Briefwechsel Peter Kolb


Kurzinformation zum Brief  
Autor Paucker, Paulus (1674/5-1745)[1]
Empfänger Kolb, Peter (1675-1726)
Ort Wunsiedel
Datum 8. Juni 1694
Signatur Friedrich-Alexander-Gymnasium/Museen im Alten Schloss Neustadt a.d. Aisch,
Nachlass Peter Kolb [CD-ROM], Briefe 53
Transkription Hans Gaab, Fürth


 Tit
    Herrn
Herrn Peter Kolben
Studirenden in Nürnberg,
meinem insonders großgünstigen
Freünd und Patron etc.
Auf den Laurentzer plaz
beÿ Hln Johann Grafen
teutschen Schulmeistern
zuerfragen.
Nürnberg


[S. 1]

Brüderliche Lieb und Treu, nebst wünschung
alles Liebes und Gutes zuvor.

Ich habe, Lieber Hl. Bruder! in deinem letztern Brief mit großen Schmerzen ersehen müßen, daß du meine Zeilen, die ich wenige tage zu vor ehe ich den andern brief von Nürnberg von dir bekommen, an dich geschrieben, da ich doch selbige durch eine gewiße Persohn, als durch des Kutscher Heinrich Tochter deiner Mutter einhändigen laßen, einen Brief wieder absonderlich (in welchem ich deinen eingeschloßen hatte) an sie ergehen laßen, dabey bittend, dir ja mein an dich geschriebenes mit nechster Gelegenheit überantworten zu laßen; Sintemahln mir in selbigen sehr viel gelegen war, weil ich dadurch unterschiedliche, viel neue und heimliche Sachen dir, als meinen besten freund, entdecket, wie nicht minder auch einen brief, von Hln. Jobsten (welchen Er an dich auf meinen Briefs andern Seiten an dich geschrieben hatte) auf der dritten Seiten in meinen an dich geschriebenen Zeilen von wort zu Wort abgeschrieben und dir zu überbringen vermeinet. Was aber den andern Brief, welchen du von Nürnberg an mich gelangen laßen, anlanget, daß ich selbigen nicht als bald wieder beantworttet, habe ich erstlich wieder auf meinen, den ich, wie obgedacht, etliche tage vorhero an dich ergehen la&szli;en, ein Antwortt zu bekommen vermeinet. Nun ich aber den dritten brief von dir zwar mit freuden zu recht wiederumb erhalten, habe ich doch, wie schon gedacht großen Schmerzen in meinen gegen dich alle Zeit dreuen[?]

[S. 2]
brüderlichen Herzen dadurch empfinden müßen; sintemahl ic hin selbigen wahrgenommen, daß du meine Zeilen noch nicht erhalten, und dich darüber sehr beschweren thust; Ich hoffe aber, (wie du nun hieraus meine Unschuld wirst wohl erkennen können), du wirst auch die Schuld nicht mir beÿmeßen. Bitte aber unterdeßen mich nochmahls ausführlich zu berichten, ob du meinen vorigen Brief nicht empfangen hast, Ursachen deßen, so dir selbiger überantwortet worden, will ich mit nechster Gelegenheit des Hl. Jobsten Brief wieder zu wege suchen und dir nochmahls zu schicken, damit du ihn auch darauf respondiren könnest. Aber du Herr, ich kan dir hierbeÿ auch nicht verhalden, daß du mich durch deine wankelmüthigkeit sehr bedrüben thust; sintemahln ich von der Mittwochin erfahren müßen, daß du von Ihr begehret, dir nach dem an mich geschikten format und Größe, Papier zu kauffen und zu schiken da du doch selbiges Vertrauen, zu vor zu mir getragen, und solches anbefohlen, welches ich auch beÿ dieser Gelegenheit re ipsa praesiren wollen, in dem ich daber ein andern sehe[?], muß ich besorgen, es mögte dir dadurch kein großer dienst geschehen, weil du dir vielleicht einbilden mögst, wann ich dir mit diesen serviren dhuhe[?], so müstestu auch mir wieder mit einen andern dienst an die Hand gehen, ach nein, gar im geringsten nicht hätte ich es umb dieser Ursach willen angefangen, sondern bloß meine und deine freundschafft dadurch zu stärcken (Eÿ Eÿ was bild sich wohl der lark[?] ein, wart wart ich will dich schon immer finden; aber doch seÿs, dießmahl will dirs doch schenken, aber den rotzbub,

[S. 3]
du scheißbub kommstu mir noch einmal, so kehr ich die Stuben mit dir aus) Doch will ich dir selbiges wegen deines mir wohlgefallenen Symboli nicht zutrauen, sondern erstlich von dir dir Ursach erfahren. Ich kan doch dich zu beschweren durch Anreitzung meines guten Gemüths nicht unterlaßen, und dich zu bitten, daß du mir so viel freundschafft erweisen wollest, und mich berichten, wie hoch man der weilen Pol&yuuml;tisch Reden, und des Heweckers Chriologiam bekommen kan, wofür ich wieder allezeit in deinen diensten stehen werde, und solche Mühe wieder, so viel möglich, dlrich zu machen mich befleißigen will. Verbleibe auch anbeÿ dein Getreuer bruder biß in den dodt,

dab Wonsied.
den 8 Junii, ac ibyd.
praesent den 11. huius

      P. S:
was neues hier paßiert weiß ich
dießes mahl so viel besonders, als
daß des Schneider Georg seine
frau ganz melancholisch worden.

dein getreuer dieners
Paulus Paucker

Komm lark[?] balbier mich auch einmahl
wenn du eine scheermeßr hast, es
dörffte mir sonst auch einmahl
gehen wie dir.

Denck an den Jorg Wo wir von einander geschieden, beÿ welchen ich auch etlich an statt um des Spazierwegs zeithero gewesen bin, v. mit schweyhez wider denen[??] allhier gehen müß.


Fussnoten

  1. "Den 6ten Maÿ [1745] ist S: T: der Hoch Wohl Ehrwürdige Hochgelehrte Hl Paulus Paucker, Senior und Hoch verordnete Pfarrer und Seelen Sorgern allhier, mit einer Predigt von Hl Pf. [Abraham Jakob] Fischer von Wildenreuth, und mit einer Parentation [Trauerrede] von Hl. Pf. Federreuther von Thumsenreuth, gehalten, im 71. Jahr :/: 24 Wochen, nach S. Veit in die Kirche hinein, beÿ grosser VolcksVersammlung, nach dene Er in Thresenreuth 17 Jahr, in Wildenreuth 7. Jahr, in Erbendorff 16. Jahr, Pfarrer gewesen, beerdigt worden".
    • Taufen, Trauungen, Bestattungen Dekanat Weiden-Erbendorf 1676-1806, Bl. 368r (Scan 367)


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