Briefwechsel Tobias Mayer


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Michaelis, Johann David (1717-1791)[1]
Empfänger Best, William Philip[2]
Ort Göttingen
Datum 28. Oktober 1754
Signatur Niedersächsisches Landesarchiv Hannover: Hann. 92, Nr. 1028, Bl. 84r-85r
Transkription Hans Gaab, Fürth

Wohlgebohrner Herr,
Hochgeehrtester Herr Geheimter Secretaire,



Endlich überschicke ich die Abschrift der eigentlichen Haupt-Abhandlung unsres Herrn Prof. Mayers von der longitudinis maris. Er hatte sie mir gebunden zugestellet, weil aber sie als denn, wenn sie in dem Quart-Format geblieben wäre, nicht hätte können so geschwind überkommen, so habe sie losgeschnitten: und bitte, selbige (wo nöthig) wider binden zu laßen, und nebst einer in Herr Mayers Nahmen aufzusezenden Bitschrift, gehörigen Orts zu überreichen.

Zu der Bittschrift melde folgende Umstände. Im Jahr 1714 am 11 ten Jun. ist die Bille, so dem Erfinder der longitudinis maris 20000 l. verspricht, von einer Committée entworfen, und noch in dem Jahre eine Acte unter dem Titel geworden: an Act for providing a publik Reward for luck Person or Persons, as shall dicover the Longitude at sea. Es werden dem, der sie nur auf einen Grad findet, 10000 l. wer sie auf ⅔ Grad findet, 15000, und wer sie auf ½ Grad

[Bl. 84v]
findet, 20000 l. versprochen. Weil Herr Mayer das letzte gefunden zu haben glaubt, so bittet er um das Praemium von 20000 l. Erhält er das, so ist er unser größester Capitalist in Göttingen.

Ew. Wohlgebohrnen Gütigkeit, Vorsorge, und Einsichten, überlaße alles übrige. Ich würd mich wegen meiner dreistigkeit, und der Bemühungen, so ich verursache, sehr entschuldigen müßen, wenn nicht theils Ew. Wohlgeb. Sich gegen mich so geneigt zu allen diesen erboten hätten, theils Ihnen die Absichten bekannt wären, die mich treiben, so eifrig und fast unverschämt zu bitten, nehmlich, den Ruhm der deutschen Lande und Unterthanen des Königes bey den Engländern auch hiedurch zu etabliren.

Ich habe mich sonst schon hierüber weitläufiger erklärt, auch Ewr. Wohlgeb. so gütig und bereitwillig gefunden, daß mir die Furcht, als könnten meine Bitten mir verübelt werden, fast ganz verschwindet.

Mit größester Danckbarkeit, vor alle hierin angewandte und noch ferner erforderliche gütige Mühwaltung, verharre

Ewr. Wohlgebohrnen

Göttingen d. 28.
  Oct. 1754.

gehorsamster Diener
JD Michaelis  


[Bl. 85r]
Weil die Blätter in Beylage auseinander geschnitten sind, ist einige Sorgfalt nöthig, daß der Buchbinder, so sie wieder binde, nicht verliere, sonderlich nicht die Kupfer, als auf die jier vieles ankommt. Ist es nöthig die beiden Tomos, den 2ten und 3ten, der Commentariorum beyzulegen,[3] so ersuche Ewr. Wohlgeb. dero Exemplar dazu zu leyhen.


[Bl. 94v, Anschrift]

A Monsieur
Monsieur Best,    
  Secretaire Prive du Roy
à
Hannover.



Fußnoten

  1. Johann David Michaelis (1717-1791) war Theologe und Orientalist an der Universität Göttingen. U.a. er entwarf für die dortige Akademie der Wissenschaften die Satzung und war einige Zeit Sekretär, dann Direktor dieser Einrichtung.
  2. William Philip Best war Privatsekretär des englischen Königs Georg III. und als solcher für die hannoverschen Angelegenheiten zuständig. In seiner Lebensbeschreibung schrieb Michaelis zu ihm, dass der geheime Sekretär "damals mir unbekannt und nachher mein naher Verwandter" gewesen sei. Die beiden waren Vettern, worüber Michaelis der wichtigste Verbindungsmann von Mayer nach London geworden ist.
  3. Im zweiten Band der Commentarii Societatis Regiae Scientiarum Gottingensis finden sich Mayers Novae tabulae Motuum Solis et Lunae (S. 383-430); im dritten Band seine Tabularum Luminarium (S. 383-430).


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