Briefwechsel Peter Kolb


Kurzinformation zum Brief  
Autor Dürr, Johann Simon (1658-1724)[1]
Empfänger Kolb, Peter (1675-1726)
Ort Wunsiedel
Datum 7. Juni 1694
Signatur Friedrich-Alexander-Gymnasium/Museen im Alten Schloss Neustadt a.d. Aisch,
Nachlass Peter Kolb [CD-ROM], Briefe 27
Transkription Andreas Henkel, Wunsiedel

Petro Kolben, der Musen eiferig Er-
gebenen. Meinem Geliebten Freund zu
beliebiger Entsiegelung.
in Nürnberg
Beÿ Hlrn Joh. Gräfen Teut-
schen SchulMeister auf den Lau=
renzi-Plaz zu erfragen.


SS Triados [der heiligsten Dreifaltigkeit] auspicium
tuis studiis feliciter continu=
andis paterno ductus affectu
precor
Amice Svavissime, & Discipule
Gnēsie [echter, rechter]


Dein Brief nebst denen 2. Büchern ist mir richtig eingehändiget worden, woraus ich metà megálēs charâs [mit großer Freude] ersehen, daß du nicht nur allein glücklich in Nürnberg angelanget, sondern auch in etwas conditioniret worden. Beÿ wel[c]her Condition du dich nur ein wenig gedulten must; inzwischen mit Gebet und Flehen beÿ Gott demühtig anhalten wollest, welcher, (weil Er aller Menschen Hertzen in seiner hand hat u. neigen kan, wohin Er wil) auch gutthätige Patronos erwecken wirt; sed & tuum, quod tui est officii, age, pietate, obedientiâ, animique promptitudine, industriâ, & optimis moribus probatum esse velis, ut his motus[!] suo te Patroni dignentur patrocinio, inopiamque tuam sublevent; Tuae ego, quantum in me erit, saluti nunquam deero, licet re nequiero, attamen consiliis. Dominum Ottonem[2] meo nomine salutabis, eumque de tansmittendis libris urgebis, siquidem miserrimo Catalogi Librorum Lipsiensium, quem nuperrimè expetii, uror desiderio, tum & Ecclesiastici Thesauri sviceri[3]; His Libris autem caeteros petitos addere velit, ut

Koeberi Grammaticam Graecam.[4]
It[em] Manuale Pasoris Graeco-Latinum[5]
Franckii Biblische Geschichten[6] 2 mahl
Justinum in .8. forma cum Notibus[7]

Pecunia librorum transmissorum his indidi uteris[8], quam usui tuo aliis coemendis libris mancipabis. Vale in Christo, tuique meminisse ne desinas

Dabam. Wonsid.[eliae] d. VII. Id. Jun.[9]
Ao Christianae Salutis
reparatae MDCXCIV. [prasens. d. XI. huius]

Tui ad quaevis officia paratissimi
M. Joh. Simonis Dürii Sch[olae] Rect[oris].


P.S. Was Sr. HochWohlEhrw. Praecellenz Hlrn. M. Wohns[10] Brief in sich halte, wollest mir eröffnen, weil ich besorget, es mögte etwa ein freundliches Ansinnen einer Spartae u. Marthae [Amt und Gattin] seÿn, wegen ddß wiederum aufs neü (da Hl. Gevatter Zobel[11] solches aufgekündiget) vacirenden Kirchners-dienst, dafür aber kanstu dich höflich bedancken, u. deine fortun mit Gott beßer, alß multiplicatis servitiis suchen. Vale, nec hoc consilium aspernare.


