Briefwechsel Johann Gabriel Doppelmayr


Kurzinformation zum Brief  
Autor Doppelmayr, Johann Gabriel (1677-1750)
Empfänger Liebknecht, Johann Georg (1679-1749)
Ort Nürnberg
Datum 2. Mai? 1728[1]
Signatur Smithsonian Libraries, Washington: MSS 000449 A, Special Collections (Dibner), Bl. 8r
Transkription Hans Gaab, Fürth

HochEhrwürdiger und Hochgelährter
sonders hochzuehrender Herr Collega!

Nachdeme mir das bey der vorigen Post abzulassen beliebte Mst von der inmittelst eingeliefert worden, habe ich nicht ermangelt, deßwegen mit Hl Engelbrecht[2] gleich zu sprechen und um eine Antwort zu bitten, welche er hiemit, weil er das vorige mahl aus Mangel der Zeit bey Ihme nicht hat seyn können, abstattet, und seine Meynung darüber selbsten schriftlich giebet, was mich anlanget will dabey freylich gern das meinige contribuiren und die correctur über mich nehmen, sobald Hl. Engelbrecht solches wird befördern können, denn er sonsten mit andren Sachen noch zu thun hat, und daher darf mein Hochzuehrender Herr Collega das Übrige wohl bey einer guten Gelegenheit schicken denn sonsten das Porto auf der Post zu kostbar fället man hat nicht weniger denn einen Gulden vor das überschickte genommen, und dieses noch zu Gefallen, so auf Verlangen berichte.[3] Was Herrn D Bernoldt anlanget, wird er wohl in Altdorff, wie man sagt, verbleiben, weil die Stadt wegen seiner Herreise und Promotion zimliche Unkosten gehabt.[4] Es gehet hier der Ruff als wenn Hl. Thümmig in Cassel gestorben, wovon wohl eine gewise Nachricht haben mögte.[5] Was meine Verrichtungen anlanget, bin nun in Beförderung meiner Globorum beschäfftiget die ein Künstler auf seine Unkosten vor 18 bis 20 Gulden im Diametro von einem Schuh verfertiget, darinnen das neueste der Geographie auch die Zuordnung der Sterne auf 1730 nach dem Hevelianischen Catalogo observiret worden.[6] Die Vita meiner Mathematicorum und Künstler werden nun auch bald gar zum Stand kommen, darinnen viel neues wird zu finden seyn.[7] Wegen Mangel der Zeit muß vor dieses mahl kurz seyn, und daher schließen, der ich inmittelst unausgesetzt bin und verbleibe

    Meines hochzuehrenden Herrn Collegae

ergebenster Diener      
J G Doppelmayr mpp    




Fußnoten

  1. Der Brief ist in der oberen rechten Ecke eingerissen, so dass der Monatsname des Datums nicht mehr lesbar ist. Im Brief wird der Tod von Ludwig Philipp Thümmig angesprochen, der am 15. April 1728 in Kassel starb. Doppelmayrs Ehefrau Susanna Maria Kellner (1697-1728) starb am 17. September 1728, was im Brief keine Erwähnung findet. Der Brief ist somit frühestens am 2. Mai 1728 geschrieben worden, spätestens aber am 2. August 1728. Das oben angegebene Datum ist somit das frühest mögliche.
  2. Julius Arnold Engelbrecht (1678-1729) aus Halle an der Saale heiratete 1713 Maria Helena Endter (1682-1756), die Tochter von Wolf Moritz Endter (1653-1723). Er erwarb einen Teil der Buchhandlung seines Schwiegervaters.
    Vgl. Grieb, Manfred: Nürnberger Künstlerlexikon, Band 1. München: Saur 2007, S. 348.
  3. Bei Engelbrecht bzw. seiner Witwe erschien kein Buch von Liebknecht. Das Project scheint sich also zerschlagen zu haben. Es ist auch nicht bekannt, um welches Buchprojekt es sich handelte.
  4. Johann Balthasar Bernhold (1687-1769) kehrte 1724 nach Nürnberg zurück und wurde 1725 Professor für Theologie und Diakon in Altdorf, wo er bis zu seinem Lebensende blieb.
    Vgl. Grieb, Manfred: Nürnberger Künstlerlexikon, Band 1. München: Saur 2007, S. 118.
  5. Wie oben angemerkt war Ludwig Philipp Thümmig am 15. April 1728 in Kassel gestorben.
  6. Unter Doppelmayrs Anleitung produzierte Johann Georg Puschner (1680-1749) ab 1728 Erd- und Himmelsgloben mit einem Durchmesser von ca. 32 cm.
  7. Doppelmayrs Historische Nachricht von den Nürnbergischen Mathematicis und Künstlern kam 1730 bei Peter Conrad Monath heraus.