Porträt Stephan Brechtels aus Doppelmayrs Historischer Nachricht;
ETH-Bibliothek Zürich, Rar 9063 q, http://doi.org/10.3931/e-rara-8926
Stephan Brechtel
Nürnberger Rechenmeister im 16. Jahrhundert.* 1523 in Bamberg[1] ; † 24.06.1574 in Nürnberg[2]
- Vater: Stephan Brechtel.
- Heirat: 28.08.1548 in St. Sebald,[3] Veronica Heyden (?-23.09.1582[4]), Tochter von Sebald Heyden (08.12.1499[5]-09.07.1561[6]).
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Kinder: 4 Söhne, 7 Töchter; 4 Söhne, 4 Töchter überlebend.
1. Kind: Magdalena 27.02.1550-? Taufen St. Sebald 1544-1555, Bl. 295v 2. Kind: Sibylla 05.05.1551-? Taufen St. Sebald 1544-1555, Bl. 296v 3. Kind: Veronica 14.07.1553-? Taufen St. Sebald 1544-1555, Bl. 299r 4. Kind: Franz Joachim 09.12.1554-20.09.1593 Taufen St. Sebald 1544-1555, Bl. 300v
Best. St. Sebald 1588-1606, Bl. 83r5. Kind: Katharina 18.02.1557-? Taufen St. Sebald 1556-1578, Bl. 359r 6. Kind: Stephan 29.03.1558-25.10.1587 Taufen St. Sebald 1556-1578, Bl. 360r
Best. St. Sebald 1570-1587, Bl. 275r7. Kind: Johann Heinrich 09.08.1560-? Taufen St. Sebald 1556-1578, Bl. 362r 8. Kind: Susanna 08.07.1562-? Taufen St. Sebald 1556-1578, Bl. 363v 9. Kind: Maria Magdalena 31.08.1563-? Taufen St. Sebald 1556-1578, Bl. 364r 10. Kind: Anna 19.01.1566-? Taufen St. Sebald 1556-1578, Bl. 365v 11. Kind: Christof Fabian 14.01.1568-09.10.1622 Taufen St. Sebald 1556-1578, Bl. 366v
Best. Schwäbisch Hall 1606-1634, Band 32, S. 173/1605
Lebenslauf:
Epitaph für Stephan Brechtel, Johannisfriedhof, Grab 601 |
Stephan Brechtel lernte ab 1540 Algebra, Geometrie und die "Sonnenuhr-Kunst" in Nürnberg
bei Johann Neudörfer d.Ä. (1497-1563) und
ab ca. 1545 in Leipzig bei Leonhard Seehofer. In Leipzig soll er auch die
"Büchsenmeisterkunst" erlernt haben. Diese Kenntnisse waren bei der Belagerung Leipzigs 1546/47 von Nutzen.
Später ließ er sich als Schreib- und Rechenmeister in Nürnberg nieder. Durch seine Heirat 1548 wurde
Christian Heyden (1526-1576) sein Schwager,
der Mathematikdozent am Egidiengymnasium wurde. Der Unterricht fand in seinem Haus
in der Judengasse statt, das er 1550 gekauft hatte.
Wegen der Pest zog er 1561 nach Bamberg, kehrte aber 1563 zurück.
Beim Tod von Neudörffer 1563 wurde er testamentarisch zu dessen "Geschäftsexekutor"
bestimmt und unterrichtete dessen Schüler.
Er starb im Juni 1574. Sein Schwiegersohn, der Würzburger Apotheker Hans Hoffmann,
machte nach Brechtels Tod finanzielle Ansprüche geltend, ließ sich aber auf Kompromisse ein.
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Drei von Brechtels Söhnen wurden wie der Vater Schreib- und Rechenmeister.
