Briefwechsel Georg Moritz Lowitz


Kurzinformation zum Brief  
Autor Lowitz, Georg Moritz (1722-1774)
Kästner, Abraham Gotthelf (1719-1800)[1]
Empfänger  
Ort Göttingen
Datum 19. April 1762
Signatur Universitätsarchiv Göttingen: Kur. 7264, Bl. 101r-102v
Transkription Hans Gaab, Fürth


Den 15 April 1762.

haben sich Vormittags um 9 Uhr
Prof. G. M. L. u.
    A. G. K.

in des verstorbenen Prof. Maÿers[2] Behausung begeben, die den 16 März versiegelte Kammer mit den Instrumenten zu eröffnen, und die vorhandenen Instrumente mit dem von der Bibliothek allhier erhaltenen Verzeichnisse zu vergleichen. Nachdem die Siegel unverletzt befunden worden, ist diese Vergleichung mit einiger Schwürigkeit geschehn, weil die Beschreibung der Instrumente in dem erhaltenen Verzeichnisse,[3] nicht überall so beschaffen war, wie jemand der der Sachen recht kundig gewesen wäre solche würde abgefasst haben.[4] Indessen hat man doch alles was in der Beschreibung angegeben gewesen so gefunden; auser folgenden wenigen Stücken, beÿ denen einige Erinnerungen zu machen sind.

beÿ N. 10. sind die Röhren etwas schadhaft[5]
  12. sind Röhren gebrochen, lassen sich aber wieder zusammensetzen.[6]
  17. sind nur zween Deckel ohne Röhren u. Gläser.[7]
  20. Der Knopf, in den sich das Perspectiv befindet, ist vorhanden, aber kein spanisches Rohr[8] .
  23. ist nicht gefunden worden[9].
 
[Bl. 101v]
  33. Ebenfalls nicht[10].
  34. auch nicht[11].
  41. fehlt auch.[12]
  Auser diesen Sachen, war den 15 März nachfolgendes mit versiegelt worden, wovon bekant war, daß es nicht Hl. Prof. Maÿers Eigenthum gewesen.
  I. Die englischen künstlichen Magnete mit Zubehör.[13]
  II. Die Elektrisirmaschine beÿ der zwo gefasste Kugeln befindlich sind.[14]
  III. der kleine auf das Observatorium gehörige Quadrant.[15]
  IV. Die Luftpumpe mit Zubehör, nähmlich.[16]
    1. Eine grosse weite Glocke oben u. unten offen.
    2. Eine grosse weite Glocke oben zu.
    3. Viere dergleichen kleinere.
    4. Dreÿ kleinere oben offen.
    5. Eine dergleichen oben offen u. mit Messing beschlagen.
    6. Eine kleine gläserne Kugel mit gläserne Fuße oben mit Messing beschlagen.
    7. Zweÿ Gläser zum Zersprengen
    8. Zwo viereckigte gläserne Fläschen zum zersprengen.
    9. Ein grosser Cÿlinder.
    10. Eine lange Röhre mit Messing beschlagen, zu 5. gehörig
 
[Bl. 102r]
    11. Eine engere Barometerröhre, mit messinger Schraube in B.
    12. Ein messingen Körbchen über die Fläschgen beÿm zersprengen zu setzen.
    13. Der messingene Deckel zu 9.
    14. Ein messingener Teller mit einem Galgen
    15. messingene Sprütze mit Bleÿ Gewichte
    16. Desaguliers[17] Maschine zum Gold und Federexperimente.[18]
    17. Die Einfassung nebst dem Zubehör u. eisernen Gefässe zum Pulver Experimente nach Desaguliers Art, das Glas dazu ist zerbrochen.
    18. Ein Gestell zu einer kleinen metallenen Glocke
    19. Einfassung von Messing zu de Fläschchen N. 8
  V. Eine Pendeluhr der Compagnon zu der die auf dem Observatorio steht.[19]
  VI. Eine andere Pendeluhr.[20]
  VII. Eine kleinere ohne Gestelle zur Segnerischen Finsterniß Machine.[21]
  VIII. Dreÿ Fortificationsmodelle in Gips.[22]

Alle diese Instrumente wie wir sie gefunden, sind dem erhaltenen Befehle gemäß auf das Observatorium geschafft worden, wo wir beÿde sie

[Bl. 102v]
noch einmahl durchgegangen sind und alles nach gegenwärtiger Anzeige richtig befunden haben.

Die Schlüssel haben wir in Pappier geschlossen mit unsern beÿden Siegeln versiegelt, und den Hl. Hoffrath Böhmer[23] in Verwahrung gegeben, der sie bis auf weitere gnädigste Verordnung beÿ sich behalten wird.

Göttingen den 19 Aprill 1762.