Fussnoten

  1. Johann Simon Dürr wurde am 24.10.1658 in Wunsiedel geboren: "Dem Ehrenhafften und Weißen Herren Johann Dürrern Rathsbürgers und Rotgerbers allhie, und Margaretha seinem Weibe habe Ich Johann Ruppenstein ☉ den 24 Octobris [1658] einen Sohn getaufft, welchen bey der H. Taufe versprochen der Erbare Meister Simon Schöpff, Burger und Mezger allhie und ist das Kind Johannes Simon genennet worden".Johann Rupppenstein (1620-1673) war Archidiaconus in Wunsiedel.
    • Taufen Wunsiedel 1648-1678, S. 87 (Scan 45), Eintrag 68.
    Der Vater Johann Dürr (02.05.1623-27.05.1691) war Bürgermeister in Wunsiedel. Er hat am 06.11.1649 Margaretha Zobel geheiratet, die Tochter des Bürgermeisters und Hospitalvorstehers Johann Zobel.
    • Trauungen Wunsiedel 1645-1736, S. 18 (Scan 13), Eintrag 18.
    1681 schrieb sich Johann Simon Dürr an der Universität in Altdorf ein.
    • Steinmeyer, Elias von: Die Matrikel der Universität Altdorf, Band 2. Würzburg 1912, S. 158.
    Am 31.05.1687 heiratete er in Wunsiedel, damals war er Rektor der dortigen Lateinschule: "Dem WohlEhrenVesten, Hochachtbarn und wohlgelahrten Hl M, Johann Simon Dürren, der hiesigen Lateinischen Stadtschul wohlverordneter Rector, deß wolEhrenvesten vorsichtig und wohlweißen Hln Johann Dürrens, wohlverdienten Bürgermeisters und Stadt Cämmerers alhier Eheleibl: Sohn, mit der wohlErbarn und vielEhren Tugendbelobten Jungfer Catharina, deß weiland wohlEhrwürdig, GroßAchtbarn u. sonders vielgelahrten Hln Johann Ruppensteins, wohlverdiendten treügewesenen Archidiaconi alhier und deß Geistlichen Capituli Camearij nachgelaßenen Eheleibl: an itzo aber des Edlen GroßAchtbarn und MannVesten Herrn Michael Küfers, hochfürstl. [...] wohlbestalten Capitans der Stadt und SechsAmpten Wunsiedel auch LandtKriegs Commisarij Stieftochter, hat Hl. M. Joh. Friedrich Peüschel, nach dreÿmaliger proclamation den 31. Maij öftentlich copuliret". Das Sechsämterland entspricht in etwa dem heutigen Landkreis Wunsiedel.
    • Trauungen Wunsiedel 1645-1736, S. 198 (Scan 104), Eintrag 9
    Johann Friedrich Peuschel (1642-1692) war von 1673 bis 1690 Pfarrer in Wunsiedel, dann wechselte er nach Pegnitz.
    • Simon, Matthias: Bayreuthisches Pfarrerbuch. München: Christian Kaiser 1930, S. 236, Eintrag 1804.
    Dürrs Ehe soll unglücklich verlaufen sein und wurde bei Dürrs Wechsel nach Bonnland 1694 geschieden. 1694 war er Pfarrer in Bonnland, das heute als Teil des Truppenübungsplatzes Hammelburg ein ausgestorbenes Dorf ist. 1701 wechselte er ins nordöstlich von Gmünden am Main gelegene Höllrich, wo er am 19.03.1724 starb: "Der WohlEhrwürdige, groß achtbahre und wohlgelahrte Herr Magister Johann Simon Dürr 22 und ½ Jahr lang in Höllerich und Hestorff best meritirter treufleissiger von gnädl. Herrschafft alß auch sämtl: Pfarrkindern höchst beliebt und belobt gewesener Pfarrer, starb Die Dom: Laetare den 19 Martii nachmittags zwischen 2 und 3 uhr, und wurde Mitwochens den 22. Martii desen entselter cörper vorher in die Kirchen getragen daselbsten vor die Cantzel niedergesetzt und blieben die träger beÿ der leichen stehen, biß nach gehaltener predigt supra: text: ex Hiob XIX. 25. 25. 27. ab ipso beato Domino Magistro sibi electum und gesprochenem Seegen vor dem Altar, da dann wiederum mit den glocken geläutet und sodann die leiche wieder auffgehoben und in ordentlicher procession nach dem allhiesigen Gottes=Acker zu der ruhe=statt gebracht wurde und also der wohl selige sein Alter in diesem Jammertal auf die 65 und ½ Jahr gebracht".
