Briefwechsel Michael Adelbulner


Kurzinformation zum Brief Zum Originalbrief
Autor Adelbulner, Michael (1702-1779)
Empfänger Kirch, Christfried (1694-1740)
Ort Nürnberg
Datum 19. August 1734
Signatur UB Basel: L Ia 677, Bl. 35r-37v
Transkription Hans Gaab, Fürth


HochEdler, Hochgelahrter,
   Insonders Hochzuehrender Hl.
     sehr wehrter Gönner und Patron.

Ew. HochEdl. schicke mit gegenwärtiger Gelegenheit abermal einige numeros des Com. Astronomici; denen ich auch mit dero gütiger Erlaubnis 6. Exemplaria des gedachten Com. beygefüget, mit gehorsamster bitte, Ew. HochEdl. belieben damit die Hl. Liebhaber zu versehen; solten mehrer vonnöthen seyn, erwarte Ordre. Die leges subscriptionis bestehen in dem einigen petito: daß sich nemlich die Hl. Liebhaber

[Bl. 35v]
möchten gefallen laßen, beÿ Einhändigung eines completen Tomi einen Gulden zu bezahlen, welches, wie ich davor halte, ein billiger Preiß ist, wenn man bedencket, was auff die Correspondenz und Kupffer, außer dene andern Ausgaben, gewendet werden muß. Wenigstens kan versichern, daß beÿ einer so geringern Anzahl der exemplarien, keinen Vortheil habe; wie ich denn zufrieden bin, wenn meine Unkosten heraus bringe. Der 1.te Tomus wird, so Gott mir beßer Gesundheit als wie bißher verleihet, dieses Jahr noch geschloßen werden; er soll aus 30 bogen und 4 Kupffer-Tabellen bestehen; die dedication wird an Hl. Ephorum, Hl. von Ebner, als meinen großen Patron gerichtet werden.[1] So bald mit selbigem zu Stande

[Bl. 36r]
will die Supplementa anfangen. Gott gebe mir ersprießliche Zeiten! Ich habe alles dises Hl. P. Celsis, der sich nun in Florenz aufhält,[2] geschrieben, aber noch kein Antwort erhalten. Ich bitte Ew. HochEdl. wollen mir doch deren Sentiment überschreiben, wie Ihnen nemlich die Einrichtung der Comm. gefället, und ob Sie alles das, was gegenwärtig geschrieben, approbiren. Desgleichen möchte gerne wißen, wie Sie den Titul eingerichtet wißen wolten. Ich möchte gerne dero Gedancken darüber mit den meinigen confrondiren, und sehen, wie weit selbige miteinander überein kommen.

Die Bücher von Venedig erwarte diese Woche gewiß,[3] es wird dabey ein Tractätgen seyn, in welchem die fehler angedeutet werden, welche sich in Manfred. Ephemeridibus[4] befinden. Mein Cor-

[Bl. 36v]
respondent schicket mir selbiges in duplo, ich kan also damit aufwarten, so es gefällig. Es befindet sich dabey noch eine ander piece von Manfredio, der Titul ist: Manfr. de annuis inerrantium Stellarum aberationibus;[5] diese nebst dem Tractat de nouissimis circa fixarum[6] etc. kosten 1. R. 12. x. Beltazi Epitom. op. pasch[7] etc. 1. R. 45. x. Astrosophia numerico Auct. Capello 2 Theil[8] kosten 2 fl 48. x. praenumerando; was die übrigen kosten weiß noch nicht. So bald mein paquet bekommen, will die von Ew. HochEdl. verlangte bücher in die Endt. Handlung schicken. Zugleich aber einen Catalogum der übrigen bücher, so ich bekomme, nebst denen pretio beylagen; stehet Ihnen oder einen von den guten freunden etwas an, so kan damit aufwarten. Ich werde die bücher um eben den Preiß zukommen laßen, als sie in Venedig gekaufft worden, weil ich wenig oder gar nichts vor die fracht bezahlen darf, vor meinen theil aber

