Briefwechsel Erasmus Blank


Kurzinformation zum Brief  
Autor Blank, Erasmus d. Ä.
Empfänger Zwinger, Theodor (1658-1724)
Ort Nürnberg
Datum 13. Mai 1702
Signatur UB Basel: Frey-Gryn Mscr III 2: Nr. 152, Bl. 1r-v
Transkription Hans Gaab, Fürth

HochEdler und Hochgelehrter,

insonders hochgeehrter Herr und Gönner

daß ich mich erkühne Dero Excellentz wichtige Angelegenheiten mit diesen meinen schlechten Zeilen zu unterbrechen, verursachet eine Angelegenheit meines Sohns.[1] Selbiger, wie unschwehr erinnerlich seÿn wird, hat im November verwichenen Jahrs; auf Dero Welt-berühmten Academie, unter Ihro Excellentz hochansehnl. Decanat, wo ich nicht irre licentia in Medicinam genommen, und mit Bezahlung der gewöhnlichen Unkosten die Hoffnung überkommen, daß er beÿ nechstanstehender promotion, völlig in Doctorem Medicinas, obwohl abwesend, solte renunciret werden. Nun wir die letzten brieffe von ihm, auß Pariß, verwichenen Martio erhalten, darinnen er gehofft, er hätte sein curiculum vitae allbereit überschickt, und hoffte es solte die promotion solennis nicht lang mehr anstehen, auch uns auf das programma publicum vertrößtet welches an mich solte von Basel auß geschickt werden,[2] bißhero aber nichts zum Vorschein gekommen; alß habe ich mir beÿ Ihro Excellentz, derer genoßenen Gunst und Gewogenheit mein Sohn mir höchstens erwähnet und lebenslang in keine Vergessenheit fallen wird, darum eine Anfrage zu thun die dreistige Erlaubniß nehmen sollen, zumahlen mich mehrgedachter mein Sohn mich zu Ihnen angewiesen. Es liegt uns hier in Nürnberg von wegen des künfftigen Los in hochlöbl. Collegio Medico viel daran,[3] daß wir das Programma, alß das öffentliche Zeugniß der vollzogenen promotion vorzeigen können, indem er selbigen abwesend ist und sein Ansuchen nur durch guthe freunde muß treiben laßen, auf daß ihm nicht sein Auffhalten in

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frembden Ländern, allwo er seine studia auff guten Fuß ferner zusezten gedenckt, an seiner künfftigen Stelle under den hiesigen Hl. Medicis finden, und ihm nicht jemand von denen Candidaten, so auff künfftiges Monat in Altdorff zu promoviren gedencken, vorgezogen werde. Indem wir nun hier, laut seines offtmahligen berichts, nicht zweiffeln, die promotion werde allbereit vollzogen seÿn worden, ersuchen wir Ihro Excellentz gar geflißen und gar ehrerbietig, Sie wollen geruhen, uns ein und andre Exemplar von dem Programmate publico Doctorali, mit ehester Post, so es Ihro Excellentz Geschäfften anders leiden, zu übermachen, und von unsrer Seiten aller schuldigen danckbarkeit dafür gewärtig zu seÿn. Sonsten übersende auch auf ordre meines Sohns, einen Schein vom allhiesigen Hl. D. Wurffbain,[4] dem ich etwas weniges Geld ausgezahlet, dafür das Recepisse vermuthlich an Hl. D. Harders[5] Excellentz kommen soll. Kan ich oder jemand auß meinen Angehörigen Ihro Excellentz einige dienstgefälligkeiten erweisen, so bitten wir das zubefehlen; recommendiren Ihre Excellentz in Göttl. Obhuth, Uns in dero geneigte Gunst, und bitten nochmahlen anständig, in unserer kühnen Bitte uns zu willfahren, und das Ansinnen nicht übel zu deuten, Verbl.
Ihre Excellentz

Nürnber 13. Maji
        1702.

Excellentissimi Tui Nominis

dienst-verpflichteter
Eraßmus Blanck.


Fußnoten

  1. Der Brief ist also eindeutig vom Vater von Erasmus Blank verfasst. Im Taufeintrag des Sohnes steht: "Erasmus Blanck, Goldschlager: Dorothe: Erasmus - Güldin Rothschmid [...] 25. [Mai 1677]", LKAN, St. Lorenz: Taufen 1669-1681, S. 399 (Scan 202), Nr. 8. Der Vater trug also den gleichen Namen wie der Sohn und war Goldschlager, d.h. er fertigte aus Gold dünne Blättchen an. Er scheint in Nürnber sehr angesehen gewesen zu sein, denn 1667 wurde er Genannter des Größeren Rats der Stadt.
  2. Im Brief vom 9. Februar 1702 an Zwinger hatte Blank gebeten "Das Programma bitte [...] nacher Nürnbl. unter einem Couvert zu senden".
  3. Im Brief vom 9. Februar 1702 an Zwinger hatte Blank geschrieben: "Zu Nürnbl. mit ehesten ein numerus census practicorum wird gesetzt werden, worunter denn einer nicht eher als nach des andern Tod wird kommen können, würde aber die promotion noch eher vor sich gehen als solcher wird geschlossen werden, so könnte ich noch ohne einige dispute hineinkommen".
  4. Johann Paul Wurffbain (1655-1711) war ab 1680 Physicus in Nürnberg. Von 1693 bis 1710 war "Director Ephemeridum" der Leopoldina, also Schriftleiter der von der Leopoldina herausgegebenen Schriftenreihe.
  5. Johann Jacob Harder (1656-1711) war ein Schweizer Mediziner und Naturwissenschaftler.