Briefwechsel Johann Gabriel Doppelmayr


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Doppelmayr, Johann Gabriel (1677-1750)
Empfänger Scheuchzer, Johann Jacob (1672-1733)
Ort Nürnberg
Datum 15. Januar 1727
Signatur ZB Zürich: Ms H 303, S. 385
Transkription Hans Gaab, Fürth

Nürnberg den 15. Jan.[1]
A.C. 1727  

HochEdler und Hochgelährter, Insonders Hochzuehrender
Herr Doctor, werthester Gönner!

Indeme eben vernehme daß ein guter Freund einige Briefe nach Zürich abgehen zu lassen gedencket, so habe nicht ermangeln wollen, dieses wenige mit bey zu fügen und auf E. HochEdlen werthgeschätztes von 18. Dec[2] in folgenden zur schuldigen Antwort zu dienen, daß, was dero Schweizerl. Charte anlanget,[3] Hl. Hübner, wo er gar keinen Abdruck davon, auch von der alten zu überkommen die Hoffnung machen darff; sich wohl, als ein opiniater Mann, auf seine alte Resolution wenden und die Charten nachstechen lassen dürfte, denn er die Annihilation[4] in dem Brieff, wenn er Exemplaria von Ihrer Charten vor die Bezahlung bekommet, erst versprechen, welches aus guter Meynung melde, sollte man aber die Charte noch in diesem Jahr können corrigiren lassen, so wäre es guth daß man Ihn, um vor Ihm in die Schühe zu kommen, darauff zur Gedult verwiese. Belieben aber E. HochEdlen solches nicht zu thun, so müssen wir sehen was der Ausgang geben wird. Von dem Biblischen Wercke[5] mögte wohl bei Gelegenheit etwas von Text, der dazu gehört, zu sehen bekommen, was zur Beförderung dieses schönen Werckes dienet, werde ich gar gern meine wenige Beyhülffe mit hin zu thun, indeme daran selbsten eine große freude habe, von Kunstohren haben wir hier nichts, aber von oculis artificialibus hat hier aus Helssenbein[6] ein Künstler nahmens Zicke[7] einige wohlgemacht hinterlassen, davon eines, das ein freund vor 12 Thaler von Ihm gekaufft, vor 14 Gulden auch hier in Nürnberg zu finden, will man aber mit schlechtern und gröber ausgearbeiteten vorlieb nehmen, kan man dergleichen noch vor einen geringeren Preiß allhier finden, ich wollte es aber mit dem ersten lieber halten, ich habe selbsten die schlechten verlassen und ein schönes vor 12 Thl. ebenfalls genommen, welches mich nicht reut, weil solche hier rar sind, dahero bald eine resolution, weil es etwann verkaufft werden dürffte, erwärtig bin. Von Hl. Dr. Volckamer folget eine frl. Empfehlung; er mögte wohl wissen, ob der alte Hl. Dr. Joh. de Muralte bey Ihnen noch in leben,[8] woran er zweiffelt, womit unter Erlassung Göttl. Obhut verharre

  E. HochEdlen
Meines Hochgeehrten Herrn Doctoris

ergebenster Diener   
J G Doppelmayr mpp


Fußnoten

  1. Das Datum kann auch als 15. Jun. gelesen werden, entsprechend ist dieser Brief bei der ZB Zürich einsortiert. Vom Inhalt her (Verhandlungen mit Hübner, Kunstauge von Zicke) macht aber nur eine Datierung auf den 15. Januar Sinn.
  2. Der Brief von Scheuchzer an Doppelmayr vom 18. Dezember 1726 ist nicht überliefert.
  3. Mit Brief vom 5. Juni 1726 hatte Doppelmayr Scheuchzer informiert, dass Johann Hübner (1668-1731) aus Hamburg Scheuchzers Schweizerkarte nachdrucken lassen wollte.
  4. Annihilation: Vernichtung, hier wohl Ungültigkeitserklärung.
  5. Es geht um Scheuchzers geplante Kupfer-Bibel.
  6. Helssenbein = Elfenbein.
  7. Erfinder des Kunstauges war der Nürnberger Kunstdrechsler Stephan Zick (1639-1715). Vgl. Grieb, Manfred: Nürnberger Künstlerlexikon, Band 3. München: Saur 2007, S. 1727. Doppelmayr hat das Kunstauge in seiner Historischen Nachricht von 1730 auf der Tafel V, Figur 6 abgebildet.
  8. Johann Georg Volkamer (1662-1744) hatte bei Johannes von Muralt (1645-1733) studiert.