Wirken:
Stephan Brechtel d.Ä. scheint zahlreiche Manuskripte sowohl zum Schönschreiben als auch zum Rechnen und insbesondere der Geometrie verfasst zu haben. 1553 soll er ein Algebralehrbuch herausgebracht haben, das sich anscheinend nicht erhalten hat. Erhalten hat sich nur eine Schrift über das Geldwechseln von 1568. Er hat auch eine Nachricht, wie man die inhaltende Plätze oder Flächen eines jeden Landes recht und gewies abmessen und finden soll verfasst, die aber anscheinend nicht im Druck erschien. Brechtel unterrichtete seine Schüler auch in Astronomie. Zudem fertigte er Sonnenuhren an.Mitgliedschaften und Ehrungen:
1563 wurde Stephan Brechtel Genannter des Größeren Rats der Stadt Nürnberg. Die Prechtelsgasse in Gostenhof in der Nähe des Plärrers wurde aber nicht nach ihm, sondern nach dem 1496 nachweisbaren Nürnberger Bürger Konrad Prechtel benannt.Ausgewählte Werke:
- Antorffer Wechsel, daraus gelehrt wirdt, wann man zu Nürmberg, Augspurg, Franckfurt, Ulm oder anderer ortt teutscher Landen, ein Summa gelts reinscher müntz auff wechsel nimbt. 2 Teile. Nürnberg: Selbstverlag 1568
- Anweisung zum Feldmessen. Nürnberg 1578 [Handschrift, GNM Nürnberg]
- Wappenbuch des Heiligen Römischen Reiches. Nürnberg um 1554 [Handschrift, BSB München: Cod.icon. 390]
Literatur:
- Doppelmayr, Johann Gabriel: Historische Nachricht von den Nürnbergischen Mathematicis und Künstlern. Nürnberg: Peter Conrad Monath 1730, S. 158f., 203, 209, 215f.
- Grieb, Manfred: Nürnberger Künstlerlexikon Bd. 1. München: Saur 2007, S. 174-176
- Jaeger, Adolf: Stellung und Tätigkeit der Schreib- und Rechenmeister (Modisten) in Nürnberg im ausgehenden Mittelalter und zur Zeit der Renaissance. Dissertation. Erlangen 1925, S. 20, 23, 41, 163-165, 168, 176f., 216, 222, 241, 280, 323, 328f., 338-339
- Kaunzer, Wolfgang: Über Stephan Brechtel den Älteren und die Mathematik. In: Gebhardt, Rainer: Kaufmanns-Rechenbücher und mathematische Schriften der frühen Neuzeit. Schriften des Adam-Ries-Budnes Annaberg-Buchholz Band 22. Annaberg-Buchholz: Adam-Ries-Bund 2011, S. 215-248
- Müller, Bruno: Der Nürnberger Mathematiker und Schönschreibmeister Stephan Brechtel, ein berühmter Sohn Bambergs (1523-1574). Bericht des Historischen Vereins für die Pflege der Geschichte des ehemaligen Fürstbistums Bamberg 118 (1982), S. 117-125
- Will, Georg Andreas: Nürnbergisches Gelehrtenlexikon, Bd. 1. Nürnberg: Lorenz Schüpfel 1755, S. 140-141
Links:
- Neue Deutsche Biographie
Fußnoten
- ↑ Geburtsjahr nach der Angabe in Doppelmayrs Historischer Nachricht.
- ↑ "Der Erbar Stephan Brechtel in der Judengaß 29. Ju[ni 1574]", Bestattungen St. Sebald 1570-1578, Bl. 51v (Scan 54), Nr. 19. Laut Doppelmayr starb er am 26. Juni, nach Grieb am 24. Juni. Da er erst am 29. bestattet wurde, ist das von Grieb angegeben Datum unwahrscheinlich.
- ↑ "Steffan prechtel, Veronica Heÿden 29: Augusti [1748]", Trauungen St. Sebald 1544-1555, Bl. 202r (Scan 96).
- ↑ "Die Erbar frau Veronica, deß Erbaren Steffan Brechtels Rechenmeisters seligen, nachgelassen Wittib, in der Judengaß. 23. Sept. [1582]", Bestattungen St. Sebald 1570-1587, Bl. 188v (Scan 194), Nr. 1.
- ↑ Angabe des Geburtstages nach Grieb 2, 2007, S. 654.
- ↑ "Der Erbar und wolgelehrt Magister Sebaldus Haiden Scholae Sebaldus Rector mor den 9. Julij 2 hora post emidiem 1561, Anno", Bestattungen St. Sebald 1557-1570, Bl. 64v (Scan 67), Nr. 25.