Johann Philipp von Wurzelbau

Bekannter in Nürnberg lebender Astronom.
Namensvarianten: Wurzelbaur, Wurzelbauer, Wurtzelbaur, Wurtzelbau.

* 28.09.1651[1] in Nürnberg ; † 21.07.1725[2] in Nürnberg

Lebenslauf:

Johann Philipp von Wurzelbau interessierte sich bereits in seiner Jugend für Mathematik und Astronomie. Als er seine Schulausbildung beendet hatte, musste er aber zunächst seinem Stiefvater bei der Leitung von dessen Messinghandlung unterstützen. Im Herbst 1678 errichtete Georg Christoph Eimmart (1638-1705) auf der Vestnertorbastei nördlich der Nürnberger Burg die erste Nürnberger Sternwarte. Dadurch angeregt begann Wurzelbau sich ab 1682 in seinem Haus eine eigene Sternwarte einzurichten. Ein markantes Wahrzeichen wurde ein achteckiges Beobachtungstürmchen, das er 1692 auf dem Dach seines Hauses am Spitzenberg 4 anbringen ließ. Im Folgenden zog er sich aus dem Geschäftsleben zurück und widmete sich ganz der Astronomie.

Wirken:

Wurzelbau wurde durch genaue Beobachtungen astronomischer Ereignisse wie Sonnen- und Mondfinsternissen oder Merkurtransiten bekannt. Nach Errichtung seiner Sternwarte bemühte er sich die geographischen Koordinaten Nürnbergs möglichst genau festzulegen. Davon zeugt seine erste größere Veröffentlichung, die Uranies Noricae basis astronomico-geographica von 1697. Eine erweiterte Neuauflage hiervon erschien 1713.

Weiter bemühte er sich um genaue Beobachtungen und Berechnungen des Sonnenlaufs. Darüber berichtete er in seiner Uranies Noricae basis astronomica von 1719. Seine genaue Kenntnis des Sonnenlaufs wird auch durch eine Sonnenuhr dokumentiert, die der Uhr- und Kompassmacher Johann Michael Vogler (1670-1731) aus Ellingen 1716 für ihn herstellte. Es handelt sich dabei möglicherweise um die erste Sonnenuhr, auf der ein Annalemma zu sehen ist, also eine Kurve mit der die von Sonnenuhren angezeigte Zeit bezüglich der Zeitgleichung korrigiert werden kann.

Nach seinem Tod wurde der Betrieb auf seiner Sternwarte eingestellt. Zudem wurde sein Haus am Spitzenberg 4 im zweiten Weltkrieg vollständig zerstört. Eines seiner hauptsächlich verwendeten Geräte - ein großer Quadrant - hat sich aber erhalten und kann auf der Ausstellung des Germanischen Nationalmuseums auf der Burg bewundert werden.

Mitgliedschaften und Ehrungen:

1683 wurde Wurzelbau Genannter des Größeren Rats der Stadt Nürnberg. Für seine Verdienste um die Astronomie wurde er 1692 von Kaiser Leopold (1640-1705) in den Adelsstand erhoben, seitdem konnte er sich Johann Philipp von Wurzelbau nennen. Er wurde 1699 Mitglied der französischen Akademie der Wissenschaften. Am 6. Dezember 1706 wurde er auch als auswärtiges Mitglied in die preußische Akademie in Berlin aufgenommen. Ein Krater auf dem Mond wurde von dem bedeutenden Hobbyastronomen Johann Hieronymus Schröter (1745-1816) um 1800 nach Wurzelbau benannt.
Titelkupfer seines Werkes Uranies Noricae basis astronomico-geographica von 1697 Das Beobachtungstürmchen von Wurzelbau auf dem Dach seines Hauses am Spitzenberg 4.

