dass die Mediceischen Planeten sich in einer Parallele zur Ebene der Ekliptik bewegen. Das Instrument muss deshalb ein anderes gewesen sein, wie das was wir in Fußnote 4 vorgestellt haben. Wir haben gesehen, dass Galilei 1623 glaubte, dass die Bahnen der Satelliten parallel zur Ekliptik verlaufen. In dieser Hinsicht scheint das Instrument sein Ziel verfehlt zu haben.