Briefwechsel Johann Gabriel Doppelmayr


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Doppelmayr, Johann Gabriel (1677-1750)
Empfänger Beurer, Johann Ambrosius (1716-1754)
Ort Nürnberg
Datum 1742-1744[1]
Signatur UB Erlangen: H62/TREWBR DOPPELMEYER_JOHANN_GABRIEL[2
Transkription Hans Gaab, Fürth

Hochwerther Herr und Freund!

Bitte freundlichst bey der gütigen Gelegenheit den Herrn Erhard[2] zu ersuchen, daß, wann Er wieder antworten würde, folgende Puncten geneigt zu beantworten sich gefallen lassen mögte.

(1) Ob des letzt=verstorbenen Herrn Edmondi Halley astronomische Tabellen[3] annoch, und wie bald, im Druck heraus kommen mögen, dann auch ob des Mr. Desaguliers[4] Zweyter Theil, und zwar im Englischen unter dem Titul: Course of Experimental Philosophy,[5] der schon lang hat ediert werden sollen, noch nicht zu haben.

(2) Könte Herr Erhard mir eine große Plaisir erzeigen, wenn Er alte unbrauchbare kleine Semina, die ihrer äußerlichen Figur nach curieux wären, und dabey ihre eigentliche Namen aussen auf denen Capsuln aufgezeichnet werden, bey Gelegenheit communicable machen mögte.

(3) Könte Herr Erhard mir Nachricht erstatten, ob der fleissige Correspondent, Herr Collinson[6] ein Kaufmann oder ein Gelehrter, oder sonsten von einer andern Profession wäre, welches zu wissen begierig bin.

womit, nebst frl. Empfehlung an die Frau Liebste,[7] verharre ferner mit allem Attachement

  Meines Hochwerthesten Herrn

ergebenster Diener        

JG Doppelmayr MPP    



Beilage 1
H62/TREWBR DOPPELMEYER_JOHANN_GABRIEL[5

An Herrn Collison nach London bitte in Psto zu vermelden:

An Tabulae Astronomicae Edmundi Halleji mox publici juris fiant et quando quaeritur.



Beilage 2[8]
H62/TREWBR DOPPELMEYER_JOHANN_GABRIEL[4

Allhier in der mittlern obersten Figur wird die Physique durch die Weibsperson mit fünf Brüsten vorgestellet, dabey die vier Elemente sich zeigen, als auf dem Kopff die Lufft aus welcher auf der einen Seiten die Sonne auf der andern der Regen herab gehet, in der lincken Hand deutet die linke Hand brennende flamme das Feuer an, unten zur rechten Hand ist das Wasser, oben darauff sind allerhand terrestria naturalia; das Kleidt mit Sternen und der Sonne, und der Gürtel mit den himmlischen Zeichen, gibet die obere grose welt, oder den macrocosmum zu erkennen: Wie die Medicin darzustellen könte der Mahler an der kellnerischen Apotheke[9] sehen, weil keine bücher davon, auch von der chymie und pharmaceutic, habe.


Fußnoten

  1. Der Brief ist nicht datiert. Edmund Halley starb aber am 25. Januar 1742. Der gewünschte zweite Band von Desaguliers Course of experimental philosophy kam 1744 heraus. Entsprechend ist der Brief auf zwischen 1742 und 1744 zu datieren.
  2. Johann Balthasar Ehrhart (1700-1756) war Stadtphysicus, Botaniker und Paläontologe in Memmingen.
  3. Diese Tabellen kamen erst 1749 heraus:
    Halley, Edmond: Tabulae astronomicae: accedunt de usu tabularum praecepta. London: Gulielmum Innys 1749.
  4. John Theophilus Desaguliers (1683-1744) war 1714 in die Royal Society aufgenommen worden, um Newton bei seinen Experimenten zu assistieren.
  5. Der erste Band von Desaguliers Course of experimental philosophy war 1734 in London herausgekommen, der zweite erschien 1744.
  6. Peter Collinson (1694-1768) war ein englischer Handelsmann und Botaniker.
    Zu ihm siehe Pirson, Julius: Der NÜrnberger Arzt und Naturforscher Christoph Jakob Trew (1695-1769). Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 44 (1953), S. 448-576, hier S. 539.
  7. Beurer hat 1739 in Berlin Johanna Dorothea, die Tochter des Apothekers Friedrich Werneberg geheiratet.
  8. Während die erste Beilage eindeutig dem vorliegenden Brief zugeordnet ist, ist diese zweite Beilage keinem Brief von Beurer zuordenbar.
  9. Hans Leonhard Kellner (1666-1736) war von 1697 bis 1736 Besitzer der Apotheke zur Goldenen Kanne, die "unter den Hutern, auf die ABC Brücke zu" zu finden war. Sie lag also in der heutigen Kaiserstraße nahe der Karlsbrücke. Kellner war Doppelmayrs Schwiegervater.
    Vgl. Gossmann, Heinz: Das Collegium Pharmaceuticum und sein Einfluss auf das Nürnbergische Medizinalwesen. Frankfurt a.M.: Govi-Verlag 1966, S. 149, 157
    Nopitsch, Christian Conrad: Wegweiser für Fremde in Nürnberg. Nürnberg: Raspe 1801, S. 72.