Briefwechsel Johann Gabriel Doppelmayr


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Doppelmayr, Johann Gabriel (1677-1750)
Empfänger Kirch, Christfried (1694-1740)
Ort Nürnberg
Datum 4. Januar 1727
Signatur UB Basel: L Ia 688, Bl. 92,1r-2r
Transkription Hans Gaab, Fürth

Nürnberg den 4. Jan.
A.C. 1727.   

      HochEdler und Hochgelährter,
  Insonders Hochgeehrter Herr, werthester Gönner!

Ew. Hochedlen an mich leztens abzulassen Beliebtes[1] habe ich vor einigen Tagen richtig erhalten und daraus zuförderst gern ersehen, daß die eingesandte Tabb. Lunares[2] zu dero Vergügen gedienet, der Hl. Auctor von selbigen wird nun mehro, wie ich in meinem vorigen vom 19. Decembr. allbereit gemeldet (das nun hoffentlich auch zu dero Handen wird gelanget seyn) wohl in Madrit, da er eine in der neuen Ritter=Academie als Prof. Mathem. seine Beschäftigung haben muß, angekommen seyn, wie daraus wir künfftighin viel Gutes von Ihm auch hoffen wollen.[3] Von Mr. de l'Isle habe ebenfalls noch kein Schreiben erhalten,[4] nach Paris, wie ich von dar vernehme, schreibt er gar fleissig, und von Petersburg schreibt auch Hl. Praeses Blumentrost gar fleissig,[5] also daß ich wohl glauben muß daß

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die Negligence die meiste ursach hievon seye, wollen wir also seine Brieffe mit seiner Commodite erwarten. Vor die Communication einiger Emersionen bin ich verbunden, bey uns ist das Wetter immer trübe gewesen, dabey man sich nichts versprechen kundte. Wegen der Exemplarien von den Tabb. Lunaribus Nicasianis werde eingedencke seyn, denn solche nicht hir zu finden, sondern erst aus Ingolstatt müssen beschrieben werden, des Herrn Manfredii Ephemerides[6] sind ebenfalls nicht hier zu haben, es haben aber die Hl. W.M. Endterische Erben[7] versprochen solche, wo es verlanget wird, in 3 Monathen zu verschaffen, wenn Hl. P. Nicasius noch in Ingolstatt wäre, wollte ich solche durch Ihn vor 4 Thl. od 6 fl. bekommen, so aber wird man dieselbe durch die Hhl. Endterische vor einen höhern Preiß erlangen müssen, welches zur Nach

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richt melde, vielleicht lassen sie noch mit sich tractiren, daß man das Werck vor 5 oder höchstens 6 Thaler bekommet, worüber dere Resolution erwarte. Ich schließe hiemit aus Mangel der Zeit und verbleibe nechst herzl. Anwünschung daß dieses angetrettene, neue Jahr in allen höchst beglückt und gesegnet seyn möge

      E. Hochedlen
  meines hochgeehrten Herrn

ergebenster Diener      
J G Doppelmayr mpp  


Fußnoten

  1. Der Brief von Kirch ist nicht überliefert.
  2. Tabulae lunares ex theoria et mensuris geometrae celeberrimi domini Isaaci Newtoni equitis aurati in gratiam astronomiae cultorum concinnatae. Ingolstadt: Grass 1726.
  3. Der Autor war Nicasius Grammatici (1684-1736), der aus Ingolstadt abberufen und nach Madrid beordert wurde.
  4. Auf seiner Reise von Paris nach St. Petersburg hatte Joseph-Nicolas Delisle (1688-1768) im Dezember 1725 Doppelmayr in Nürnberg besucht. Seitdem beklagt Doppelmayr dass er keine Briefe von Delisle erhält.
  5. Die überlieferten Brief Doppelmayrs von und an Laurentius Blumentrost (1692-1755) finden Sie hier.
    Diese Behauptung findet sich schon im letzten Brief an Kirch vom 19. Dezember 1726.
  6. Manfredi Eustachio (1674-1739): Novissimae ephemerides motuum coelestium. Bologna: Constantini Pissari 1725.
    Band 1: Ex anno 1726 in annum 1737; Band 2: Ex anno 1738 in annum 1750.
  7. Die Endters waren eine bekannte Nürnberger Buchhändlerfamilie. Der hier angesprochene Wolfgang Moritz Endter (1653-1723) war am 28. Februar 1723 gestorben. Sein Geschäft erbten seine drei Töchter aus erster Ehe.