Briefwechsel Tobias Mayer


Kurzinformation zum Brief  
Autor Mayer, Tobias (1723-1762)
Empfänger  
Ort Göttingen
Datum 14. Oktober 1754
Signatur Universitätsarchiv Göttingen: Kur. 7264, Bl. 97r-98r
Transkription Hans Gaab, Fürth


Designation der Instrumente, welche ich bey
dem Antritt der Direction des Göttingischen Ob-
seruatorii vorgefunden habe, und die gegen=
wärtig sich auf demselben befinden.

1.) Eine acht Tage lang gehende Pendule mit dem Gehäuse.[1]
2.) Eine vier Wochen lang gehende Pendule nach Englischer Facon mit ihrem Gehäuse, von dem Rathmann Campe[2] allhier verfertiget.
3.) Noch eine dito, von ebendemselben.
4.) Ein Helioscopium mit zugehöriger Uhr und Gläsern, dazu aber erst noch ein Metallener Plan-Spiegel zu machen ist.[3]
5.) Ein campanischer[4] Tubus ungefähr 8 Fuß lang mit dreyen Ocular-Gläsern.[5]
6.) Ein 30 Palmi[6] oder beyläufig 20 Fuß langer Campanischer Tubus mit vier Ocular-Gläsern.
7.) Ein anderer Tubus von etwan 6 Füßen Länge, mit dreyen Ocularen, davon aber das eine wegen der allzu festen Fassung gesprungen ist.
8.) Ein Tubus binoculus etwa 4 Fuß lang mit einem dazu gehörigen hölzernen und stark mit Meßing beschlagenen Gestelle. Von P. Anian[7].
9.) Ein anderer dito, 7 Fuß lang, und schwarz gebeitztem hölzernen Gestelle, welches ebenfalls stark mit Meßing beschlagen. Von diesem Tubo, der eben so, wie der vorige, zu astronomischen Observationen nicht kann gebraucht werden, sind die beyden Obiectiv-Gläser heraus* und zu der in der Arbeit sich befindenden Rota Meridiana oder Transitorio genommen worden. Der Verfertiger dieses Tubi ist der P. Anian.[8]

* Da die Rota meridiana noch nicht fertig ist; und die dazugewidmeten Gläser ledig da gelegen (NB.) sind, so that ich Endes unterschriebener sie wiederum in ihre Stelle, damit dieser schöne Tubus wiederum complet werde. Denn es ist leichter zu dem astronomischen Instrumente Gläßer zu bekommen, als den Tubum selbst zu zerstümmeln.   NB. als ich die Gläser einmachen wollte, so sahe ich erst daß die Fassungen darzu fehlen. Ich muste es also bleiben lassen; und die Gläser bleiben in der Schachtel beÿ andern.
Lowitz   Lowitz

[Bl. 97v]

10.) Ein hölzernes mit Eisen beschlagenes schwehres Stativ zu großen Tubis, mit dreyn eisernen Stangen und eben so viel mit eisernen Gewinden versehenen Bretern zum Befestigen der Tuborum.
11.) Eine Machina parallactica welche als ein bequemes Gestelle zu astronomischen Tubis dienen kann.
12.) Ein Tubus ampliatus von 6 Füßen in eine blecherne Röhre gefaßt, mit zweyen in Meßing gefaßten beweglichen Ocular-Gläsern und einer gläsernen Scheibe zu einem Reticulo. An diesem Tubum ist noch eine Öffnung anzubringen, wodurch das Reticulum des Nachts könne erleuchtet werden.
13.) Ein englisches Micrometrum nebst einem Objectiv und dreyen Ocularen sämtlich in Meßing gefaßt zu dem dazu gehörigen Tubo von 12 Fuß lang. Die Röhre und das Gestelle hierzu sind noch unter der Arbeit.
14.) Eine meßingene Horizontal-Sonnen-Uhr[9], von Rowley[10] verfertiget.[11]
15.) Eine saubere meßingene Universal-Sonnen=Uhr, von Ebendemselben; mit dem Futeral.[12]
 
[Bl. 98r]
 
16.) Eine andere dito von Odelm[13] verfertiget.
17.) Ein Sonnen=Ring von Culpeper[14] gemacht, in einer Capsel.
18.) Ein Instrumentgen zum Eintheilen der gläsernen Micrometer, samt dem Microscopio, so dazu gehört.
19.) Ein hölzernes Model zu einem Octanten von 6 Fuß im Radio.[15]


Göttingen den 14. Octobr.
            1754

Tob. Mayer.


