Epitaph von Hans I. Wagner, Grab 1329, Johannisfriedhof
Ulrich Wagner
Autor des ersten deutschen Rechenbuchs.- Ulrich Wagner, † 01./02.1490
in Nürnberg (Beerdigung)[1].
- Heirat: Kunigunde Gutbier (?-22.05.1513[2]), Tochter des Rotschmieds Bartholomäus Gutbier.
- Kinder: Mindestens 1 Sohn.
- Hans I. Wagner , † 1541 in Nürnberg.[3]
- Heirat: Magdalena.
- Hans II Wagner,† 16.11.1560 in Nürnberg[4]
Lebenslauf:
Die ersten drei namentlich bekannten Rechenmeister der Stadt Nürnberg sind Michael Jöppel, Rupprecht Kolberger (?-1505) und Ulrich Wagner. Aus Ratsprotokollen von 1486/87 geht hervor, dass sie miteinander im Streit lagen, doch ist nichts näheres bekannt. Wagners Rechenschule scheint gut floriert zu haben, denn er konnte sich 1489 ein Haus in der Spitalgasse kaufen, doch muss er bereits kurz darauf verstorben sein, da im folgenden Jahr bereits seine Witwe vor Gericht erschien. Seine Frau Kunigunde scheint die Schule zunächst alleine weitergeführt zu haben. Sie ist 1513 als Rechenmeisterin im Totengeläutbuch von St. Sebald verzeichnet. Sie wurde sicherlich schon von ihrem Sohn Hans Wagner unterstützt, der das Haus in der Spitalgasse 1523 wieder verkaufte. Ihm scheint es finanziell nicht besonders gut gegangen zu sein. 1519 unternahm er eine Wallfahrt nach Aachen. Während dieser Zeit vertrat ihn Heinrich Preu, möglicherweise ein Sohn des Rechenmeisters Hans Preu. In den Totengeläutbüchern von St. Sebald ist er 1541 als "rechenmeister auffm Heffnersplatz" verzeichnet. Sein Sohn Johann (?-1540) wurde Theologe.
In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts gab es neben dem Sohn von Ulrich Wagner einen zweiten Schreibmeister Hans Wagner. Er taucht erstmalig im Oktober 1523 in den Ratsverlässen auf: Damals wurde er ins Loch gesteckt, weil er seine Frau misshandelt hatte. Der Rat versuchte, die Eheleute wieder zusammenzubringen. Die erste Ehefrau starb 1529, in der zweiten Ehe scheint es keine Probleme mehr gegeben zu haben. Hans Wagner II starb 1560 als Rechenmeister am Milchmarkt.
Wirken:
Ulrich Wagner ist der Autor des ersten gedruckten kaufmännischen Rechenbuchs in deutscher Sprache. Von diesem 1482 in Bamberg bei Heinrich Petzensteiner gedruckten Werk hat sich nur ein Fragment in den Beständen der Staatsbibliothek in Bamberg erhalten. Ein Jahr später erschien ein weiteres Rechenbuch bei Petzensteiner, dessen Autor wahrscheinlich wieder Wagner war. Dieses Bamberger Rechenbuch hat sich bis heute in zwei Exemplaren erhalten und erschien 1988 als Faksimile-Ausgabe. Darin werden in 21 Kapiteln die Grundrechenarten, die Bruchrechnung sowie die Umrechnung verschiedener Münzen ineinander behandelt. Dies geschieht nach der "Nürnberger Methode", d.h. die Aufgaben wurden in Probleme des täglichen Lebens eingebettet.
Von Hans II Wagner hat sich ein Verzeichnis seines Nachlasses erhalten, das einen Einblick in die typische Einrichtung einer Rechenschule gibt: Er besaß 26 Tisch-, 19 Hand- und 56 Betttücher, 5 Spannbetten sowie einen Tisch mit zahlreichem zugehörigen Geschirr. Für den eigentlichen Schuldienst standen 8 Schulbänke, 1 Pult, 3 kleine Tafeln, 3 Bänke, 3 Stühle, 9 Truhen, 2 Glocken sowie Papier zur Verfügung. An Bargeld hatte er nur 6 Gulden, seine gesamte Hinterlassenschaft wurde auf 147 Gulden geschätzt.
Ausgewählte Werke:
- Das Bamberger Rechenbuch von 1483. Reprint mit einem Nachwort von Eberhard Schröder. Weinheim: VCH 1988
Literatur:
- Burger, Helene: Nürnberger Totengeläut=Bücher. St. Sebald 1517-1572. Neustadt a.d. Aisch: Degener 1972
- Brunner, Heinrich: Das erste deutsche Rechenbuch. Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 35 (1937), S. 1-16
- Endres, Rudolf: Nürnberger Bildungswesen zur Zeit der Reformation. Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 71 (1984), S. 109-128, hier S. 123-124
- Grieb, Manfred: Nürnberger Künstlerlexikon, Band 3. München: Saur, S. 1612
- Jaeger, Adolf: Stellung und Tätigkeit der Schreib- und Rechenmeister (Modisten) in Nürnberg im ausgehenden Mittelalter und zur Zeit der Renaissance. Dissertation. Erlangen 1925, S. 19, 24-25, 29-34, 43, 61, 114, 197-198, 213-216, 239, 282
- Schröder, Eberhard: Ulrich Wagner, Autor des ersten gedruckten deutschsprachigen kaufmännischen Rechenbuches von 1483. In: Gebhardt, Rainer (Hrsg.): Rechenmeister und Cossisten der frühen Neuzeit. Freiberg: Technische Universität 1996, S. 29-36
- Schröder, Eberhard: Die Bamberger mathematische Handschrift und deren Beziehungen zum Algorismus Ratisbonensis zund zum Bamberger Rechenbuch von Ulrich Wagner 1483. In: Gebhardt, Rainer: Kaufmanns-Rechenbücher und mathematische Schriften der frühen Neuzeit. Schriften des Adam-Ries-Bundes Annaber-Buchholz 2011, S. 167-168
- Simon, Matthias: Nürnbergisches Pfarrerbuch: Die evangelisch-lutherische Geistlichkeit der Reichsstadt Nürnberg und ihres Gebietes. Nürnberg: Verein für Bayerische Kirchengeschichte 1965, S. 242 Eintrag 1483
Fußnoten
- ↑ Todesdatum nach Grieb 3, 2007, S. 1612.
- ↑ Todesdatum nach Grieb 3, 2007, S. 1612.
- ↑ "Johann Wagner, rechenmeister auffm Heffnersplatz", Burger 1972, S. 90, Zeile 2327. Der Eintrag steht zwischen den Einträgen vom 09.03.1541 bis zum 08.06.1541.
- ↑ "Hanns Wagner Rechenmaister an dem Atlen milchmarckt den 16 No: [1560]", Bestattungen St. Sebald 1557-1570, Bl. 53v (Scan 56).
- ↑ "Hanns Wagner Helena Caßtnerin 22 [Februar 1530]", Trauungen St. Lorenz 1524-1542, S. 79 (Scan 40).
- ↑ "Helena Hanns Wagnerin Rechenmaÿsterin am alten Milichmarckt. 7. Julij [1557]", Bestattungen St. Sebald 1557-1570, Bl. 3v (Scan 3).