Briefwechsel Johann Michael Franz


Kurzinformation zum Brief zum Original
Autor Franz, Johann Michael (1700-1761)
Empfänger Trew, Christoph Jacob (1695-1769)
Ort Göttingen
Datum 3. November 1756
Signatur UB Erlangen: H62/TREWBR FRANZ_JOHANN_MICHAEL[6, Bl. 1r-2r
Transkription Hans Gaab, Fürth


    Wohlgebohrner Herr,
    HochzuEhrender Herr Hoffrath,
      geneigter Gönner!

Ewl. Wohlgebohren habe ich von hierauß zwei Schreiben zugeschickt, u. will ich mich drauf bezogen haben, ich erinnere mich fort und fort meiner Schuldigkeit, und werde inmittelst biß ich das Capital abstossen kann, wegen des Zinse Richtigkeit pflegen. Mit Übersendung des zweyten Theils von des Nordens Reise in Egypten[1] hat es lange gewährt, und habe ich solches seit 5 Monath zwar in Händen, wollte es aber eher nicht schicken alß biß ich eine Gelegenheit zum Einschluß gefunden haben würde. Hl. D. Jantke[2] hätte es zwar mitgenommen, ich sahe aber, daß es in seinem Coffer viel zu groß war, u. weil ich noch länger auf ungewissen Gelegenheit hätte warten müssen, resolvirte ich endl. mit dem Postwagen, welches nun gestern geschehen, es zu übersenden. Ich habe es wollen franco frey machen, das Postamt hier aber hat es wegen der ungewissen Taxa der Reichs Post lieber unfranquirt angenommen. Demnach bitte mir das Porto beliebig anzuzeigen, damit ich solches richtig machen kann; denn das Buch selbst ist noch der Rest meiner Schuldigkeit, davon der Erste Theil ein Voraus gewesen. Wünschte zwar,

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daß der Inhalt reicher von Sachen, die zur Natur Historia u. also dero löblichen Absicht in Bereicherung dero trefl. Sammlung gemäßer wären. Ich hoffte es beym 2.ten Theil, aber es hat fehl geschlagen, da übrigens das buch für eine ansehnl. Bibliotec, prächtig genug wäre. Auch habe ich ein u. ander Dissertationes medica beygelegt, und werde ich ferner fortfahren, hiesige dergl. Arbeiten zu sammeln, u. mit Einschlüssen seiner Zeit zuzufertigen. Hier haben wir den Hl. Comiss. Büttner /: eines Apothekers Sohn aus Braunschweig :/ der eine schöne Sammlung von Naturalien besitzet, u. denen Studiosis darüber Vorlesung macht.[3] Ich habe die Ehre mit ihm bekannt zu seyn, u. er arbeitet an verschiedenen guten Sachen, die er durch den druck der Natur Historia zum besten ans Licht geben will. Meins Orts habe ich biß daher nichts als Collegia Publica gehalten, verlange auch also zu continuiren, u. meine übrige Zeit, welches meine Hauptabsicht ist, auf Heraußgebung meiner geologischen Beschreibungen zu verwenden. Aber sorge ich mich besonders für die Officin, für die ich verschiedene Nova unter Händen habe, und eröffnet sich unter andern ein guter Canal zu einem Negoce in Engelland, welches seinen Anfang nehmen wird, so bald Hl. Pr. Büschings[4] cursus Geogrl. in London, wo ihn ein Verleger ins Engl.

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übersetzt, herauß giebet, public seyn wird. Den in dessen 3.ten Tomo[5] ist durch u. durch mein angerichteter Atlaß von Deutschl. zu Grunde gelegt. Aber mein Consort[6] ist auf einmal so listig und verschlagen worden, daß er nun alleine und ohne mich neue Landk. herauß giebet, ohnerachtet ich ihme geschrieben, daß es ein Seuterianismus frembde Landk. zu kaufen und nachzustechen. Aber er muß doch den Hl. Nürnberger weisen, daß er die Officin aus eigenen Kräfften fortsetzen kan. Was er seither edirt, ist wieder mein System, so ich seit dem Besitz des Officin in edendis mappis beobachtet habe. Inzwischen will ich ihm ein wenig seine Freude lassen. Nun gehet es dieses halbe Jahr mit aller Gewalt auf die Verfertigung der Weltkugeln loß.

Ewl. Wohlgebohren empfehle ich mich hochgeschätzer hohen alten Wohlgewogenheit, u. habe ich die Ehre mit ohnveränderter Hochachtung und Venerartion zu beharren

      Ewl. Wohlgebohren
            Meines Hochzuehrenden Herrn Hofraths

PS. An Ewl. Wohlgebl. ergehet auch von meiner Frau eine ergebenste Respectsversicherung

Göttingen den 3. Novbr
      1756

Gehorsamster Diener
J Mich Frantz


Fußnoten

  1. Friedrich Ludwig Norden (1708-1742) war ein Forschungsreisender. 1752 erschien in Kopenhagen der erste Band seiner Voyage d'Egypte et de Nubie, 1755 der zweite Band.
  2. Johann Jacob Jantke (1687-1768) war Professor für Medizin in Altdorf.
  3. 1758 wurde Christian Wilhelm Büttner (1716-1801) auf den Lehrstuhl für Naturgeschichte und Chemie in Göttingen berufen. Er besaß eine umfangreiche Naturaliensammlung sowie eine große Bibliothek.
  4. Der Geograph Anton Friedrich Büsching (1724-1793) war 1756 außerordentlicher Professor für Philosophie an der Universität in Göttingen.
  5. Ab 1754 erschienen die Bände von Büschings Neuer Erdbeschreibung. In Band 3, der in mehrer Teile zerfällt, wird Deutschland behandelt.
  6. Gemeint ist Johann Georg Ebersperger, der ab 1730 zusammen mit Franz das Homannsche Officin leitete.