Briefwechsel Georg Moritz Lowitz
Kurzinformation zum Brief | Zum Original |
Autor | Lowitz, Georg Moritz (1722-1774) |
Empfänger | Raspe, Rudolf Erich (1736-1794)[1] |
Ort | Göttingen |
Datum | 15. Juni 1767 |
Signatur | UB Kassel: 4° Ms. hist. litt. 2[Lowitz:1 |
Transkription | Hans Gaab, Fürth |
Wohlgebohrner Herr
Hochzuverehrender Herr Rath und Professor,
geneigter Gönner!
Vor allen Dingen habe ich die Ehre Ew. Wohlgebohren zu der in Cassel erhaltenen Würde und Beförderung von Herzen Glück zu wünschen. Der Himmel gebe daß dieser Ruff, der gewiß nie besser nach Ihrem Geschmack hätte aus fallen können, ein eben gebahnter Weg seye, worauf Sie zur Erreichung aller Iher Wünsche gelangen können. Ich würde mich vollkommen glücklich schätzen, wenn mir die Vorsicht einen Platz neben Ihnen ausgewiesen hätten, damit wir, unsre beyden Neigungen zum Arbeiten mit einander verknüpfen, und mit vereinten Kräfften unsren Begirden ein Genüge leisten könten! Allein mehrentheils entfernen sich unsre Bestimmungen um so viel weiter von unsren Wünschen, je begieriger wir deren Erfüllung suchen und verlangen. Ich sehe schon im Voraus, Ew. Wohlgebohren in Schätzen herumwühlen, die ich meines theils neimals zu sehen hoffen darff. Ich sehe Sie schon nach Italien reisen, um für den Hl Landgrafens Hochfürstl. Durchlaucht neue Alterthümer aufzusuchen, u. die Cassellischen Schätze noch mehrzu bereichern, Ich sehe Sie ---------- Mein Gott! wie vieles sehe ich Sie schon in meiner Einbildung thun, welches meine Vorstellungs Krafft erhitzet, und mich kränckt, daß ich nicht theil daran nehmen kan!
[Bl. 1v]
Ich habe Zeit her noch nicht so viele Ruhe erlangen können,
Ew Wohlgeb. für die mir in Hannover persönlich
erwiesenen Höflichkeiten und Gefälligkeiten meinen schuldigen Dank
abzustatten.[2]
Es geschieht als hiermit: und ich wünsche Gelegenheiten zu erlangen,
alles, wo nicht auf ähnliche Weise, doch aber auf andre Arten wiederum zu vergelten.
Hier lege ich das eine anvertraute Gedicht bey,
und bitte es mir nicht zu verargen daß ich es mit mir
hieher genommen und so lange bey mir behalten habe.
Dort in Hannover hatte ich nicht mehr Zeit und
Gelegenheit es abzuschreiben: und hier konte ich so lange
keine Zeit übrig finden es selbst zu übersenden.
Niemanden aber wolte ich es anvertrauen, um es in Ihre Hände zu schaffen.
Des Laocoons Gesichte will ich nächstens formen. Ich werde aber wohl den Abguß nun nicht nach Hannover, sondern nach Cassel senden müssen.
In der Hoffnung Ew Wohlgebohren bald hier zu sehen habe ich unter höflichsten Empfehlens an dero Hochwerthesten Eltern mit wahrer Hochachtung u. Ergebenheit die Ehre zu seyn
Ew Hochwohlgebohren
Göttingen am 15 Jun. 1676
gehorsamster diener
Georg Moritz Lowitz
Werden Sie wohl mein elendes Geschmiere
lesen können?