Briefwechsel Johann Michael Franz
Kurzinformation zum Brief | |
Autor | Güther, Johann Georg Christoph (1729-1777)[1] |
Empfänger | Fresenius, Johann Philipp (1705-1761)[2] |
Ort | Nürnberg |
Datum | 14. April 1747 |
Signatur | UB Johann Christian Senckenberg Frankfurt a. M.: Ms. Ff. J. Ph. Fresenius A 1 Nr. 297, Bl. 590r-591v |
Transkription | Hans Gaab, Fürth |
Hinweis | Dieser Brief wurde zum Briefwechsel von Franz hinzugefügt, weil es darin u.a. um die Arbeitsbedingungen im Homannschen Officin geht. |
A Monsieur
Monsieur Fresenius
Ministre de la Parole de
Dieu
a
Franckfort
[Bl. 590r]
HochEhrwürdiger, Hochachtbarer und Hochgelehrter,
HochgeEhrtester Herr Pastor,
Endlich stillen Euer HochEhrwürden durch Dero Hochgeehrtestes vom 16ten Martii, welches den 20ten dito mit grossem Vergnügen erhalten, mein sehnliches Verlangen, weßwegen ich mich dann auch höchstens verpflichtet sehe, für solche angenehme Bewürdigung Euer Hochwürden zuförderst gehorsamst zu dancken. Und gleichwie ich Dero threuen Person jederzeit in ehrerbietigsten Andencken zu behalten schuldig bin, also werde auch niemahlen aufhören, mit dem allerdanckbaresten Hertzen Dero wahres Wohlergehen zu wünschen. Euer Hochwürden sowol als auch andere haben von meinen kläglich beschriebenen Umständen in Ansehung des Zeichnens mit grosser Klugheit geurtheilet, und die Tilgung dieses mir so grossen Ubels von nichts als der vollkommenen Billigkeit hergenommen: massen das Zeichnen allerdings mit zur Lehre gehört, und durchaus keine sechs=jährige Lehrzeit erforderlich wäre, wann nicht mehr als was in dreÿ Monath gelernet, profitiren wolte: allein, wer siehet nicht, daß eben deßwegen meine Umstände, welche Euer HochEhrwürden noch jetzo nicht anderst, als wie es bereits schon geschehen, abbilden kan, desto bedaurenswürdiger sind, und meiner eifrigen Lehrbegierde ein machet. An modesten Vorstellungen hat es niemals gefehlet, es ist auch das was Euer HochEhrwürden selbst als ein Mittel der völligen Bezahlung des Lehrgelds und auch nachhero an Ihro Hochgräfl. Exc. zu Langenburg ergangenes unterth. Bitten und Klagen, vorstellungs= und erinnerungsweiß von Hoch denenselben ernsthafft geschehen, aber auch wider alles vermuthen fruchtlos abgegangen. Mein Hl. ist ein solcher Mann, der niemand Anlaß giebt ihn für einen Sclaven seiner Worte ausruffen zu können, und wie man siehet, scheert er sich gar nicht, auch bey grossen Stands=
[Bl. 590v]
Personen diese seine gröste weiß aber nicht wie rühmliche Eigenschafft
bekannt zu machen: dann so offt der Herr Graf eine gnädigste Vorstellung
thun lassen, welches zum drittenmal durch einen Legations-Secretarium
vom fränkischen Kraÿß geschehen, hat er allemal Sancte versprochen,
darauf zu achten, und doch niemalen die That gegen mir nur in
ein Wort ausbrechen lassen, wol aber, wann ich ihn daran erinnert, die
zornige Antwort gegeben: ich solle nur arbeiten was er mir vorlege.
Und da also von ihm keine Ursach solcher muthwilligen Hindernis meines
Glücks angegeben wird: so können Euer HochEhrwürden aus dieser
Erzehlung, ich aber aus der überflüßigen Erfahrung leicht den betrübten
Schluß machen, daß sein in ihm herrschender Geitz, der, wann es nur möglich
wäre, gern alle Stund eine Summa Geld von meiner Arbeit zöge, mithin
keine Minute mich im Zeichnen zu üben erlaubet, seine eigennutzige
Absicht, mich lebenslang als einen elenden Land-Charten Stecher an welchen
ohnehin ein Mangel ist, beÿ der Officin zu nutzen, und überhaupt sein eben
gar nicht exemplarisches Leben, da er die so theure Zeit mit Müssiggang
und welches gemeiniglich folgt, auf unnützen Wegen zubringt, einig und
allein die Ursach ist, warum er in diesem Punct, weder Kosten, Sorgfalt
noch Mühe anzuwenden, sondern vielmehr dadurch in gewisser Maß mein
Unglück zu befördern verlanget. Ich bedaure nur, daß Euer HochEhrwürden
durch den in mich gelegten Trieb, etwas rechtschaffenes zu lernen,
in gütigster Vortragung meiner Umstände abermal viele Mühe
zugewachsen, als wofür denenselben auch in schuldigster Ergebenheit
dancke, mit gehorsamster Bitte, mein aus wehmüthigen und verzagten
Hertzen geschehenes Ansuchen hochgeneigt zu entschuldigen, und zu glauben
gütigst geruhen, daß beÿ allen diesen mangelhaften Umständen, und
der grossen Traurigkeit, welche mir die nun völlig zerflossene Hoffnung
in Erreichung meines Zweckes verursachet, dennoch der grosseste
Theil meiner Zufriedenheit darinnen beruhet, wann Dero Hochschätzbaren
Gewogenheit mich noch ferner getrösten, und biß zu Aufhörung
meines Lebens in tiefsten Respect dafür verharren kan
Euer HochEhrwürden
meines Hochgeehrtesten Herrn Pastoris
Nürnberg
den 14ten April
1747.
gehorsamster und danckverbun
denster Diener
Johann Georg Christoph Günther.
Fußnoten
- ↑ Johann Georg Christoph Günther (1729-1777)
wurde im nördlich von Öhringen gelegenen Ernsbach geboren und bei Franz
in Nürnberg zum Kupferstecher ausgebildet. Er ging später mit
Lowitz nach Göttingen und sollte
als Kupferstecher an dessen geplanten großen Globen arbeiten. 1761 kehrte
er nach Nürnberg zurück. Er machte sich auch einen Namen als Pastellmaler. Zu ihm siehe:
Valentin, Elke: Malerische Lebensläufe?! Zur Malerei und zum Pastellmaler Christoph Günther am Weikersheimer Hof. In: Bernert, Sara; Wiese, Wolfgang: Schloss Weikersheim: Neue Forschungen. Oppenheim: Nünnerich-Asmus 2019, S. 247-257. - ↑ Johann Philipp Fresenius (1705-1761) war seit 1743 lutherischer Pfarrer in Frankfurt a. M.