Briefwechsel Johann Gabriel Doppelmayr


Kurzinformation zum Brief  
Autor Doppelmayr, Johann Gabriel (1677-1750)
Empfänger Unbekannt
Ort Nürnberg
Datum 26. September 1720
Signatur Staatsarchiv Nürnberg: Reichsstadt Nürnberg, Kirchen- und Vormundamt 1919 (10), Bl. 1r-v
Transkription Hans Gaab, Fürth

Hochgeehrter Herr!

Nachdeme ich auf den lezten Vortrag die Sache eben nicht gleich, sondern erst darauf etwas genauer habe überlegen mögen, so muß ich zur fernern Nachricht unumgänglich berichten, wie das aus der Hochlöbl. Loßungstuben mir beÿ verschiedenen Jahren gereichte Quantum ganz keine Correspondenz mit meiner ordentlichen Profession habe, weilen Herr Prof: Müller, ehe er anfänglich hier Professor worden, solches schon allein wegen der Inspection der Astronomischen Instrumenten, und dann so lang bis er auff Altdorff gezogen, genossen, das dann selbiges erst auf mich gekommen ist, sollte man aber nun dabeÿ einwenden, daß, da ich nicht so offt das Observatorium besuche,[1] auch nicht das Geld so verdiene, so muß ich dagegen regeriren[2] daß ich beÿ denen bißherigen Conjuncturen dem Publico eben nicht mehr nuzen, so ich mich auch alldorten alle Tage unausgesezt eingefunden hätte, ungedeÿen wäre, da es vor mich allein nicht dienet, sollte sich aber etwann noch ein unverhoffter Eiffer beÿ einem und dem andern in hoc studii genere zeigen, werde ich das meinige nach Vermögen zu thun nicht unterlassen. Unterdessen vermeÿne daß ich doch sonsten solch jährliches Quantum in Ansehung meiner andern mehrern occupation gar wohl verdienen sollte, indeme ich dem Publico mit meinen Lectionibus nunmehro schon 16 Jahr lang ohne einige Besoldung,[3] da ich doch auf Universitäten und Reisen über 4000 Gulden von den meinigen auf das kostbare Studium Mathematicum verwendet, deßwegen aber doch bishero niemals

[Bl. 1v]
einem HochEdlen Rath, um eine Besoldung zu solicitieren, beschwerlich gewesen, treu und redlich gedienet, meinen Auditoribus, wann sich einige eingefunden unausgesezt gelesen, und also darinnen ohne Ruhm zu sagen mehr als mancher Professor gethan, der jährlich viel 100 Gulden von seiner Profession beÿ einer Besoldung zu geniesen hat. Inmittelst übersende die Nachricht was den Numerum meiner Auditorum anlanget,[4] und wünsche, daß ins künfftige die Anzahl noch größer werden möge, damit ich noch besser zeigen könne wie ich dem Publico in meiner Profession zu dienen parat seÿe, dabey ich auch mit verharre

meines hochgeehrten Herrn

d. 26 Sept. 1720

ergebener Diener
J.G. Doppelmayr PP


Fußnoten

  1. Doppelmayr wurde für die Zustände auf dem Observatorium damals stark kritisiert, vgl. zum Beispiel den Brief von Johann Leonhard Rost an Christfried Kirch vom 17. Oktober 1720.
  2. Doppelmayr war seit 1704 Professor für Mathematik am Egidien-Gymnasium, wofür er keine Bezahlung erhielt. Erst als er 1710 Direktor der Sternwarte wurde, wurden ihm dafür wie seinem Vorgänger Müller 50 Gulden Jahresgehalt gewährt.
  3. regeriren: von Neuem einwenden.
  4. Diese Beilage fehlt.