Galilei und Marius


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... erscheinen müsse, wenn er sich in Konjunktion mit Jupiter befindet. Dies ist aber nicht der Fall, denn er ist immer am schwächsten bei größter Elongation. Bei dieser Gelegenheit greift er Galilei an, der im Sidereus Nuncius behauptet hat, dass der Mond eine Atmosphäre habe.[1] Marius sagt:[2] "Ich weise auch das zurück, was Galilei von einer um den Mond herum existierenden Luftschicht für bestätigt und anerkannt hält. Denn seit ich mich dieses Instrumentes bediene, habe ich niemals gesehen, dass ein Teil der Mondscheibe dunkler als der Rest war, ausgenommen der Teile, die dort stets als dunkle Stellen erscheinen; dabei ist aber niemals eine unterschiedlichere Helligkeit entdeckt worden als die, welche aufgrund der Beschaffenheit der die Erde umgebenden Luft zustande kommt. Auch habe ich keine beweglichen Flecken auf dem Mond gesehen, wie man sie auf der Sonne beobachtet."

Bei seiner Bemerkung, dass die Monde Verfinsterungen zeigen, wenn sie in den Schatten des Jupiter eintreten, hat Marius nicht versäumt zu erwähnen, dass Kepler ihm geschrieben habe, Galileo habe dies mit seinem sehr vollkommenen Instrument beobachtet.[3] Ihm selbst sei oft passiert, "dass ich nahe beim Jupiter keinen (Trabanten) gesehen habe, dass ich aber wenige Stunden später einen Jupitermond in bemerkenswertem Abstand vom Jupiters gesehen; dieser entsprach nicht der Bewegung in den dazwischenliegenden Stunden, sondern war um vieles größer. So habe ich umgekehrt manchmal einen Planeten in bemerkenswerten Abstand von Jupiter gesehen; später, nachdem einige Stunden vergangen waren, war er verschwunden, obwohl er dennoch entsprechend seinem Lauf immer noch hätte gesehen werden müssen. Ich habe aber damals nicht die Zeiten dieser Beobachtung vermerkt. Aber es ist notwendig zu bemerken, dass dieses zur Zeit der Quadratur zwischen Jupiter und Sonne geschieht, und zwar im westlichen Teil des Jupiter ungefähr zur Zeit der ersten Quadratur, im östlichen Teil ungefähr zur Zeit der letzten Quadratur zwischen Jupiter und Sonne." Diese Einzelheiten scheinen uns mehr als ausreichend zu sein, um die Ernsthaftigkeit der Arbeit von Marius zu beweisen, die für ihre Zeit bemerkenswert ist.

Lassen Sie uns mit einigen Details über den Autor enden, die der Widmung und dem Vorwort von Marius entlehnt sind. Von Anfang an ist klar, dass Marius nach einem gefährlichen Sturz, der ihm in Italien passiert war, erschöpft war, er sagte sogar von sich selbst, dass "die Kraft meines Verstandes völlig geschwächt ist", als Folge der Schwäche, die er sich durch seine Forschung zuzog, wie er sie in seinem Buch aufzeichnete.[4] In seinem Vorwort beschreibt er vier seiner Beobachtungen, die er noch nicht in den Widmungen seiner Prognostica vermerkt hatte. Die erste ist die Entdeckung des Andromedanebels am 15. Dezember 1612, den er sehr treffend verglich ...


Fussnoten

  1. [Anmerkung des Bearbeiters] "Überdies steht fest, dass nicht nur die Erde, sondern auch der Mond seine Dunsthülle hat, die ihn umgibt [...] Dasselbe können wir nun auch logischer Weise über die übrigen Planeten urteilen, so dass es keineswegs unglaubhaft erscheint, auch den Jupiter mit einer Hülle zu umgeben, die dichter ist als der übrige Äther, und um die die Meiceischen Planeten kreisen wie der Mond um die Sphäre der Elemente. Durch das Dazwischentreten dieser Hülle erscheinen sie während ihrer Erdferne kleiner, während ihrer Erdnähe aber, wegen des Fehlens oder der Verdünnung dieser Hülle, größer." (Galilei, Galileo: Nachricht von neuen Sternen. Übersetzt von Malte Hossenfelder. 2. Auflage. Frankfurt a.M.: 2002, S. 131).
  2. [Anmerkung des Bearbeiters] Marius, Simon: Mundus Jovialis. Nürnberg: Lauer 1614, Bl. D1r. Die deutsche Übersetzung folgt der von Joachim Schlör von 1988, S. 107.
  3. Siehe dazu Anhang V am Ende dieser Abhandlung. [Der Brief von Kepler an Marius ist nicht überliefert. Die zitierte Stelle findet sich in: Marius, Simon: Mundus Jovialis. Nürnberg: Lauer 1614, Bl. D3v. Im folgende Absatz bringen Oudemans und Bosscha eine leicht gekürzte Zusammenfassung der angegebenen Stelle bei Marius. Wir bringen den vollständigen Text in der Übersetztung von Joachim Schlör 1988, S. 117.]
  4. [Anmerkung des Bearbeiters] Marius, Simon: Mundus Jovialis. Nürnberg: Lauer 1614, Bl. )()(1r. Die deutsche Übersetzung folgt der von Joachim Schlör von 1988, S. 31.

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