Ausgewählte Werke:

Literatur:

Links:


Fußnoten

  1. "28. [September 1651] Hanß Wurtzelbauer, Rothgießer, Dorothea, Hanß Philippus, Hanß Philippus Kob, Johanis Koben, ehel. Sohn", Taufen St. Sebald 1632-1654, S. 876 (Scan 455).
  2. "☿ d. 26. Jul. [1725] der Wohledel und Veste Johann Philipp von Wurzelbau, am Spitzenberg, 3L", Bestattungen St. Sebald 1721-1732, S. 194 (Scan 122), Eintrag 117.
  3. "Ditrich Wurzelpaur, Benedict Ein Son 25. Septemb: [1583]", Taufen St. Sebald 1544-1555, Bl. 58r (Scan 64).
  4. "Der Erbar und Kunstreich Benedict Wurzelbaur Rothschmitt [...] auf der Schmelzhütten, 6. Octob. [1620]", Bestattungen St. Sebald 1607-1623, Bl. 230v (Scan 248), Eintrag 9.
  5. "Benedictus Wurzelbauer, Margareta: Johannes, 24. Junij [1595]", Taufen St. Sebald 1593-1616, Bl. 13v (Scan 14).
  6. "☉ 27. Jan. [1656] Der Erbar und Kunstreich Hanß Wurtzelbauer, Rothgießer und Verleger, an der Schmelzhütten [heute: Untere Talgasse], bey dem Schießgraben", Bestattungen St. Sebald 1654-1667, Bl. 24v (Scan 52), Eintrag 14.
  7. "Michael Lochner, Maria, Dorothea, 12 Martij [1624]", Taufen St. Sebald 1617-1626, Bl. 268v (Scan 134).
  8. "☽ 31. Julii [1682] Die Ehrbare viel Ehren Tugendreiche Frau Dorothea, des Ehrbarn und wolfürnehmen Johann Philipp Kobens eheliche Haußfrau, auf dem Hübners Pläzlein, an der Fischer Straßen", Bestattungen St. Sebald 1679-1689, S. 163 (Scan 108), Eintrag 136.
  9. "Hannß Khob, Clara, Johann: Philipp, 19. April [1623]", Taufen St. Sebald 1617-1626, Bl. 153r (Scan 85).
  10. "☽ 28. Januar [1689]. Der Ehrbar und Wolfürnehm Johann Philipp Koben am Spitzenberg", Bestattungen St. Sebald 1679-1689, S. 480 (Scan 271), Eintrag 12.
  11. "Der Erbar und fürnehm Johann Philipp Wurzelbauer, deß Erbarn und kunstreichen Johann Wurzelbauers Seel. Hinterl. Ehl. Sohn: die Erbar, Vielehrntugendreiche Jfr. Maria Magdalena, deß Erb. und Vesten Hieronymi Pezen, [...] deß: Raths wohlverwandten Banchiers ehl. Tochter; den 14. Maÿ alß im Votiv privatim copuliert", Trauungen St. Sebald 1664-1691, S. 444 (Scan 272), Eintrag 41.
  12. "18. [November 1656] Hieronymus Petz Handelßmann, Anna Catharina, Maria Magdal., Fr. Magdalena, Zacharias Deßlers Handelßm. Uxor", Taufen St. Sebald 1655-1675, S. 68 (Scan 37).
  13. "♃ d. 6: Julii: [1713] Die WohlEdle VielEhr und tugendreiche Frau Maria Magdalena, deß Edlen und Vesten Johann Philipp von Wurzelbau Ehel. eine gebohrne Petzin am Spitzenberg", Bestattungen St. Sebald 1711-1720, S. 119 (Scan 89), Eintrag 110.
  14. "Der WohlEdel u. Vest Joh. Philipp von Wurzelbau, die HochEdel geb: Frau Sabina Dorothea, deß HochEdel geb. Hl. Wilhelm Kreß von Kreßenstein Krafts und Neuhof nachgel. Ehel. erz. Frau Tochter, d. 6. ejusdem [= August 1720]", Trauungen St. Sebald 1692-1727, S. 737 (Scan 373).
  15. "24. [April 1658] Wilhelm Kreß, Fr. Clara, Sabina Dorothea, J. Sabina Dorothea, Hr. Leonhard Grundherr, Senatoris & Scholarchae ehel. Tochter", Taufen St. Sebald 1655-1675, S. 134 (Scan 70).
  16. "☿ d. 20. [= Mai 1733] Die HochEdel geb. Fr. Sab. Dor. deß WohlEdlen und Vesten Joh. Philipp von Wurzelbau S. H. Fr. Wittib, hier geb. Kreßen von Kreßenstein, unterhalb der gülden Gans", Bestattungen St. Sebald 1732-1740, S. 66 (Scan 52), Eintrag 87.


Zurück zur alphabetischen Übersicht

 © 2004 - 2024  | Astronomische Gesellschaft in der Metropolregion Nürnberg e.V. (AGN)
Datenschutz         Impressum         Haftungsausschluss