Briefwechsel Georg Moritz Lowitz


Kurzinformation zum Brief  
Autor Lowitz, Georg Moritz (1722-1774)
Empfänger Stallmeister Ayrer (1732-1817)[1]
Ort Göttingen
Datum 18. Juni 1762
Signatur Universitätsarchiv Göttingen: D-23-9-2, Scan 35-38
Transkription Hans Gaab, Fürth

HochEdelgebohrer

Insonders Hochzuehrender Herr Stallmeister ![2]



Ew HochEdelgebohren haben sich im vorigen Jahre viele Mühe gegeben meine Dienst Magd aus dem Dienst meiner Frau zu bereden. Sie erreichten Ihre Absicht, aber wie ich erfuhr, zur unrechten Zeit. Jezt da dieses Mädgen wieder in meinem Hause ist, wiederholen sie neuerdings diese vorigen Bemühungen. Da Sie sich nun nicht unmittelbahr an mich wenden; so bin ich überzeugt, Sie sehen es ein daß mir Unrecht dadurch geschiehet, wenn ich wissen solte, daß man mir mein Gesinde abspannen wolte.

Ew. HochEdelgebohren erlauben mir zu versichern, daß wenn ich noch ein mahl auf

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diese Art gekräncket werde, oder auch wenn Sie Ihre Absicht erreichen solten, ich so wahr Gott lebt, der Königlichen Regierung in Hannover Nachricht hiervon geben muß, und daß ich mir den kräftigsten Schutz wieder solche Verfolgungen erflehen werde. Unterdessen aber habe ich morgen Gelegenheit, den Hl Hofrath Aÿrer[4] diese Sache zu erzählen: und ich werde diesen billigen und wahren Menschenfreund bitten, daß Er Ihnen von denen Königlichen Verordnungen hierüber, Nachricht ertheile. Die Frau Rothin[5] welche eigentlich die Verfüherin ist, werde ich, so bald sie noch einmahl meine Haus betritt, oder auch nur ihre Bemühung zu dieser Absicht anwendet, beÿ dem Hl Prorector verklagen, und nach denen Gesetzen ab-

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straffen lassen. Ich bitte gehorsamst, daß Ew HochEdelgebohren mir diesen Eÿfer in meiner Nachricht nicht ungütig nehmen wollen. Einen jeden ehrlichen Menschen kräncket es, wenn man ihn ohne Noth und Recht verfolgt. Man ist jezt froh, wenn man so glücklich ist ein fleißiges und getreues Gesinde zu haben und es schmerzet, wenn ein andrer kommt und zerstöret die Ordnung seines Haushaltes[6]. Ich bin mit wahrer Hochachtung

Ew. HochEdelgebohren


am 18ten Jun.
      1762.

gehorsamster Diener
G. M. Lowitz



Fußnoten

  1. Johann Heinrich Ayrer (1732-1817) war seit 1760 Stallmeister in Göttingen, wobei er den Rang eines ausserordentlichen Professors hatte. Vgl.:
    Wähner, Andreas Georg: Tagebuch aus dem Siebenjährigen Krieg. Bearbeitet von Sigrid Dahmen. (= Quellen zur Geschichte der Stadt Göttingen, Band 2). Göttingen: Universitätsverlag 2012, S. 162, Fußnote 1075.
  2. Eine Kopie der Antwort des Stallmeisters legte Lowitz seinem Promemoria vom 17.08.1763 bei.
  3. Nummer des Dokuments in der Designatio Actorum.
  4. Georg Heinrich Ayrer (1702-1774) war seit 1736 Juraprofessor in Göttingen, 1743 ernannte man ihn zum Hofrat.
  5. Die Frau Rothin war die erste Ehefrau des Schneiders Johann Andreas Roth (Rott). Er war aus dem östlich von Göttingen gelegenen Wollershausen am 15.09.1750 in Göttingen eingebürgert worden. Er ging am 13.06.1765 mit Maria Elisabeth Becker seine zweite Ehe ein.
    Wellenreuther, Hermann: Göttingen 1690-1755. Studien zur Sozialgeschichte einer Stadt. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1988, S. 391. Tabelle IV, Eintrag 666.
    Wagener, Silke: Pedelle, Mägde und Lakaien: Das Dienstpersonal an der Georg-August-Universität Göttingen 1737-1866 (= Göttinger Universitätsschriften: Serie A, Schriften; Bd. 17 ). Göttingen: Univ., Diss. 1994, S. 219, Fußnote 254.
  6. Das Blatt ist an dieser Stelle ausgerissen, der Text wurde sinngemäß ergänzt.