Georg Moritz Lowitz.
Abraham Gotthelf Kästner



Fußnoten

  1. Abraham Gotthelf Kästner (17189-1800) war seit 1756 Professor für Naturlehre und Geometrie an der Universtität Göttingen.
  2. Tobias Mayer war am 20.02.1762 gestorben.
  3. Die Schenkung von Bülow kam im Herbst 1735 in Göttingen an. Beigepackt war eine "Specificatio derer in der Bülowischen Bibliothec vorhandenen Mathematischen Sachen, wie selbige von dem Hrn Lieutenant Schröder benennet und in 2. Kasten eingepakt sind." Von diesem Inventar scheint es einige Abschriften gegeben zu haben, eine davon verwendeten Lowitz und Kästner. Universitätsarchiv Göttingen: Kur 7264, Bl. 103r-108r.
  4. Der Lieutenant Schröder beschrieb z.B. als Instrument Nr. 9: "Eine verguldete astronomische Uhr in einem braunen verguldeten Futteral mit grünem Sammet ausgefüttert" (Universitätsarchiv Göttingen: Kur 7264, Bl. 104r). Wie aus der Beschreibung von Lowitz hervorgeht, handelt es sich um ein Astrolabium von Pierre Sevin aus Paris (Universitätsarchiv Göttingen: Kur. 7257, Bl. 41r).
  5. Es handelt sich um ein Teleskop von Campani aus Rom. Die zugehörigen Röhren waren aus Pappe und ließen sich laut Lowitz nicht mehr auseinanderziehen (Universitätsarchiv Göttingen: Kur. 7257, Bl. 42r). Bülow selbst hatte in seiner Beschreibung dieses Instruments dazu geschrieben: "Dan ist zu observiren, weilen das pap, woraus die rören gemachet, ein trucknet, und hernach sehr schwer fält, sothane Rören auß ein ander zu ziehen, ohne das daran schaden geschehe, wie Ich dan Selber mahl eine darüber zerbrochen; daß nicht alleine solche Tubi jährlig wenigstens 2 mahl aus Einander gezogen sondern auch jedesmahl mit aus rechter Venetianischen Seiffe, wohl gerieben worden, welches machet, das die Röhren so viel beßer auff ein ander gleithen." (SUB Göttingen: Philos. 45, Bl. 34v).
  6. Über diesen römischen Tubus mit neuen Auszügen schreib Lowitz: "Alle höltzerne Einlaßungen sind in kleine Stücke zerbrochen und die gröste Röhre ist starck gestaucht. Da noch 2 zerbrochene Ocular-Gläser dabei sind, so scheint es, als wenn der Tubus, welcher 5 Schuhig war, etwann durch einen tiefen Fall also verunglücket ist" (Universitätsarchiv Göttingen: Kur. 7257, Bl. 42v).
  7. Es handelte sich um ein "klein Perspectiv" (Universitätsarchiv Göttingen: Kur 7264, Bl. 105r).
  8. Lieutenant Schröder beschrieb dieses Gerät als "Ein spanisches Rohr, worauf anstatt des Knopfes ein Perspectiv" (Universitätsarchiv Göttingen: Kur 7264, Bl. 105r).
  9. Laut Lieutenant Schröder handelte es sich um "Ein glatter Kasten, worin ein Spiegel, und 2. geschliffene Gläser zur Camera Obscura gehörig" (Universitätsarchiv Göttingen: Kur 7264, Bl. 105r-v).
  10. Laut Lieutenant Schröder handelte es sich um Zubehör für ein Mikroskop (Universitätsarchiv Göttingen: Kur 7264, Bl. 106r).
  11. Laut Lieutenant Schröder handelte es sich um ein holländisches Mikroskop (Universitätsarchiv Göttingen: Kur 7264, Bl. 106r).
  12. Laut Lieutenant Schröder ein elfenbeinernes, rundes Kästchen mit Objekten zum Mikroskopieren (Universitätsarchiv Göttingen: Kur 7264, Bl. 107r).
    Mit einem anderen Stift ist daneben aber vermerkt: "hat sich nachher unter anderen Sachen gefunden."
  13. Es handelte sich um künstliche Magneten von Knight aus London (Universitätsarchiv Göttingen: Kur. 7257, Bl. 57v-59r).
  14. Es handelte sich um eine Elektrisiermaschine, wie sie Hauksbee 1709 beschrieben hat (Universitätsarchiv Göttingen: Kur. 7257, Bl. 59r-v).
  15. Dieser kleine Quadrant des Göttinger Senators Kampe ist noch heute in der Sammlung historischer Gegenstände am Institut für Astrophysik in Göttingen vorhanden: Inv. Nr. A196. Lowitz bezeichnete ihn allerdings als "dem Observatorio unbrauchbar" (Universitätsarchiv Göttingen: Kur. 7257, Bl. 69r).
  16. Es handelte sich um eine Luftpumpe, wie sie Hauksbee 1709 beschrieben hat (Universitätsarchiv Göttingen: Kur. 7257, Bl. 59v-64r).
  17. John Theophilus Desaguliers (1683-1744) war in die Royal Society aufgenommen worden, um Newton bei seinen Experimenten zu unterstützen.
  18. Dies ist heute ein Schulexperiment: Gezeigt wird, dass ein Stück Blei und eine Feder im luftleeren Raum gleich schnell fallen.
  19. Die beiden Pendeluhren waren von Senator Kampe hergestellt worden.Aufgezogen gingen sie vier Wochen lang. (Universitätsarchiv Göttingen: Kur. 7257, Bl. 68v).
  20. Diese Uhr bezeichnete Lowitz als "von schlechter Beschaffenheit" (Universitätsarchiv Göttingen: Kur. 7257, Bl. 69r).
  21. Dieses Gerät verzeichnete Lowitz unter den "unbrauchbaren Sachen, die noch nicht fertig sind" (Universitätsarchiv Göttingen: Kur. 7257, Bl. 69v).
  22. Es handelte sich um Fortifikationsmodelle nach Georg Bernhard Bilfinger (1693-1750) (Universitätsarchiv Göttingen: Kur. 7257, Bl. 56v-57v).
  23. Georg Ludwig Böhmer (1715-1797) war seit 1743 ordentlicher Professor der Rechte in Göttingen.