Briefwechsel Georg Moritz Lowitz


Kurzinformation zum Brief  
Autor Lowitz, Georg Moritz (1722-1774)
Empfänger Euler, Leonhard (1707-1783)
Ort Nürnberg
Datum 19. November 1745
Signatur Archiv der Akademie der Wissenschaften, St. Petersburg: F. 136. Op. 2, Nr. 2, Bl. 73-75r
Zusammenfassung Juškevič, Adolf Pawlowitsch; Winter, Eduard: Die Berliner und die Petersburger Akademie der Wissenschaften im Briefwechsel Leonhard Eulers. Band III, Teil 3. Berlin: Akademie-Verlag 1976, S. 206-207
Fußnoten Hans Gaab, Fürth

Lowitz dankt für den Brief Eulers vom 26. Okt.,[1] in dem Euler auf ein früheres Schreiben von Lowitz geantwortet hatte. Vor 14 Tagen hat Lowitz Eulers "Nachricht" bekommen,[2] in der er "einen solchen raren Schatz von allen Gesetzen der Bewegung" gefunden hat. Man findet die von Newton in den Principia Philosophiae naturalis bewiesenen Lehrsätze "auf das deutlichste zergliedert". Lowitz hat jetzt die Hoffnung, auch die anderen Schriften Newtons, die ihm bisher unverständliche geblieben sind, "verstehen zu lernen". Er hat die Rechnung nachgerechnet, um sich so "eine Fertigkeit" zu erwerben.

Lowitz arbeitet alle Publikationen auf diese Weise durch. Bei Eulers Schrift über die Theorie der Kometen[3] ist ihm die Benutzung des Begriffs "Exzentrizität" unklar, die nicht mit der sonst üblichen Definition übereinstimmt.

Lowitz fragt, welche Schriften von Euler in Paris gedruckt sind.[4] Vor einem Jahr hat Lowitz eine kleine anonyme Schrift über Kometen aus Berlin erhalten.[5] Er vermutet Euler als Autor; in dieser Ansicht haben ihn die Seiten 96-99 der Theorie der Kometen bekräftigt. Er hat auch den Band VII der "Miscellaneorum" bereits bestellt. Die Petersburger Publikationen sind aber teuer,[6] weshalb er die mathematischen Beiträge daraus abgeschrieben hat. Lowitz ist jetzt mit dem 2. und 3. Band fertig. Er würde sich gerne den mathematischen Teil alleine anschaffen.

Lowitz verweist auf Eulers Feststellung, daß es "in der Astronomie an guten und accuraten Instrumenten fehlet", und stellt fest, daß - Graham[7] vielleicht ausgenommen - man zu sehr die Bequemlichkeit des Observators und zu wenig auf die "Akkuratesse" achte. Als Beispiel verweist Lowitz auf Marinonis[8] Beschreibung des Wiener Observatoriums.[9] Bei einer kritischen Wertung der Instrumente würden nur "3 oder 4 davon übrig bleiben", darunter die von Graham verfertigte Pendeluhr. Lowitz will sich vor allem darauf konzentrieren, die praktische Astronomie zu vervollkommnen, um sie mit der theoretischen auf ein gleiches Niveau zu heben. Er benutzt zur Zeit einen "teleskopischen Quadranten" mit einem Radius von 2½ Schuh, der Franz gehört.[10] Es ist ein ähnliches Gerät wie das, welches Maupertius[11] in Lappland und Frankreich benutzt hat.[12] Mit diesem Gerät kann man mehr erreichen, als mit den gewöhlichen 6 Schuh großen.

Lowitz will sein Programm zur Beobachtung der "Veränderung der Magnetnadel" zum Druck fertig machen.[13] Er arbeitet an 30 Magnetnadeln von 10 Pariser Zoll Größe, die er an "Liebhaber der Mathematik" umsonst übersenden will. Lowitz will die Schrift vor dem Druck nach Berlin senden, damit sie von der Berliner Akademie empfohlen werde. So erhofft er sich eine größere Resonanz, weshalb er auch um die Unterstützung Eulers bittet, daß diese Empfehlung auf eigenen Kosten von der Akademie in dreißig Exemplaren gedruckt und gesiegelt ihm zur Versendung überlassen werde.

Lowitz wagt diese Bitte, da Eulers Hilfsbereitschaft bei der Förderung der Wissenschaften allgemein bekannt ist.

Im Postskriptum geht Lowitz auf das Problem der "Erfindung der Mittagslinie auf einer Horizontalfläche" und fragt, ob die von ihm benutzte trigonometrische Formel in eine für die Konstruktion geeignetere Form gebracht werden kann.



Fußnoten

  1. Dieser Brief ist nicht überliefert.
  2. Es ist nicht klar, welche Schrift Eulers hier gemeint ist.
  3. Euler, Leonhard: Theoria Motuum Planetarum Et Cometarum. Berlin: Haude 1744.
  4. Vor 1745 kamen in Paris folgende Werke von Euler heraus (Vgl. den Enström Index):
    Meditationes super problemate nautico, quod illustrissima regia Parisiensis Academia Scientiarum proposuit. 1728
    Dissertatio de igne in qua ejus natura et proprietates explicantur. 1739
    Inquisitio physica in causam fluxus ac refluxus maris. 1741
  5. Beantwortung verschiedener Fragen über die Beschaffenheit, Bewegung und Würckung der Cometen. Berlin: Haude 1748.
  6. Für einen Band der Petersburger Kommentare bezahlte Lowitz 1764 6 Reichstaler, Universitätsarchiv Göttingen: E-38-2, Scan 112.
  7. Georg Graham (1673-1751) war ein englischer Uhrmacher.
  8. Johann Jakob Marinoni (1676-1755) war österreichischer Astronom und Kaiserlicher Hofmathematiker.
  9. Marioni, Johann Jakob: De Astronomica Specula Domestica Et Organico Apparatu Astronomico: Libri Duo. Wien: Kaliwoda 1745.
  10. Vgl. hierzu:
    Lowitz, Georg Moritz: Beschreibung eines Quadrantens der zur Sternkunde und zu den Erdmessungen brauchbar ist. Nürnberg: Georg Peter Monath 1752 (2. Auflage)
  11. Pierre-Louis Moreau de Maupertuis (1698-1759) wurde vor allem für seine Expedition nach Lappland bekannt, wo er durch Vermessungen die Abplattung der Erde an den Polen nachweisen wollte.
  12. Informationen zu diesem Quadranten finden Sie hier.
  13. Vgl. hierzu den ersten Brief von Lowitz an Euler vom 15.10.1745.