Briefwechsel Michael Adelbulner


Kurzinformation zum Brief Zum Originalbrief
Autor Adelbulner, Michael (1702-1779)
Empfänger Kirch, Christfried (1694-1740)
Ort Nürnberg
Datum 28. Juni 1734
Signatur UB Basel: L Ia 677, Bl. 33r-34r
Transkription Hans Gaab, Fürth


HochEdler, Hochgelahrter,
   Insonder Hochzuehrender Hl wehrter Patron.

Ew. HochEdl. sind gar zu gütig gegen mich. Denn Sie erzeigen sich nicht nur als ein Beförderer und großer Patron gegen mein Institutum: sondern Sie erweisen mir auch andere Gefälligkeiten, die ich nicht genug rühmen kan. Vor beedes kan ich mich nach meinen jezigen Umständen in der That nicht dankbar seyn, ich muß es also bloß bey der Versicherung bewenden laßen, daß ich bey der ersten und besten

[Bl. 33v]
Gelegenheit nach Möglichkeit zeigen werde, wie sehr Ew. HochEdl. verbunden bin. Was das Com. Astron. betrifft; so läßet es sich immer beßer damit an; wie denn Hl. P. Nicasius[1] seinen Tractat nicht nur geschicket, sondern auch versprochen hat, mit eheste observationes von Pekin aus, mir zu communiciren. Der Tractat führet folgenden Titul: Dissertatio astronomica de ratione corrigendi typos et calculos eclipsium ☉ et ☽, mapparumque geographicarum constructiones ab astronomis et geographis hactenus adhibitas in hypothesi telluris sphaericae vum ista reapse sit figurae sphaeroidalis.[2] Und ist nach meiner Meynung sehr wohl ausgeführet. Hl. P. Celsius hat mir von Rom aus seine observation der lezten kleinen Sonnenfinsternis geschicket;[3] Hl. Can. Capelli[4] hat mir den Calculum über diese Finsternis nach seiner Astrosophia übermacht, dabey aber zugleich gemeldet, daß die von mir verlangte bücher unterwegs seyn. Es werden

[Bl. 34r]
sich die von Ew. HochEdl. verlangte bücher dabey befinden,[5] welche ich, so bald ich selbige in Hand, in die Endterische Handlung[6] übersenden will. Ich möchte doch gerne wißen, wann Ew. HochEdl. den Astronomischen Calender[7] angefangen haben, und ob man sie alle wol in Berlin bekommen könnte: denn Hl. P. Celsius hat mich noch einmal erinnert, alle observationen, die Ew. HochEdl. und Hl. Rost b. m. gehalten, und denen teutschen journalen inseriren laßen, zu colligiren, und herauszugeben; weil die Hl. Italianes ungemein gerne dieses haben möchten, und zu dem Ende Ihn Hl. Celsius gebetten, mich dahin zu disponieren, daß ich solche observationes in mein Com. bringen möchte. Ich habe zu dem Ende auch die Breslauische Sammlung[8] liegen, und die Rostische observationes. Excerpite von Ew. HochEdl. habe ich noch keine gefunden, solten sie auch in andere teutsche bücher ein und andre observationes haben drucken laßen, so bitte es mir zu berichten; damit ich Hl. P. Celsio und denen übrigen Hl. Ital. satisfaction leisten könne. Was noch übrig zu schreiben, werde bey einer anderen Gelgenheit zu melden mit die Freyheit nehmen. Ich bin inzwischen mit aller Hochachtung

Ew. HochEdl.
als meines werthesten Patrons

Nürnb. d. 28. Juni.
                 1734.

ergebenster diener
M Adelbulner


Fußnoten

  1. Der Jesuit Nicasius Grammatici (1684-1736) hatte sich einen guten Namen als Observator gemacht. Von Ingolstadt aus korrespondierte er mit Rost und Wurzelbau. Ab 1732 war er Vorsteher des Priesterseminars in Regensburg, später "Pater spiritualis" des dortigen Kollegiums.
  2. Die Abhandlung von Grammaticus brachte Adelbulner in der Nummer 12 seines Commerciums vom 22. Mai 1734 heraus (S. 93-168). Diese Ausgabe hatte darum statt der üblichen acht Seiten einen Umfang von 80 Seiten.
  3. Celsisus scheint sich bis Ende Juni / Anfang August 1734 in Rom aufgehalten zu haben.
  4. Angelo Felice Capelli (1681-1749) war Astronom in Venedig.
  5. Vgl. das PS im Brief von Adelbulner an Kirch vom 13. Februar 1734.
  6. Die Endter waren eine bekannte Buchhändlerfamilie in Nürnberg.
  7. Gottfried Kirch gab seit 1702 den Astronomischen Calender heraus, der offensichtlich von seinem Sohn fortgesetzt wurde. Vgl. den Eintrag zu Gottfried Kirch im Biobibliographischen Handbuch der Kalendermacher von 1550 bis 1750-
  8. Der volle Titel der sog. Breslauischen Sammlungen lautet:
    Sammlung von Natur- und Medicin- wie auch hierzu gehörigen Kunst- und Literatur-Geschichten so sich von 1717-26 in Schlesien und anderen Orten begeben und als Versuch ans Licht gestelltet. Erfurt: Jungicol 1718-1730 .
    Darin finden sich zahlreiche Beiträge der Brüder Rost.