Briefwechsel Georg Moritz Lowitz


Kurzinformation zum Brief  
Autor Ayrer, Johann Heinrich (1732-1817)[1]
Empfänger Lowitz, Georg Moritz
Ort Göttingen
Datum 18. Juni 1762
Signatur Universitätsarchiv Göttingen: D-23-9-2, Scan 189-190
Transkription Hans Gaab, Fürth


Copia.

Hoch Edelgebohrner
Insonders Hochzuehrender Herr Professor !


Ew. HochEdelgebl. gütige Zuschrift, ergebenst zu beantworten, nehme ich mir Ehre zu erwiddern, daß ich weder vor dem Jahre noch jetzo gesuchet dero Dienstmädgen denenselben abspenstig zu machen, ich sage derowegen nur, da das Mädgen vergangenes Jahr vor[2] Ostern noch beÿ mir war, um sich zu verdingen, so gabe selbiger zur Antwort, daß, wenn sie meinetwegen ihren Herrn verlaßen wollte, ich ihr keinen Dienst geben würde. Da sie mir aber versicherte, sie ginge ohne meinen Dienst dennoch von ihrem Herrn, so habe sie zu meiner Legitimation erst auf Michaelis[3] gedinget, welches das Mädgen selbsten, wie auch andre honette Personen, so mich kennen bezeuchen müßen. Dazumahl wußte ich als ein Fremder den hiesigen Landes Gebrauch mit dem Dinggeld noch nicht, sonsten würde ich nicht so stille geschwiegen haben, wie deroselben das Mädgen[4] /: da sie würcklich engagirt beÿ mir war :/ mir wieder enttrisen[!] haben. Ew. HochEdelgebl. kennen mich zu wenig, wenn

[Scan 190]
sie meinen Character mit depugiren[5] der Leute abmahlen wollen, besonders da ich nun mehro auch hier bekannt bin. Daß aber Ew. HochEdelgebl. mir mit der Königl. Regierung drohen, so habe die Ehre zu versichern, daß ich denenselben keine Satisfaction schuldig bleiben werde, es seÿ auf was Art wie es immer wolle, indem ich gehorsamst versichere, daß deroselben mich nicht gnugsam kennen.

Deroselben können auch Hln. Hofr. Aÿrer[6] die Sache erzehlen, ob schon ich nicht zweifele, daß derselbe gnugsam informiret ist. Ubrigens wundert mich sehr, wie dieselben sich wegen einer Person so ereÿfern können, die doch nur ein Dienstmädgen[7] ist, und mir deswegen scharfe Worte zuschreiben mögen, ich versichere Ihnen, daß womit dieselben drohen, ich in der That Ihnen zu thun, mich gantz leicht capable[8] sehe, indem ich meine Ehre so hoch als die Ehre eines Gelehrten schätze, auch wohl weiß, daß der Weg nach Hannover vor mich offen stehet, und sollten dieselben an meiner Person was aus zu setzen haben, so wird auch diese alle mögliche Satisfaction geben.

Ich habe die Ehre mit vollkommenen Estim zu verharren

Ew. Hochwolgebohren

Göttingen
d. 18. Jun. 1762[9].

gehorsamster Diener
JH Aÿrer



Fußnoten

  1. Johann Heinrich Ayrer (1732-1817) war seit 1760 Stallmeister in Göttingen, wobei er den Rang eines ausserordentlichen Professors hatte. Vgl.:
    Wähner, Andreas Georg: Tagebuch aus dem Siebenjährigen Krieg. Bearbeitet von Sigrid Dahmen. (= Quellen zur Geschichte der Stadt Göttingen, Band 2). Göttingen: Universitätsverlag 2012, S. 162, Fußnote 1075.
  2. Anmerkung Lowitz mit rotem Stift: "§. 3." Er bezieht sich dabei auf seinen P.M. vom 17.08.1763.
  3. Anmerkung Lowitz mit rotem Stift: "§. 6.".
  4. Anmerkung Lowitz mit rotem Stift: "§. 10.".
  5. depurgiren: reinigen, säubern.
  6. Georg Heinrich Ayrer (1702-1774) war seit 1736 Juraprofessor in Göttingen, 1743 ernannte man ihn zum Hofrat.
  7. Anmerkung Lowitz mit rotem Stift: "§. 15.".
  8. capable: fähig.
  9. Im Original steht hier die Jahreszahl 1763, was so aber nicht stimmen kann.