Briefwechsel Georg Moritz Lowitz


Kurzinformation zum Brief  
Autor Lowitz, Georg Moritz (1722-1774)
Empfänger Achenwall, Gottfried (1719-1772)[1]
Ort Göttingen
Datum 13. November 1764
Signatur Universitätsarchiv Göttingen: D-23-9-1, Bl. 46r-47v
Transkription Hans Gaab, Fürth


Sr. Magnificenz
dem Hl Prorector
Achenwall

zu zu stellen.


Magnifice,
Wohlgebohrener Herr,
Insonders Hochzuehrender Herr Prorector !



Ew. Magnificenz erlauben mir, mich mit einigen Nachrichten, und einem darauf gebaueten Bitten, an Dero wertheste Person zu wenden.

Ich habe erst in der vergangenen Woche mein Kranckenbett verlaßen können, darinnen ich über 7. Wochen lang mit einem lebensgefährlichen hitzigem Gallenfieber[2] behaftet unausgesetzt habe liegen müßen. Davon bin ich nunmehro so ausgezehret, und entkräftet, daß ich noch kaum ein paarmahle über meine Stube gehen kann. Hiezu kommt noch ein starcker Schwindel im Kopfe, der mich auch schon einige mahle zu Boden gestürtzet hat. Ich kann also gewiß, wenigstens unter 4. Wochen, theils nach der Versicherung der Medici, theils nach meiner eigenen unangenehmen Empfindung nicht aus dem Hause gehen.

Eben des wegen muß ich mir die Freÿheit nehmen, das mir gestern Abend durch den Pedellen Fricke[3] eingehändigte Decret der Hochlöbl. Deputation, auf eine am 12. September Ew. Magnificenz eingereichte Bittschrift, ungeöffnet wiederum einzuhändigen. Wenn ich auch wegen meiner noch elenden Gesundheit Umständte ausgehen

[Bl. 1v]
könnte, so wäre mir doch noch nicht erlaubet, etwas in der Pasquillsache zu lesen: noch mich auf irgend eine Art damit zu beschäftigen. Denn, da ich nicht ohne die heftigste Gemüths Bewegung an diesen elenden und niederträchtigen Proceß, den mir die äuserste Bosheit, und Dummheit erreget, und fortgesetzet haben, gedencken kann: so hat mir der Medicus so wohl, als verschiedene gute Freunde sehr eÿfrig, und freundschäftlich abgerathen mich vorerst damit einzulaßen. Es ist gewiß, daß mir der beständige Aerger über diesen Proceß so wohl meine Kranckheit des vorigen Jahres, als auch diese, Gottlob! glücklich überstandene erreget hat.

Ich stelle also, da mir dieses Decret jetzt noch unnütze ist: indem ich vermuthe, es wird vielleicht ein oder der andere Termin angesetzt seÿn: ich stelle also, sage ich, hiemit dieses Decret in Ew. Magnificenz werthe Hände. So bald ich ausgehen kann, und daß ich nur in der Kirche gewesen bin, um Gott meinen hertzlichen Danck für die glückliche Erhaltung meines in dreÿmahliger großen Todesgefahr gesteckten Lebens, in öffentlicher Gemeinde abzustatten; so werde ich also bald Ew. Magnificenz persönlich aufwarten, und das Decret abholen.

Ich hätte es gerne wiederum früher zuruck geschickt: Alleine gestern Abends gleich nach Entfernung des Fricke kamen etliche gute Freunde, mich zu besuchen; diesen Morgen aber mußte ich wegen einer nothwendigen Sache an den Herrn Commissarium Balck[4] schreiben,[5] womit ich bis gegen 12. Uhr zubrachte.

[Bl. 2r]
Unter hertzlicher Anwünschung eines beständigen glücklichen Wohlergehens, habe ich die Ehre mit aller Hochachtung zu seyn,

Magnifice
Wohlgebohrner Herr Prorector
Ew. Magnificenz

Am 13. Nov.
          1764.

gehorsamster Diener
G. M. Lowitz



Fußnoten

  1. Gottfried Achenwall (1719-1772) war Historiker und Jurist. Er gilt als deutscher Begründer der Statistik. Vom 03.07.1764-02.01.1765 war er Prorektor.
  2. Gallenfieber: vermutlich Typhus.
  3. Johann Daniel Christoph Fricke (1735-1809) war Pedell (Hausmeister) an der Universität in Göttingen.
  4. Heinrich Eberhard Balck (1705-1769) war geheimer Kanzleisekretär in Hannover.
  5. Dieser Brief ist nicht überliefert.