[Bl. 37r]
keinen profit dabey suche. Ghisleri Ephemerides[9] kan auch hoffen, für kosten 6 fl. In Jena ist eine Epistola zum Vorschein kommen, in welcher von einer Methode gehandelt wird, die annos civiles oder annos solares zu reduciren; der methodus ist artig, und mit nothwendigen annotationes des berühmten Hl. P. Hambergers versehen. Ich werde nächstens in dem Com. davon Erwehung thun.[10] Es ist mir diese Epistola zugeschicket worden, ohne daß ich weiß von wem. Allen Umständen nach, wird das Commercium bald in einen schönen Stand gesezet werden. Nur ist zu wünschen, daß hiesigen Orths mehrer Liebhaber der Astronomie wären, welche mit arbeiten könten und möchten; denn ich befürchte, daß ich in kurzer Zeit nicht alles werde bestreiten können. Wenigstens wünsche, daß die hl. Auctores Ihre Opera

[Bl. 37v]
selbsten recensiren, und die recension mir überschicken möchten, weil die recensiones die meiste Zeit mir wegnehmen. Von Ew. HochEdl. habe auch lange Zeit nichts einrücken können, so erwarte mir dero befehle; weil mir nichts angenehmeres als wenn in der That bezeigen kan, daß ich mit dem größten Vergnügen seye

Ew. HochEdl.
als meines sehr werthen Gönners

Nürnberg d. 19. Aug.
         1734.

ergebenster verbun=
denster diener
M Adelbulner


Fußnoten

  1. Der erste Band war nicht Hieronymus Wilhelm Ebner von Eschenbach (1673-1752) gewidmet, sondern der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Dafür stellte Adelbulner Ebner im Vorwort (Bl. c1r) als seinen großen Gönner heraus: "Non ego satis exprimere verbis possum, quanta humanitate ac gratia institutum hoc probatum sit Illustri ac Generosissimo Domino EBNER ab Eschenbach, Reipublicae nostrae Septemuiro atque rerum sacrarum et litterarium Ephoro, Maecenati meo perquam gratioso". Ebner gehörte also dem Septemvirat an, dem "Kollegium der Herren Älteren" und war für Religion und Bildung zuständig.
  2. Doppelmayr schrieb am 7. August 1734 an Kirch: "daß eben nun unser Hl. Prof: Celsius Italien wird verlassen haben und nach Frankreich gegangen seyn", UB Basel: L Ia 688, Bl. 116,1v. Nach dem vorliegenden Brief hielt er sich dagegen Mitte August in Florenz auf. Celsius scheint also Ende Juni Rom verlassen zu haben und über Florenz nach Frankreich gegangen zu sein.
  3. Vgl. hierzu das PS im Brief vom 13. Februar 1734 sowie den Brief vom 28. Juni 1734.
  4. Eustachio Manfredi (1674-1739) war Astronom in Bologna. Seine aktuellen Ephemeriden erschienen in zwei Bänden: Tomus I: 1726-1737; Tomus II: 1738-1750.
  5. Manfredi, Eustachio: De annuis inerrantium Stellarum aberationibus. Bologna: Constantin Pissari 1729.
  6. Gemeint sind wahrscheinlich Manfredis neue Ephemeriden.
  7. Bettazzi, Jacopo: Epitome operis paschalis. Florenz: Paperinius 1733.
  8. Capelli, Angelo Felice: Astrosophia numerica in II partibus cum Supplem novissimae novissimarum Saturni, Jovis, Martis, Veneris et Mercurii tabulae. Venedig: Antonius Mora 1733-1737.
  9. Ghislieri, Antonio (1685-1734): Ephemerides motuum coelestium ab anno 1721 ad annum 1740: e tabulis de la Hire, Streetii & Flamstedii ad meridianum Bononiae supputatae. Bologna: Benatius 1720.
  10. Pilati, Leopold; Hamberger, Georg Erhard: Ad Adolphum Taurinensem episcopum Epistola de conciliandis annis Iuliano et tropico. Una cum annotationibus Ge. Erh. Hambergeri. Jena 1734.
    Freiherr Leopold von Pilati (1705-1755) war seit 1725 Domherr in Trient. Georg Erhard Hamburger (1697-1755) war Professor für Medizin in Jena. Adelbulner besprach diese Epistola in Nummer 16 des Commerciums vom 3. September 1734, S. 196-200.