Briefwechsel Johann Gabriel Doppelmayr


Kurzinformation zum Brief  
Autor Doppelmayr, Johann Gabriel (1677-1750)
Empfänger Liebknecht, Johann Georg (1679-1749)
Ort Nürnberg
Datum 9. Oktober 1724
Signatur GNM Nürnberg, Historisches Archiv: V. Mathematiker. Deutschland, Doppelmayr K 33, Bl. 1r-2r
Transkription Hans Gaab, Fürth

Nürnberg 9 Oct.
A. C. 1724.

HochEhrwürdiger und Hochgelährter, in sonders Hochgeehrter
Hlr. Doctor, und werthester Herr Collega!

Ich habe mir die gänzliche Hoffnung gemacht einige Zeilen von dero E. Hand, bey der letzten Franckfurter Messe, auf mein vom ersten Julio Abgelassenes zu erhalten,[1] und daraus, was ich zu wissen desideriret zu ersehen, weil aber solche fehl geschlagen, so nehme die Freyheit, mich wiederum in gegenwärtigen Zeilen zu geneigten Andencken bestens zu recommendieren, anbey bittend, daß, so etwann inzwischen eine und andre observationes von den Eclipsibus primi Satellitis jovialis u. der Declinationes magneticae zu meines hochgeehrten Herrn Collegae Notiz gelanget, mir solche auch vor der Gütigkeit communicable gemacht werden mögten um meine Observation=Charten zu corrigiren, welches mich nun ein desto mehr animiret, da unser Hl. Homann wegen seines Absterbens nicht mehr in der Geographie zu contribuiren vermag,[2] dahero ich auch inzwischen viele brieffe an die vornehmste Beförderer der Astronomie ausgefertiget; die mir soviel möglich hierinnen an die Hand gehen werden, zweiffle also nicht mein Hochgeehrter Hl. Collega werde hierinnen, so viel es sich thun lässet, auch mir geneigt an die Hand gehen, und absonderlich den situm geographicum von Ihrem Orth genauer determinieren lassen, welches einstens, so Gott leben und gesundheit gibet, bey Gelegenheit

[Bl. 1v]
publice werde zu rühmen wissen. An Hl. Doct. Wagnern[3] habe nach Helmstätt inzwischen selbsten geschrieben, da ich einen dahin reisenden fleissig Auditorem in der Mathematique an Ihn zu recommendiren Anlaß nehme, worauf ich täglich eine Antwort erwärtig bin: ob der ander Hl. Wagner in Hildburghausen sich mit einem Schreiben inmittelst eingefunden, bin ich begierig zu vernehmen, auch wie es sonsten wegen des lezten Antagonisten zu Cassel[4] stehe, und ob keine weitere continuation seiner Physicalischen Piecen zum Vorschein komme, was mein übriges bitten war, wird obbemeldter Brief vom 1. Julii zu erkennen geben, dahero nicht weiter beschwerlich seyn will, sondern hiermit schließen, unter Erlassung Göttl. Protection verharrend

Meines Hochgeehrten Herrn Collega

ergebenster diener    
J G Doppelmayr mpp

[Bl. 2r]
P.S. An Hln. Canzler Ludovici[5] und Hl. Dr. Verdries[5] bitte bey Gelegenheit meine frl. Empfehlung zu machen, sollte Hl. D. Verdries auch etwas zu meinen Propor dienliches contribuiren, wird Er mich ebenfalls sehr obligiren.


Fußnoten

  1. Der Brief Doppelmayrs an Liebknecht vom 1. Juli 1724 ist nicht überliefert.
  2. Dieses Thema spricht Doppelmayr auch in den drei Briefen vom 22. Juli an Blumentrost, Goldbach und Kirch an.
  3. Rudolf Christian Wagner (1671-1741), Prof. für Mathematik und Physik in Helmstedt, war auch ausgebildeter Mediziner.
  4. Gemeint ist Ludwig Philipp Thümmig (1697-1728), vgl. den Brief von Doppelmayr an Liebknecht von Ende 1723.
  5. Der Jurist Jacob Friedrich Ludovici (1671-1723) war Vizekanzler und Geheimrat zu Gießen.
  6. Johann Melchior Verdries (1679-1735) war zuerst Professor für Physik in Gießen, dann für Medizin.