Briefwechsel Georg Moritz Lowitz
Kurzinformation zum Brief | |
Autor | Lowitz, Georg Moritz (1722-1774) |
Empfänger | Societät der Wissenschaften in Göttingen |
Ort | Göttingen |
Datum | 29. Mai 1760 |
Signatur | Universitätsarchiv Göttingen: Kur. 7060, Bl. 18r-19r |
Transkription | Hans Gaab, Fürth |
Königlich Grosbritannische
zur Churfürstlich Braunschweig Lüneburgischen
Landes Regierung höchst verordnete Herren
Geheimde Räthe:
Hochgebohrne Herren
Hochgebietende und gnädigste Herren!
Eure Hochgebohrne Excellenzen haben gnädigst geruhet, mir in ein Rescript anzubefehlen, daß ich mich wegen derer Ursachen, warum die Versammlungen der hiesigen Gesellschaft der Gelehrten nicht mehr so zahlreich wie vorhin, besuchet worden? und warum ich mich insbesondere diesen Versammlungen entzöge? gegen Eure Hochgebohrne Excellenzen näher heraus lassen solle: Als nehme ich mir hiermit in aller Unterthänigkeit die Freÿheit zu bekennen, daß mir die wahren Ursachen des bekanten so schnellen Verfalles dieser Gesellschaft nicht ganz genau bekandt sind; indem ich mich schon länger als zweÿ Jahre, von ihren Zusammenkünften entfernt halten muste,[1] und ich daher darüber zu urtheilen nicht im Stande bin.
Was aber die Umstände meiner Enthaltung von denen Versammlungen der Gesellschaft anbetrift, so muß ich in der äußersten Aufrichtigkeit unterthänigst gestehen, daß meine Arbeiten, so groß und schwer sie mir auch sind, mich dennoch niemahls würden abgehalten
[Bl. 18v]
haben, beÿ der Gesellschaft zu erscheinen; wie ich auch niemahls, bis
auf einen gewissen Zeitpunkt vor etwann dritthalb[2] Jahren, einer
solchen Versammlung beÿ zu wohnen, versäumet habe: wenn ich
nicht wegen meiner leztern, für die Ehre der Gesellschaft
ausgeführte und ihr vorgelegte Arbeiten, in einige mir sehr
verdrüßliche Umstände, die bis hieher noch nicht gehoben sind,
wäre verwickelt worden. Diese Umstände sind so beschafften,
daß ich solche wegen ihrer Weitläuffigkeit ohne besondern höchsten
und gnädigsten Befehl nicht zu erzehlen und vorzustellen
mir getraue. Zu mahlen da ich vermuthe, daß es die Gesellschaft
nach ihrer Pflicht und Schuldigkeit, in ihren bisher abgestatteten
Berichten, unterthänigst werden vorgetragen haben.
Eure Hochgebohrnen Excellenzen erlauben mir daher gnädigst, daß ich unterthänigst bitten darf, mich insbesondere von denen Verbindungen mit der Gesellschaft los zu sprechen; da ich in Zukunft unmöglich, als ein Mitglied, mit Ehren von derselben, und ohne eine lächerliche Persohn dabeÿ vor zu stellen, erscheinen kan! Vielmehr verspreche ich dagegen allen ihren Versammlungen als ein eifriger Zuhörer mit besonderem Vergnügen beÿ zu wohnen.
[Bl. 19r]
Da ich überzeuget bin, daß die Gesellschaft der Gelehrten
ganz gewiß keine Klage über mich wird führen; indem ich [mich]
alle Zeit stille und ruhig und leidend beÿ ihren Versammlungen
verhalten, und ihr auch meine Arbeiten immerfort nach der Ordnung,
so oft sie an mich gekommen ist, überliefert habe: So
lebe ich der unterthänigsten Hoffnung Eure Hochgebohrnen
Excellenzen werden dero höchsten Befehle, denen ich mich
allezeit mit der größten Demuth gehorsamst
unterwerffe, nach denen Umständen meines mit der Gesellschaft
obwaltenden Streites einzurichten höchsten gnädigst geruhen!
Der ich in tiefster Devotion verharre
Hochgebohrene Herren
Hochgebietende und gnädigste Herren
Euerer Hochgebohrnen Excellenzen
Göttingen, am 20ten Maij
1760.
unterthänigst gehorsamster
Georg Moritz Lowitz