Briefwechsel Michael Adelbulner


Kurzinformation zum Brief Zum Originalbrief
Autor Adelbulner, Michael (1702-1779)
Empfänger Kirch, Christfried (1694-1740)
Ort Nürnberg
Datum 22. Juli 1735
Signatur UB Basel: L Ia 677, Bl. 48r
Transkription Hans Gaab, Fürth


HochEdler, Hochgelahrter,
   Insonders hochzuehrender Hl.
     sehr wehrter Gönner und Patron.

Ew. HochEdl. geehrtesten Zeilen d. d. 22. Jun. habe so wol als diejenigen, welche d. 16. Jul. datiert waren, richtig erhalten. Ich habe auch von dem, was dieselbe an mich in dem an die Endtl. Handlung[1] abgelaßenen brief zu berichten beliebten, durch Hl. Jäger[2] Nachricht bekommen. Vor alle dero Bemühung dancke ergebenst; und wünsche nicht mehrers, als Gelegenheit zu bekommen, mich in der That erkänntlich zu erzeigen. Von M. Baratiers[3] habe der Zeit wieder retours, und zwar eine observation der ♀ erhalten. Er will in Pottsdam den gedachten Planeten zwischen 2 maculn observiert, und dieses phaenomenon auch andern Personen gewiesen haben [o ♀ o]. Weil er eben nicht einer von den exercirtesten in der praxi astronomica ist, so macht mir diese observation allerhand gedancken. Inzwischen muß ich sie doch, weil er mich inständig darum ersuchet, dem Comm. inserieren.[4] Uberhaupt wollte ich wünschen, daß er seine Figur deutlicher machte, und mehrern fleiß anwendete. Von meinem lezthin beschriebenen proiect wollte als bald als möglich dero Meinung, mir mit 2. oder 3. Worten.[5] Ich habe zwar bißhero immer vermeinet, auf dem hiesigen Observatorio ein und andren observ. zu halten; allein der liebe Mann[6] macht difficultäten. Weil er nicht in den Himmel hinein will, so will er auch keinen andern hinein laßen. Inzwischen bin ich mit einem hiesigen Patricio sehr bekant, dem ich so viele schöne und herrliche Dinge von der Astron. vorgesaget, daß er nun willens ist, sich nach und nach Instrumenta anzuschaffen, und so wol die theorie als praxin zu exerciren. Wir haben auch bereits die Arith. und Geometrie nebst der Trignometrie plana durchgegangen, und die vorige ganze Woche mit der praxi geometrica auf dem felde zugebracht. Und vor diese Person gehöret auch der Quadrant, von welchem ich weiter gegenwärtig nichts schreiben kan, weil sich gedachte Person vor diese Woche auf Ihren güter aufhält. Das Micrometron aber, so vor mich gehöret, bitte noch zu laßen. So bald als es seyn kan, erwarte Commercii nebst meinem conto, ratione des Restgelds. Ich bin mit allem Vergnügen

Ew. HochEdl.

Nürnbg d. 22. Jul.
         1735.

ganz ergebenster diener
Adelbulner


Fußnoten

  1. Die Endter waren eine bekannte Buchhändlerfamilie in Nürnberg.
  2. Vermutlich ein Handelsmann. Er überbrachte auch den Brief vom 4. Mai 1734 nach Berlin.
  3. Jean-Philippe Baratier (1721-1740) aus Schwabach galt als Wunderkind. Er war u. a. Mathematiker.
  4. Vgl. im zweiten Band der Commercii die Nummer 14 vom 30. Juli 1735, S. 105-107.
  5. Adelbulner wollte die in den Zeitschriften verstreuten astronomischen Beoabachtungen sammeln und als Supplementband herausbringen.
  6. Gemeint ist Johann Gabriel Doppelmayr, der damals u.a. Direktor des Observatoriums war.