Galilei und Marius
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6. | Die Monde bewegen sich, wenn man einen vollständigen Umlauf betrachtet, auf einer parallelen Linie zur Ekliptik. In der Zwischenzeit entfernen sie sich davon, entweder nördlich oder südlich in einer wahrnehmbaren Art, besonders deutlich wenn man zwei davon in Konjunktion sieht wenn einer sich dem Jupiter nähert und der andere sich entfernt. |
7. | Sie zeigen nicht immer die gleiche Helligkeit, sondern sind einmal heller, das andere Mal schwächer. |
Wir halten einige Details betreffs dieser Phänomene fest.
Nachdem er seine Vorgehensweise beschrieben hat, der er folgte, um alle Umlaufdauern zu finden, sowie die Schwierigkeiten, mit denen er zu tun hatte und die Daten, von denen er glaubte, ihnen eine Näherung für die Umlaufdauer entnehmen zu können, sagt er:[1] "Von den kommenden Jahren werden noch folgende Beobachtungen zeugen. Ich verspreche noch nicht völlige Gewißheit, sondern habe für den sorgfältigen Beobachter dieser Sterne für diese Aufgabe recht nützliche Grundlagen gelegt, denen man in Zukunft leicht Fehlendes hinzugeben, Überflüssiges aber wegnehmen kann, wenn dies nötig ist. Man muss nämlich möglichst viele Beobachtungen haben, die untereinander einen genügend großen Zeitraum auseinanderliegen; vor allem aber muss dieselbe Konstellation des Jupiter zu Sonne und Erde vorherrschen. Der Grund wird im folgenden gezeigt werden. Nachdem ich, wie im Vorhergehenden gezeigt, die Umlaufzeit und den Punkt der größten Elongation auf beiden Seiten herausgefunden hatte, berechnete ich bald die Tabellen der durchschnittlichen Umlaufzeiten um den Jupiter, bald sogar die Entfernungen vom Jupiter auf beiden Seiten, und ich glaubte, dass dies alles richtig sei, und fing an, wie man so sagt, vor dem Sieg zu triumphieren, wie es dem klugen Leser aus dem Folgenden ersichtlich sein wird."
Die Beachtung des fünften dieser Phänomene, das von niemandem vorher publiziert wurde, ist für die Berechnung der Umlaufzeiten wichtig. Dies hat ihm die Bemerkung Keplers eingebracht, ihm ein Argument geliefert zu haben zu Gunsten der jährlichen Bewegung der Erde um die Sonne.[2] Die späteren Beobachtungen von Galileo zeigen jedoch, dass er darauf im Bericht vom April 1611 aufmerksam wurde. Anlässlich dieses Phänomens lässt sich Marius lange über die Schwierigkeiten aus, die er als Ursache für die die Nicht-Beobachtung der Parallaxe ansah.
Das sechste Phänomen wurde oben ausführlich diskutiert.
Bei der Prüfung des 7. Phänomens widerspricht Marius Galilei, der angenommen hat, dass diese Schwächung durch eine den Jupiter umgebende Atmosphäre verursacht wird. Er bemerkt sogar, dass nach Galilei der vierte Mond am schwächsten ...
Fussnoten
- ↑ [Anmerkung des Bearbeiters] Marius, Simon: Mundus Jovialis. Nürnberg: Lauer 1614, Bl. C2r-v. Die deutsche Übersetzung folgt der von Joachim Schlör 1988, S. 95, 97.
- ↑ [Anmerkung des Bearbeiters]
Kepler, Johannes: Epitome
Astronomiae Copernicae. Linz: Johannes Plancus 1618, S. 310:
"Sed et secundarij nobis aliquod hujus rei testimonium praebent. Deprehendit enim Marius in suo
Mundo Ioviali, restitutiones satellitum Iovalium circa Iovem, nequaqaum regulares esse ad lineam,
quas ex centro Terrae in Iovem ejicimus; esse vero regulares, si comparent ad lineas ex centro solis
per Iovem eductas. Nimirum id maximi argumenti loco est, Iovis orbitam circa Solem ordinatam esse;
et distantiam Solis à centro orbitae Iovalis esse certam et fixam quodammodò Terram verò
suas ab hoc centro distantias variare per annum.
Quot sunt Astronomorum sectae circa speculationem hanc, ex qua secundum argumentum ducitur?"