Briefwechsel Johann Gabriel Doppelmayr


Kurzinformation zum Brief  
Autor Doppelmayr, Johann Gabriel (1677-1750)
Empfänger Goldbach, Christian (1690-1764)
Ort Nürnberg
Datum 9. März 1725
Signatur Russisches Staatliches Archiv der alten Akten, Moskau: Bestand 181. Verz. 16. Aktenstück Nr. 1413. Teil 2, Bl. 181r-v
Transkription Hans Gaab, Fürth

Noribergae d. 9. Martii
A. C. 1725    

      Vir celeberrime!

Literae Tuae, quas die 18 Jan. ad me dedisti,[1] redditae mihi sunt, cum Kortholtianis, praedico q. maxime humanitatem Tuam, officiorumque promtitudinem, quam nobis nuper exhibisti; communicavit interim Medicus quidam nostratibus statum morbi canceri cum celeberr. Kortholtii, postquam idem Medicamentum aliquod salutare per Tabellarium mihi tradit.[2] Nuncium expecto nam Cl. Bernoullis Petropolin sit profecturus, forsan nova de morte Imperatoris Russici animum ejus in Proposito hoc avertant, quod scire mea interest, cum celeb: Blummentrostius meas Literas responsionis desideret.[3] Pergratum mihi erit si ex Suecia per Auunculum Tuum Dn. Bartschium[4] observationes Eclipsium primi Satellites foves, quod Holmiae, Upsalice institutae, vel im posterum habebuntur, ad manus meas pervenerint, alter jam ex Portugallia, Gallia, Italia, Germania, possideo, alias praestolor ex Anglica et Dania. Optime cl. Hanschio[5] consuleretur, si opera Kepleri Bibliopolae cuidam edenda traderet, Noribergae nemo est, qui tam splendidam harum editionem publici juris facit, quod ipsi pronuper nunciavi, utinam Hipparchum Kepleri haberemus, quem in Msto reliquit. Professor Dantiscanes Paulus Pater,[6] die 7. Decembris defunctur; si reliqua opera, futo forsan quodam, inedita permanerit. Vale et porro ama

celeberrimi Nomis Tuis          
cultorem perpetuum          
J G Doppelmajerum          



Zusammenfassung:
Doppelmayr dankt für Goldbachs Schreiben vom 18. Januar. Der hiesige Arzt hat sich unterdessen mit Kortholt in Verbindung gesetzt und die Medizin verabreicht. Er wartet auf Nachricht, ob Bernoulli auch nach dem Tod des Zaren nach Petersburg geht. Sehr willkommen sind ihn Beobachtungen der Jupitersatelliten aus Schweden durch Goldbachs Onkel, Herrn Bartsch, die in Stockholm und Uppsala angestellt wurden. Er besitzt Beobachtungen aus Portugal, Frankreich, Italien und Deutschland und erwartet welche aus England und Dänemark. Bezüglich einer Anfrage von Hanschius ist in Nürnberg niemand bereit, die Werke von Kepler zu drucken, auch wenn sie dessen Hipparch hätten, der somit im Manuskript verbleibt. Am 7. Dezember starb der dänische Paulus Pater, von dessen verbleibenden Werken wohl nichts mehr gedruckt werden wird.


Fußnoten

  1. Der Brief von Goldbach an Doppelmayr ist nicht überliefert.
  2. Es handelt sich um den 1668 in Kiel geborenen Heinrich Christian Kortholt, der Medizin studierte. Bis 1723 finden sich von ihm zahlreiche Beiträge in den Breslauischen Sammlungen, danach nicht mehr. Er scheint also 1723/24 gestorben zu sein.
    In den Breslauischen Sammlungen (VII, erschienen 1720, S. 102) wird seine Krebsmittel vorgestellt. Es wurde in Nürnberg ausprobiert, wobei es sich als extrem teuer und nahezu wirkungslos erwies.
    Vgl.: Jankrift, Kay Peter; Kinzelbach, Annemarie; Ruisinger, Marion Maria: Ernst von Metternich (1656-1727). Ein patientenzentrierter Einblick in den medizinischen Markt um 1720. In: Gesnerus 69/1 (2012), S. 12-35, hier S. 25f.
  3. Laurentius Blumentrost (1692-1755) gründete 1724 auf Wunsch des Zaren die Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg. Als Professor für Physik hatte er Doppelmayr berufen, der jedoch aus gesundheitlichen Gründen ablehnte. Auf Initiative von Goldbach hatte Doppelmayr statt seiner Nicolaus Bernoulli (1695-1726) für diesen Lehrstuhl vorgeschlagen.
  4. Doppelmayr bezeichnet Bartsch als Onkel ("Auunculum") von Goldbach. Damit kommt Heinrich Bartsch (1667-1728) in Frage. Er war der Sohn des Königsberger Vizebürgermeisters Heinrich Bartsch (1627-1702) und war ab 1724 Archivar in Königsberg, starb aber bereits 1728. 1687 verteidigte er unter Michael Hoynovius (1659-1711), Rektor an der altstädtischen Schule in Königsberg, die Diss. geogr. de situ Regiomonti. Königsberg: Friedrich Reusner 1687. Laut seiner Leichpredigt hatte er Reisen durch Schweden und Dänemark unternommen.
    Vgl. Lilienthal Michael: Leichbegängniß Herrn Heinrich Bartschen. Leipzig: Bernhard Christoph Breitkopf 1728, Bl. D4r.
  5. Michael Gottlieb Hansch (1683-1749) versuchte den handschriftlichen Nachlass von Kepler herauszugeben.
    Vgl. Detlef Döring: Michael Gottlieb Hansch (1683-1749), Ulrich Junius (1670-1726) und der Versuch einer Edition der Werke und Briefe Johannes Keplers. In: Dick, Wolfgang R.; Hamel, Jürgen (Hrsg.): Beiträge zur Astronomiegeschichte, Bd. 2. (= Acta Historica Astronomiae Vol. 5). Thun, Frankfurt am Main: Deutsch 1999, S. 80-121.
  6. Paul Pater (1656-1724) war Mathematikprofessor in Danzig.
    Vgl. ADB XXV, 1887, S. 221f.