Thomas Venatorius (Gechauf, Jäger)
Nürnberger Theologe, Humanist und Mathematiker.* 1488 in Nürnberg ; † 04.02.1551 in Nürnberg
- 1. Heirat: 11.08.1527 Margarethe Zeckendorfer (?-1542), ehemalige Nonne.
- 2. Heirat: 17.07.1542 Margaretha Kobolt.
- Kinder: Mindestens 1 Sohn.
Lebenslauf:
Über die Jugend von Thomas Venatorius ist kaum etwas bekannt. Die von ihm erhaltenen Briefe, lassen die Behauptung einiger Biographen, dass er Dominikanermönch war, als wenig wahrscheinlich erscheinen. Erstmals nachweisbar ist er 1519 als Frühmessner in Kornburg. Im September 1522 wurde er Prediger bei Heilig-Geist in Nürnberg. Bis 1533 war er dort Sudenprediger. 1532 wurde er Prediger im Nonnenkloster St. Katharina, ab 1533 war er Prediger bei St. Jakob, ab 1534 war er auch Schulinspektor. 1544/54 war er zur Durchführung der Reformation in Rothenburg ob der Tauber und in Donauwörth tätig. 1547 trat er in den Ruhestand. Er wohnte in der Zistelgasse, das ist die heutige Albrecht-Dürer-Straße.
Er setzte sich für die Reformation in Nürnberg ein und erwarb sich durch die Herausgabe seiner drei Bücher De virtute christiana den Ruf als erster Ethiker der evangelischen Theologie.
Wirken:
1540 brachte Venatoris das Liber de pictura von Leon Battista Alberti (1404-1472) heraus. Ein Manuskript dieses Werkes befand sich im Nachlass von Regiomontanus (1436-1476), es dürfte die Quelle für diese Ausgabe gewesen sein.
1544 brachte Venatorius in Basel die Werke des Archimedes auf Griechisch und Lateinisch heraus. Wie Venatorius im Vorwort erläuterte, besorgte sich Willibald Pirckheimer (1470-1530) das griechische Manuskript das Archimedes aus Rom. Die lateinische Übersetzung von Jacobus Cremonensis befand sich im Nachlass von Regiomontanus. Es hat sich in der Stadtbibliothek Nürnberg erhalten (Cent V 15). Angehängt an die Archimedesausgabe war der Kommentar des Eutokios von Askalon, den Venatorius dem polnischen Magnaten Severin Böner in Balitz widmete.
In der Vorrede der Archimedesausgabe bezeichnete er Johannes Schöner (1477-1547) als seinen Lehrer. Dass er jedoch bereits 1504 dessen Schüler war, ist nicht haltbar, da sich Schöner damals nicht in Nürnberg aufhielt. Möglicherweise hat er sich erst nach 1526 unter Schöners Anleitung mit Mathematik beschäftigt.
Venatorius war eng mit Pirckheimer befreundet, auf dessen Empfehlung hin er auch 1522 die Stelle bei Heilig-Geist erhielt. Nach Pirckheimers Tod hatte er die Aufgabe, dessen Bibliothek zu katalogisieren, wobei ihm Schöner möglicherweise geholfen hat. Ab 1530 trug Venatorius drei Mal Epigramme zu Werken Schöners bei.
Mitgliedschaften und Ehrungen:
Nach der Eingemeindung Kornburgs wurde 1974 der dortige Kirchenweg nach Venatorius benannt.Ausgewählte Werke:
- De pictura
praestantissimae artis et nunquam satis laudatae, libri tres absolutissimi, Leonis Baptistae de Albertis. Basel: Batholomäus Westheimer 1540 [BSB München]
- Die Begleitschrift von Venatorius an Jacob Millich findet sich nicht in der Ausgabe von 1540, jedoch in einer späteren Ausgabe von 1649 [BSB München]
- Archimedus
tu Syrakusiu ta mechri nyn sōzomena, hapanta. Basel: Heruagius 1544 [ThULB Jena]
- Deutsche Übersetzung des Vorworts von Venatorius
- Deutsche Übersetzung der Widmung des Kommentars von Eutokios an Severin Böner
Literatur:
- Doppelmayr, Johann Gabriel: Historische Nachricht von de Nürnbergischen Mathematicis und Künstlern. Nürnberg: Peter Conrad Monath 1730, S. 51-52
- Grieb, Manfred: Nürnberger Künstlerlexikon, Band 3. München: Saur 2007, S. 1573
- Kolde, Theodor: Thomas Venatorius, sein Leben und seine literarische Tätigkeit. Beiträge zur bayerischen Kirchengeschichte 13 (1902), S. 97-121, 157-195
- Schwarz: Thomas Venatorius und die ersten Anfänge der protestantischen Ethik im Zusammenhange mit der Entwicklung der Rechtfertigungslehre. Theologische Studien und Kritiken 23/1 (1850), S. 79-142
- Will, Georg Andreas: Nürnbergisches Gelehrten-Lexicon, Bd. 4. Nürnberg: Lorenz Schüpfel 1758, S. 83-87
Links:
- Allgemeine Deutsche Biographie
- Zedlers Universallexikon