Briefwechsel Johann Gabriel Doppelmayr


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Doppelmayr, Johann Gabriel (1677-1750)
Empfänger Scheuchzer, Johann Jacob (1672-1733)
Ort Nürnberg
Datum 9. April 1728
Signatur ZB Zürich: Ms H 303, S. 389
Transkription Hans Gaab, Fürth

Nürnberg den 9. April.
A.C. 1728. 

HochEdler und hochgelährter Herr,
Insonders hoch zu ehrender Herr Doctor,
werthester Gönner!

Indeme eben Herr Taffinger[1] im Begrief ist an seinen freund nach Zürich zu schreiben, so habe Gegenwärtiges mit beyzufügen nicht ermangeln und zugleich melden wollen, daß der Herr Sohn[2] sich neulich sehr große Mühe gegeben und von London aus mir viel neues auf mein erstes Schreiben gütigst communiciret, dafür Ihme auch viele obligation habe und anbey wünsche daß ich gleiches mit gleichem compensiren könte. Seinem Bericht nach scheinet es daß die Newtonische reflectentes Tubi, so sie zu einer mehrern Länge gebracht werden, uns mit der Zeit noch allerhand wunderwürdiges in dem Himmel entdecken werden.[3] Die neue Chronologia Newtoni[4] soll auch viel curieuxes in sich haben, welche mit Verlangen erwarte, noch begieriger aber bin ich auf die neue Tabb. Astronomicas des Herrn Halley, bis sie herauskommen, er corrigiert noch immer an den Tabb. Lunariter, die ihm die größte Mühe verursachen,[5] nächster Tagen bin ich resolvirt dem Herrn Sohn mehr zu antworten, da denn von hier aus jemand nach London reiset, deme den Brief mitgebe, es scheint daß der Hl. Sohn wohl noch lang, oder gar, in England verbleiben werde, das zu seinem mehrern Vergnügen dienen wird, weil Er in seinem Element lebt, hiesigen Orths nimmt die curiositaet und die Liebe zu solchen Studiis je länger mehr ab, daß ich fast der einzige hier bin, der vor die Mathematica und Physica curiosa viele consideration hat. Ist es gefällig mich bald mit einer Antwort zu beehren, so belieben HochEdlen die selbe dem freund in Zürich, der dieses überschicket, nur ein zu händigen, denn ich habe es mit Hl. Tassinger deßwegen schon ausgemacht, weil via Post an Anforderung des Porto vor die Briefe aus der Schweiz am theuersten ist, darum die Ursach nicht weiß, womit unter Erlassung Göttl. Obhut verharre

    E. Hochedlen     Meines Hochzuehrenden Herrn Doctoris

ergebenster Diener    
J G Doppelmayr mpp    


Fußnoten

  1. Der Handelsmann Johann Wilhelm Taffinger (1667-1741) war seit 1702 im Größern Rat der Stadt Nürnberg vertreten, vgl. Roth, Johann Ferdinand: Verzeichniß aller Genannten des größern Raths. Nürnberg: Milbrandt 1802, S. 150.
  2. Im Brief vom 12. November 1727 kündigte Doppelmayr bereits an, dass er dem Sohn Johann Caspar Scheuchzer (1702-1729) schreiben wolle, der sich in London aufhielt.
  3. Im 30. Versuch (erschienen 1726) der Breslauischen Sammlungen stellte Doppelmayr die "Reflectiv-Tubis" vor: Von denen in der Astronomie weiter zu hoffenden glücklichen Progressen von den neuen Reflectiv-Tubis, S. 648f.
  4. Newton, Isaac: The chronology and ancient Kingdoms amended. London: J. Tonson et al. 1728.
  5. Diese Tabellen kamen erst 1749 heraus:
    Halley, Edmond: Tabulae astronomicae: accedunt de usu tabularum praecepta. London: Gulielmum Innys 1749.