Briefwechsel Georg Moritz Lowitz
Kurzinformation zum Brief | |
Autor | Lowitz, Georg Moritz (1722-1774) |
Empfänger | |
Ort | Nürnberg |
Datum | 2. Mai 1753 |
Signatur | Universitätsarchiv Göttingen: Kur. 5756, Bl. 101r-103r, 104r |
Transkription | Hans Gaab, Fürth |
Kund und zu wißen seÿe hiemit; Demnach Wir Endes benannte unter uns schlüßig geworden, der Welt mit Himmels= und Erd Kugeln zu dienen, auch solchem Vorsatz mit einem Avertissement in deutscher und frantzösischer[1] Sprache, wie wohl unter dem Homännischen Nahmen, nachher mit zweÿen andern, unter unsern beÿden Nahmen,[2] als Kosmographische Mit=Glieder, kund gemacht, hierauf wahrgenommen haben, daß sich nicht wenig Liebhaber darzu äusern, mithin die Anrichtung einer Kugel-Fabric so rühmlich als nützlich seÿn würde; Als haben wir unter uns verabredet, im Nahmen Gottes dieses Werck anzugreifen, und mit gemeinsamen Kräfften hinaus zuführen.
Wir beschliesen also mit einander und haben beschloßen, daß unsere Societaet zu gleichen Theilen des Ge=
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winnes und Verlusts gehen, das ist
jeder die Helffte der Verlags Kosten
vom Anfang bis zu Ende, und überhaupts
zu allem, was dazu gehören
kan und mag, tragen, dagegen aber
auch die Helffte des Gewinns jedem
zugetheilet werden soll. Insbesondere
haben wir uns verstanden,
und gegen einander verbindlich gemacht,
daß, wie ich, Johann Michael
Frantz, alle und jede Subsidien[3],
die ich bereits besitze, oder durch
fleißiges Erforschen zur Hand bekommen
würde, herzugeben bedacht
seÿn würde; Also ich, Georg Moritz
Lowitz, die Kugeln zeichnen, die
Cörper, Circkul und übrige Appertinentien[4],
mit beÿhülfe der Werckleute
verfertigen, und alles zur
Ausfertigung bringen wolle, dergestalt,
daß man beÿ den Käufern
und Verständigen dieser Sache Ehre
einlegen könne. Ferner ist
[Bl. 102r]
beliebet worden, den Weeg[!] der Praenumeration[5]
zu nehmen, und das Praenumerations-Geld
zur Einrichtung dieser
Fabric zu gebrauchen.
Die Kugeln sollen dreÿ Schuh[6] oder sechs und dreÿßig Pariser Zoll im Diameter haben, und wann diese gezeichnet sind, sollen darnach kleinere à zwölf Pariser Zoll verkleinert, und sämtlich diese Kugeln, groß und klein durch den besten Kupfer Stecher, der beÿ der Homännischen Officin ist, ins Kupfer gestochen werden.
Überhaupts soll man keinen Fleis und Mühe dabeÿ spahren, und bedacht seÿn, daß auf der Himmels= und Erd-Kugel das neueste und beste erscheine, wofür beÿde Verlegere[!] äuserste Sorge zu tragen sich verpflichten.
Insbesondere soll Johann Michael Frantz für die Bekanntmachung so wohl als für den VerKauf und Spedition, und für alles, was disfals zu
[Bl. 102v]
correspondiren vorfält, bemühet seÿn,
jedoch alles auf gemeinsame Kosten,
welchenfals auch Georg Moritz Lowitz
in die Rechnung zu bringen berechtiget
ist, was er fürs erstemal für die
Zeichnung der beÿden Kugeln und für
das Angeben der Machinen und
übrigen Arbeiten, so viel durch seine
Hände gehen, nach der billigkeit zu
taxiren haben wird; wie dann ihm,
als Autori das Recht verbleibet, seinen
Nahmen allein auf die Kugeln zu
setzen.
