Briefwechsel Georg Moritz Lowitz


Kurzinformation zum Brief  
Autor Lowitz, Georg Moritz (1722-1774)
Empfänger Münchhausen, Gerlach Adolph von (1688-1770)[1]
Ort Göttingen
Datum 24. Januar 1757
Signatur Niedersächsisches Landesarchiv Hannover: Hann. 94, Nr. 745, Scan 9-11
Transkription Hans Gaab, Fürth


Hochgebohrner Freÿherr,
Hochgebietender Herr Geheimer Rath,
und Cammer-Praesident,
Gnädigster Herr!



Ewerer Hochgebohrnen Excellenz bezeugte gnädigste Zufriedenheit über meine geringen Bemühungen zum Aufnehmen der Wissenschaften, rühret mein ganzes Herze; und ich werde dadurch um so viel mehr ermuntert, alle Kräften anzuwenden, mich dieser höchsten Gnade immer würdiger zu machen: zumahl Ew. Hochgebohrne Excellenz Selbst das aller mehrste dazu beÿtragen, und meiner eÿfrigen Bemühungen kräftigst unterstützen.

Insbesondre muß ich hier vor die mir erwiesene höchste Gnade des verliehenen Anlehens von Eintausend Reichsthalern zum fernern Behuf meiner kostbaren Weltkugeln Arbeit noch einmahl meinen unterthänigsten Danck abstatten! und zu gleich melden, daß die schon im verwichenen Jahr entworffene, und genehm gehaltene nunmehr gerichtlich vollzogene Obligation darüber, dem Herrn geheimen Secretaire Scheele[2] ist ein gesendet worden. Die scheinbare Saumseeligkeit, dieser höchsten Gnade mich zeitiger zu Nutze zu machen, liegt bloß an der Unterhandlung zu einem andern Capital von 1500 oder 2000 Rthl die ich noch zur schleunigen Beför-

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derung dieser wichtigen Arbeit anwenden muß. Der Herr von Cramer[3] in Hanover ließ mir sicher 1500 Rthl versprechen: und da er dort Gelegenheit fande, gab er es an den Pedellen Ohsen[4], ohngeachtet ich mich gänzlich darauf verlassen habe. Nun läßet er mir noch 1000 Rthl anbieten, womit mir aber nicht gedienet ist; indem ich meine Arbeit mit einem mahle bestreiten möchte, zu mahl da ich auf die Versprechungen des Herrn Raths und Professoris Franz mir die schuldigen Gelder fristen weise zu bezahlen, nicht bauen darf. Es sind noch ausser dem in der beÿgesandten Obligation verschriebenen Wohnhauße welches 3000 Rthl werth ist, noch 14 Morgen der besten, nächst an denen Toren Göttingens, liegende Felder, nebst noch einem großen Garten der in der Stadt nächst der neuen reformirten Kirche lieget[5] zur Hypotheque bereit, und meine Frau wolte sich als Selbschuldnerin verschreiben, wenn ich ein solches Capital auf zweÿ Jahre lang gegen gewöhnliche Interessen pro Cento bekommen könte. So bald als das Werk vollendet ist, so werden die eingesanden Gelder also bald zur Wiederbezahlung angewendet. Solte ich nicht Hofnung haben können, daß Ew. Hochgebohrne Excellenz, dieses höchst deroselben Aufmerksamkeit würdigen!

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Ew. Hochgebohrne Excellenz erhalten hierbeÿ ein unterthäniges Schreiben[6] von meinem Schwager dem Herrn Doctor Cassius[7] allhier, welcher höchst dieselben um eine Gnade anflehen wird, die sich auch zugleich unmittelbahr bis auf mich erstrecket. Wegen der sehr vielen und grossen Sachen, die zu meinen weitläufigen Kugelwerke gehören, und die sich noch immer mehr anhäufen: als die Kupferdruckereÿ, die Bild Schnitzereÿ, das Laquiren und Vergolden, das Laboratorium Mechanicum, nebst der Samlung der Kupferplatten, der großen Gestelle zu 22 Paar Kugeln die laquiret und vergoldet worden, nebst den Kugeln selbst und noch mehrern; zu welchem jeden insbesondre eigene Zimmer nöthig sind; ist mir mein jeziges Wohnhauß, welches ohne hin voller Sachen stecket, viel zu klein, als daß ich alles unterbringen kan. Es muß daher das meiste in der Scheune und in den Ställen zu meinem Schaden verwahret werden. Ich suchte daher schon lange nach einem geraumigen Hauße meine weitläufige Fabrique unter zu bringen. Wo ja eines vorhanden ist, so stehet mir die Miethe desselben allzu theuer. Würde nun mein Herr Schwager durch deroselben höchste Gnade an einen andern Ort befördert, so könte ich dasselbe Hauß nebst dem Meinigen

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zu dieser Absicht vortreflich brauchen, in dem er mir solches gegen einen billigen Mieth Preiß überlassen würde. Ich hätte zumahl, da dasselbe Haus nächst an dem Meinigen lieget und ohnehin Communication hat, nicht nöthig aus zu ziehen; sondern nur bloß die Kugel Fabrique hinüber schaffen: Mithin jährl. vieles ersparen könte.

Ew. Hochgebohrne Excellenz haben demselben Hauße beÿ Lebzeiten meines seeligen Schwiegervatters weÿland Burgermeister Riepenhausen[8], die höchste Gnade verliehen, darinnen zu wohnen, als Göttingen das höchste Glück genossen hat höchst dieselben in ihren Mauern zu sehen. Mithin werden Ew. Hochgebohrne Excellenz demselben noch ferner gnädig seÿn und bleiben. GOTT erhalte Ew. Hochgebohren Excellenz demselben noch viele Jahre in höchstem Wohl und Segen! und gebe daß ich mich beständig in tiefster Ehrfurcht unterschreiben darf


Hochgebohrner Freÿherr,
Hochgebietender Herr Geheimerrath
und Cammer-Praesident
Ew. Hochgebohrnen Excellenz



Göttingen am 24ten Januar
        1757.

unterthänigster
Georg Moriz Lowiz.



Fußnoten

  1. Gerlach Adolph von Münchhausen (1688-1770) war Minister des Kurfürstentums Hannover. 1734 war er einer der Begründer der Georg-August-Universität in Göttingen. Ab 1753 war er als Kammerpräsident für das Ressort Finanzen zuständig.
  2. Vermutlich Georg Heinrich Scheele (1724-1781).
  3. Vermutlich Johann Ludwig von Cramer (ca. 1707-?), der im Oktober 1742 Amtsrat in Hannover geworden war.
  4. Vermutlich Georg Gerhard Ohsen (12.01.1710-11.04.1764), Pedell bei der Geheimkanzlei.
  5. Die heutige Adresse der reformierten Kirche Göttingens ist Untere Karspüle 11. Die Grundsteinlegung zum Bau der Kirche erfolgte am 10. Mai 1752. In der Nähe befand sich also der Garten von Lowitz.
  6. Dieses Schreiben ist nicht überliefert.
  7. Der Jurist Georg Andreas Cassius (1716-1791) hatte am 24. November 1750 die Schwester der Ehefrau von Lowitz, Charlotte Margaretha Catharina Riepenhausen (1727-1809) geheiratet.
  8. ↑ Otto Riepenhausen (1676-12.02.1750) war Bürgermeister von Göttingen gewesen.