    • Taufen, Trauungen, Bestattungen Lohr. a.Main-Höllrich 1690-1737, S. 381 (Scan 190), Eintrag 2.
    Weitere Literatur:
    • Dannheimer, Wilhelm; Zahn, Wilhelm; Kuhr, Georg: Ritterschaftliches Pfarrerbuch Franken. Neustadt a.d. Aisch: Degener & co. 1979, S. 63, Eintrag 474
    • Fickenscher, Georg Wolfgang Augustin: Gelehrtes Fürstenthum Baireut, Band 2. Erlangen: Palm Nürnberg: Lechner 1801, S. 44
    • Wernlein, J. K. F.: Geschichte des Wunsiedler Lyzeums / 3. Abtheilung. Wunsiedel: Müller 1804, S. 65-66
  2. Zum Nürnberger Buchhändler Andreas Otto (1658-1723) siehe
    • Grieb, Manfred: Nürnberger Künstlerlexikon, Band 2. München: Saur 2007, S. 1107
  3. Schweizer (Suicerus), Johann Caspar (1619-1688): Thesaurus ecclesiasticus. Amsterdam: Wetstenius 1682.
  4. Köber, Johann Friedrich (1634-1696): Grammatica Graeca Harmonica Golio-VVelleriana: ita concinnata, Vt, qvi alterutri adsvctus, hanc nullo prope negotio usurpare, & ad discendum Lingvam Graecam utiliter adhibere possit. Leipzig: Thomas Fritsch 1684
    Hinweis: Der Link führt zur Ausgabe von 1701.
  5. Pasor, Georg (1570-1637): Manuale Novi Testamenti, auctum vocibus quae occurrunt in versionibus antiquis graecis Veteris Testamenti. Zürich 1684.
  6. Dieses Werk ist nicht auffindbar.
  7. Adnotierte Ausgabe der Historiae Philipicae des Marcus Iunianus Justinus (2./3. Jahrhundert) im Oktavformat. Diese Arbeit des Justinus erlebte seit dem 16. Jahrhundert zahlreiche Neuauflagen.
  8. Möglicherweise eine Metapher für die Briefhülle.
  9. Die Iden des Juni waren im römischen Kalender der 13. Tag des Monats. Beginnend mit den Iden wurden von hier aus die Tage rückwärts gezählt. "d. VII. Id. Jun. " bezeichnet somit wir im modernen Kalender den 7. Juni. Hier wurden also die Angaben des modernen Kalenders mit dem des Römischen vermischt.
  10. Zu Ernst Christoph Wohn (1642-1696) siehe
      Simon, Matthias: Bayreuthisches Pfarrerbuch. München: Christian Kaiser 1930, S. 371, Eintrag 2790.
  11. Johann Valentin Zobel war der Verfasser der "Mitteilung" vom 16.06.1694. 1657 geboren, war er Tuchscherer und Handelsmann zu Wunsiedel. Ca. 1685 konnte er ein erworbenes Haus nicht bezahlen und ging daraufhin nach Fürth. Hier soll er 1705 in Fürth bestattet worden sein, ein zugehöriger Eintrag in den Kirchenbüchern war nicht auffindbar. Doch wurde am 10.12.1729 seine Witwe Benigna bestattet, Johann Valentin Zobel wurde im zugehörigen Kirchenbucheintrag als ehemaliger Kauf- und Handelsmann bezeichnet.
    • Bestattungen Fürth-St. Michael 1725-1747, S. 75 (Scan 70), Eintrag 261
    • Stadtarchiv Wunsiedel Bürgerkartei

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