Endlich verstehet sich von selbsten, daß wir allem, was ein Societaets-Contract überhaupts mit sich bringt, es bestehe in commodis oder incommodis, in Rechten, Gerechtigkeiten, Schuldigkeiten, Verbindlichkeiten, daß wir uns derselben freÿwillig, wißendlich und wohlbedächtlich gegen einander unterwerfen. Wir versprechen jedem sein bestes dabeÿ warzunehmen,
[Bl. 103r]
keine Untreue noch Schuldung, Mißtrauen
oder Trennung zu Schulden kommen
zu laßen, sondern vielmehr in
einer steten Uneigennützigkeit, Treu
und ewiger Verknüpfung beÿsammen
zu beharren, und auf einerleÿ Arbeit
und Absicht mit gleichem Eifer und
Beständigkeit uns miteinander dahin
zu bearbeiten, damit dieses Kugel-Laboratorium
so wohl uns ersprieslich,
als auch zugleich dem gantzem Publico
angenehm und nützlich, und wo möglich,
deßelben Verlag immer mit neuen
Sachen vermehrter erscheinen möge.
Zu Urkund deßen, haben wir beÿde Verlegere
nebst unsere Frauen, für
uns und unsere Erben eigenhändig
unterschrieben, und es mit unsern
gewöhnlichen Pettschafften[7] bekräfftigt,
auch, da dieser Contract in duplo von
einerleÿ Handschafft[!] gefertiget worden,
jedoch aber ein Exemplar ohne
das ander gültig seÿn solle, je=
[Bl. 104r]
dem unter uns ein gleichlautendes
Exemplar ausgehändiget; Wobeÿ wir
noch ferner den HochEdelgebohrnen und
Hochgelehrten, Herrn Christoff Adam
Rinder,[8] J. U. Doctorem und beÿ des
Heil. Römischen Reichs-Stadt Nürnberg
Advocatum ordinarium auf das
freundlichste gebetten, sich als Zeuge
dabeÿ zu unterschreiben, jedoch ihme
ohne allen Nachtheil. So geschehen
in Nürnberg den 2ten May. 1753
L. S.[9] | Johann Michael Frantz, or. R. u. fränk. Kr. Geographus |
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L. S. | Georg Moriz Lowiz Prof: Math: et Director observatorii. |
|
L. S. | Juliana Sophia Maria Franzin gebohrne Ÿelin. |
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L. S. | Anna Veronica Lowizin gebohrne Franzin. |
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L. S. | Christoff Adam Rinder, Dr. qua testis requisitus in fidem subscrl: |
Fußnoten
- ↑ Deutsche Version: Homännischer
Bericht
von Verfertigung grosser Welt-Kugeln.
Nürnberg 1746.
Französische Version: Avertissement Des Heritiers De Homann, Sur La Construction De Grands Globes. Nürnberg 1746. - ↑ Diese Aussage ist nicht nachvollziehbar: 1749 kam das zweite
Avertissement heraus, jedoch nur in französischer Sprache. Darauf ist Lowitz als alleiniger Autor
angegeben. 1753 kam ein drittes Avertissement heraus, wiederum nur in französischer Sprache und mit
Lowitz als alleinigem Autor. Diese dritte Werbeanzeige wurde zudem erst im Juli 1753 publiziert, also zwei Monate
nachdem der vorliegende Kugelkontrakt unterschrieben wurde.
- Description complète ou Second Avertissement sur les Grands Globes Terrestres Et Célestes auxquels la Societé Cosmographique établie à Nurenberg fait travailler actuellement. Nürnberg: Homännische Erben 1749
- Troisieme Avertissement sur les Grands Globes où la Societé des Sciences Cosmographiques de Nurenberg rend compte au Public du Retardement de cet ouvrage. Nürnberg 1753.
- ↑ Subsidien: Unterstützungsleistungen zur Erfüllung eines bestimmten Zwecks.
- ↑ Appertinentien: Zubehör.
- ↑ Praenumeration: Vorauszahlung.
- ↑ 1 (Nürnberg) Schuh = 30, 379 cm. Die Globen sollten also einen Durchmesser von etwas mehr als 90 cm haben.
- ↑ Petschaft: kleiner Siegelstempel.
- ↑ Christoph Adam Rinder (1688-1766) war Advokat in Nürnberg. Zu ihm siehe:
- ↑ L. S.: Locus sigilli, also der Platz für das Sigel.