Fußnoten

  1. Lowitz bezeichnete 1763 dieser Uhr als eine "von schlechter Beschaffenheit".
  2. Franz Lebrecht Kampe (um 1712-1785) war Jurist, der aber auch einige Instrumente für die Göttinger Sternwarte anfertigte. Kampe war seit 1740 Göttinger Senator. Zu ihm siehe:
    Behrendsen, Otto (1850-1921): Zur Geschichte der Entwicklung der mechanischen Kunst. Deutsche Mechaniker-Zeitung, 1. Juni 1907/11, S. 101-107, hier S. 101-104
    Poppe, Johann Heinrich Moritz (16.01.1776-21.02.1854): Franz Leberecht Kampe, weil. Senator, Bauherr und Mechanikus zu Göttingen. Neues hannoversches Magazin 9 (1799), Sp. 501-512.
  3. In seinem Verzeichnis von 1763 bezeichnet Lowitz dieses Gerät als "Segnersche Finsterniß-Maschine". Der Spiegel fehlte noch immer.
  4. Guiseppe Campani (1635-1715) war ein bekannter Hersteller optischer Instrumente in Rom.
  5. Die beiden Tubi von Campani Nr. 5 und 6 führt Mayer in seinem Verzeichnis der Instrumente von Bülow von 1755 als Nummer X. und XI. auf.
  6. 1 Palmi Romano = 22⅓ cm. Die Röhre war also 6,70 m lang.
  7. Über Pater Aninan (Anianus) ist nur bekannt, dass er Kapuzinerpater in Paris war und Anfang des 18. Jahrhunderts wirkte. Erfunden wurde das biokulare Teleskop von Chérubin d'Orléans. Eines seiner Teleskope zeigt das Museo Galilei.
  8. Die beiden Tubi von Anian Nr. 8 und 9 führt Mayer in seinem Verzeichnis der Instrumente von Bülow von 1755 als Nummer XIV. und XIII. auf.
  9. Eine horizontale Sonnenuhr von John Rowley aus dem History of Science Museum in Oxford. Diese Sonnenuhr ist nicht baugleich zu der hier von Mayer beschriebenen.
  10. John Rowley (ca. 1668-1728) war Anfang des 18. Jahrhunderts einer der bekanntesten englischen Instrumentenmacher.
  11. Die Geräte 14 bis 17 werden auch in Mayers Verzeichnis der Bülowschen Geräte von 1755 als Nummer I. bis IV. angeführt
  12. Diese Sonnenuhr hat sich bis heute in Göttingen erhalten.
  13. Antor [Anton?] Odelem (1661-1740) aus Braunschweig stellte zahlreiche Sonnenuhren her. Das History of Science Museum in Oxford besitzt einen astronomischen Ring von Odelem.
  14. Edmund Culpeper (1660-1738) war ein bekannter englischer Instrumentenmacher. In der Sammlung historischer Gegenstände am Institut für Astrophysik befindet sich noch eine tragbare Ringsonnenuhr von Culpeper (Inv. Nr. A005).
    Zu Culpeper siehe:
    - Bryden, David John: More Early Printed Ephemera of London Instrument Makers. Instructions and Advertising Broadsheets. Part 3: Instructions for using microscopes: 1706- c.1730. Bulletin of the Scientific Instrument Society, No. 81, June 204, S. 10-17
    - Clay, Reginald S.; Court, Thomas H.: The Development of the Culpeper Microscope. Journal of the Royal Microscopical Society, 45/2, Juni 1925, S. 167-173.
  15. Dieses Model war nach dem Verzeichnis von Lowitz von 1763 in Stücke zerfallen.