Briefwechsel Georg Moritz Lowitz
Kurzinformation zum Brief | |
Autor | Lowitz, Georg Moritz (1722-1774) |
Empfänger | Landesregierung |
Ort | Göttingen |
Datum | 26. September 1763 |
Signatur | Universitätsarchiv Göttingen: Kur. 7257, Bl. 4r-5r |
Transkription | Hans Gaab, Fürth |
Königl. Grosbritannische zur Churfürstlich Braunschweig
Lüneburgischen Landes Regierung Hochverordnete Herren
Geheime Räthe
Hoch- und Hochwohlgebohrne
Gnädigste und Hochgebietenste Herren !
Ew. Hoch- und Hochwohlgebohrne Excellences habe ich für die mir gnädigst übersande Dimission unterthänigsten Dank abzustatten; da ich mich wenigstens diesen künftigen Winter über, noch als ein Privatus aufhalten werde, so will ich mich indeßen von allen meinen Verbindungen, als ein ehrlicher Mann losmachen. Und da Ew. Hoch- und Hochwohlgebohren Excellences gnädigst geruhet haben, mir freÿ zu stellen, wenn ich das Observatorium nebst denen darauf verwahrten Instrumenten übergeben, und mit wem ich mich wegen des Vorschußes[1] bereden will; so nehme ich mir die Freÿheit vorerst den Punct wegen des Observatorii in Richtigkeit zu bringen, und hiezu die hiesige Universitätsdeputation vorzuschlagen, damit dieselbe den gnädigsten Auftrag erhalte
[Bl. 4v]
dieses Gebäude von mir in Empfang zu nehmen, und die von mir
mühsam verfertigte Verzeichnung, und Beschreibung
derer Instrumenten, die ich noch derselben überliefere,
zu unterschreiben. Diese Beschreibung werde ich als dann
also bald in Ew. Hoch- und Hochwohlgebohren Hände
einsenden, und zugleich um eine förmliche Quittung
des richtigen Empfangs unterthänigst bitten. Die übrigen
dazu gehörigen, mir gnädigst anvertrauten Acten-Stücke,
sollen richtig mit beÿ gelegt werden, um meine Beschreibung
damit vergleichen zu können. Wenn ich mich vor
diesen Punct, woran ich gegenwärtig noch arbeite, werde
befreÿet haben, so will ich also bald auch von den anderen
gedenken, und sie zu einer hiesigen Persohn unterthänigst in
Vorschlag bringen.
Meine so betittelten Querelen[2] haben entweder einen Grund, oder sie haben keinen. Ist das erste, so erfordert es die Gerechtigkeit, und die Vorschrift einer unpartheÿischen Justizpflege zu sagen, daß man selbige scharf untersuche. Ist aber das andere, so erfordert es eben diese Gerechtigkeit, daß man mich zu recht weiße: und, wenn eine Bosheit dabeÿ entdecket wird, mich
[Bl. 5r]
deswegen nach denen Gesetzen bestrafe. Es wird sichs
bald aufklären, ob die mir vorgeruckte Unbesonnenheit
auf meiner oder meiner muthwilligen Feinde ihrer
Seite sich befinde? Dieses zu entwickeln erfordern
alle meine Pflichten. Es ist kein Mensch in der Welt,
der mir nur einen einzigen unredlichen Schritt vorwerfen
kann: und ich werde nur allein danach streben,
beständig wohlschaffen und ehrlich zu bleiben. Ich bin
schon sehr stark beruhiget, daß die hiesige Universität
anfängt einzusehen, wie sehr mir unrecht geschiehet.
Und ich hoffe, daß in kurtzer Zeit die Wahrheit in ihrem
vollen Glantz erscheinen werde, wenn ich die schartze Decke der
Bosheit, womit man sie verbirget, vollends zerrißen habe.
In unterthänigster Submission verharret
Ew Hoch- und Hochwohlgebohren Excellences
Göttingen am 26. Sept.
1763.
unterthänigster Diener
Georg Moritz Lowitz
Fußnoten
- ↑ Lowitz hatte u.a. für die Anfertigung großer Weltkugeln 2000 Reichstaler Vorschuß erhalten, den er bei seinem Abzug zurückzahlen sollte.
- ↑ In der Stellungnahme der Landesregierung vom 5. September 1763 ist davon die Rede, dass man zu seinen "Querelen" nichts sagen könne, solange er sie nicht näher spezifiziere. Im vorausgehenden Demissionsschreiben hatte er von der "verschworenen Absicht seiner Feinde" gesprochen. Siehe zu diesen Querelen auch die Stellungnahme von Selchow.