Briefwechsel Johann Philipp Andreae


Kurzinformation zum Brief  
Autor Andreae, Johann Philipp (1699-1760)
Empfänger Wagner, Georg Erasmus (1679-1745)[1]
Ort Schwabach
Datum 4. Juni 1734
Signatur Staatsarchiv Nürnberg: Ratskanzlei-A Laden A 155-3, Bl. 77-78
Transkription Hans Gaab, Fürth

HochEdel Gestrenger, Hoch GeEhrtester Herr Banchier.



Die Gutthaten, welche Euer HochEdel Gestreng an vielen Notleidenden und betrangten spühren lassen und erwiesen, sind stadtkündig, besonders aber hat man solches wahrgenommen an den Saltzburgischen Emigranten;[2] Da nun ich unschuldig betrangter und Verfolgter von dem Magistrat zu Nürnberg viele Trangsalen unschuldiger weise außstehen müssen, so hat mir doch der höchste auch wunderbahr geholffen, und mich von der Gewalt der mächtigen Feinde errettet, zu diesem Ende habe ich gegenwärtige Piece in offentlichen truck außgehen laßen, und zu Ende derselben eine Speciem Facti unter fingirten Nahmen aus gehenckt, damit doch ein jeder Unpartheÿischer sehen kann, mit was vor Unrecht und Gewalt ich bin gestrafft, und unschuldiger weise condemnirt worden; da nun ich aber zu Außmachung meiner Gerechten Sache mich an das höchste Reichs=Gericht gewendet, und daselbsten mir ziemlich vieles Geld aufgehen wird, so habe nicht anderst gekont, als etlicher gutthäthiger Herzen zu ersuchen mir nach dero eigenen Willen zu succuriren[3], damit meine Unschuld retten, und der ganzen Burgerschafft zeigen kan, wie übel man mit mir verfahren: Ich habe mehrentheils Hhhl: Kauffleuthe wegen leiden müssen, und dieses war die Feindschafft und Haß Hl: von Ebners[4], welcher mich so hart gehalten. Damit aber Euer HochEdelgestreng zu Belustigung und Ergötzung der augen etwas haben, so habe i. baar extra saubere auch accurate globos verfertiget, solche somit 2: Neuen Büchern[5] von der edirten Piece in ein Kistl: gepackt und Euer HochEdelgestreng übersenden wollen, mit angehängter unterthäniger Bitte solche in aller Güte an und aufzunehmen, solche in dero Contoir zur Belustigung stehen lassen, und nicht so wohl auf das werck, als auf das unterthänige gefliessene Gemüth des Fabricanten und unschuldig gekränckten zu sehen, welcher nicht unterlassen wird, den lieben Gott für Euer HochEdelgestreng langes Leben, und beständiges WohlErgehen inbrünstigst anflehen, und jeder Zeit nebst cordialer Salutation verblieben

Euer HochEdelGestreng

Meines HochgeEhrtesten Herrn Banchiers

Schwabach den 4. Junij: 1734

Ergebener Diener
Johann Philipp Andreae,
Mathematicus
dermahlen als unschuldig Verfolgter


P:S: Wann Euer HochEdelGestreng mir mit fl 20: vor gegenwärtig übersandte 2: Globos und 2: Bücher an Hand gehen, so ist es mir eine sonderbahre Consolation, damit meine vorhabende Reise nach Wien antretten, und meine Sachen gar richten kan, ich will es vor ein sonderbahrs Geschenck annehmen, der liebe Gott wird Ihnen hoffentlich so viel davon ersetzen, welchs ich versichere. Ich bin durch den harten und langwührigen Arrest völlig außer Stand gesetzt worden, dahero mich wider ein wenig erhohlen erst muß; haben Euer HochEdelGestreng die große Gütigkeit, ich bin es bedürfftiger als ein Saltzburgischer Emigrant.

Fußnoten

  1. Der Bankier Georg Erasmus Wagner, wohnhaft in der Egidiengassen, wurde am 13. Oktober 1745 beerdigt; Bestattungen St. Sebald 1741-1754, S. 229 (Scan 145), Nr. 114; vgl. auch Stadtarchiv Nürnberg: E 8 Nr. 2333 / 46
    Am 13.05.1679 war er in St. Sebald getauft worden; Taufen St. Sebald 1676-1701, S. 189 (Scan 97).
  2. 1731 hatten ca. 20.000 Protestanten ihres Glaubens wegen das Erzstift Salzburg verlassen müssen.
  3. succuriren: zu Hilfe kommen.
  4. Hieronymus Wilhelm Ebner von Eschenbach (1673-1752) diente seit 1700 dem Rat der Stadt Nürnberg.
  5. Es handelt sich um zwei Ausgaben der Nürnbergische Staats- und Regiments-Verfassung, die Andreae im Juni 1734 herausgebracht hat. Angehängt war ein kurzer Bericht über das Gerichtsverfahren gegen ihn, bei dem die Namen geändert waren. Vgl. das Protokoll vom 05.06.1734, Staatsarchiv Nürnberg: Ratskanzlei-A Laden A 155-3, Bl. 79. Gegen dieses Schrift gerichtet erschien noch 1734 ebenfalls anonym: Alphonsus Freymuth, Der freche Lügner.

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