Briefwechsel Johann Gabriel Doppelmayr


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Doppelmayr, Johann Gabriel (1677-1750)
Empfänger Scheuchzer, Johann Jacob (1672-1733)
Ort Nürnberg
Datum 15. Februar 1727
Signatur ZB Zürich: Ms H 303, S. 379-380
Transkription Hans Gaab, Fürth

Nürnberg den 15 Febr
A. 1727.  

HochEdler und Hochgelährter, Insonders hoch=
zuehrender Herr Doctor, werthester Gönner!

Auf das von E. Hochedlen den 24. Jan. an mich abgelassens[1] diene zur schuldigen Antwort daß ich die letzte Resolution, um Hl. Hübnern[2] die noch übrige (in circa 80) Stücke von der ersten Auflage der Schweizerl. Charte vor den halben Preiß um paar Geld zu überlassen, zwar vernommen, den halben Preiß aber davon so genau nicht weiß,[3] indeme mir nicht wissend, ob eine sonsten über oder unter 2 Gulden kommet, dahero den Preiß, ob er insgesamt mehr oder weniger als 40 Gulden ausmachen soll, mir nächstens zu melden bitte, und so es beliebig wieder durch gegenwärtige Addresse Herrn Eschers,[4] der mit seinem H. Correspondenten allhier H. Taffinger[5] besser wegen des Porto, als mit der Post, die sehr theuer aus der Schweiz ist, zurecht kommen kan, da dann gleich auf erhaltene nachricht nach Hamburg schreiben werde. Das Project von den Biblischen Wercke habe inzwischen von Hl. Pfeffel[6] aus Augspurg bekommen, das jedermann wohl gefället, jedoch nicht mehr als Mühe erst zur Subscription habe, weil die mehrere noch dubitium willen, ob auch das Werck noch ganz zum Stand kommen mögte, wann etwann der Hl. Auctor oder auch ein Verleger durch eine Fatalität, welches Gott abwenden wolle, das werck nicht absolviren könte, daß es dann defect bleiben müste und dahero will man immer wisssen wie viel Risse und Beschreibungen hierüber allbereit von E. Hochedlen mögten zu Stand gebracht worden seyn, welches auch mit zu berichten hätte, dann mögte auch wissen, ob die in London edirte Reisen von der Schweiz mit den teutschen eines seyn,[7] wo nicht, so vernehme, wo sie zu haben, was sie kosten, und was solche in sich halten. Dann wäre auch guth, so E. Hochedlen melden mögten, ob sich dero Belieben auch zu dem Zickschen Kunst=Auge erstrecke,[8] indeme die Leuthe, die solches haben und gleich Geld sehen, meiner ungeachtet, es bald weggeben dürfften, dahero wollte wohl rathen um es desto geschwinder zu überkommen, mich noch um einen Gulden wohlfeile zu überkommen, an statt der 14 fl. dafür 13 fl. durch Hl. Eschers Correspondent H. Tassinger allhie in Nürnberg paar auff gegebene Ordre auszahlen zu lassen, weil des paare Geld gleich was macht, wenn dieses entgehet weiß ich keines mehr von diesem Künstler auch vor dreyfach Geld, aufzutreiben, indeme er schon bey 10 Jahren Tod ist, und nicht viel gemacht. Von allen diesen bitte mir nächstens ein gütige Nachricht aus, der ich inmittels unter Erlassung Göttl. Protection verharre

 E. HochEdlen
    Meines Hochzuehrenden Herrn Doctoris

ergebenster Diener    
J G Doppelmayr mpp

[S. 380]
P.S. Das Pasquil, so E. Hochedlen den 21: Aug. vergangenen Jahrs von Mr. von Bonac[9] mit zu geben beliebet, habe erst vor wenigen Wochen durch Ihn erhalten sage vor der jetz schuldigen Danck, ich werde alles zu guten Andenken aufbehalten. Womit Adieu.


Fußnoten

  1. Der Brief von Scheuchzer an Doppelmayr vom 24. Januar 1727 ist nicht überliefert.
  2. Mit Brief vom 5. Juni 1726 hatte Doppelmayr Scheuchzer informiert, dass Johann Hübner (1668-1731) aus Hamburg Scheuchzers Schweizerkarte nachdrucken lassen wollte.
  3. Im Brief vom 24. Dezember 1728 wird für die Karte ein Preis von 1 fl. 48krl. genannt.
  4. Johannes Escher (1697-1734) war ein Züricher Kaufmann mit eigenem Naturalienkabinett.
  5. Der Handelsmann Johann Wilhelm Taffinger (1667-1741) war seit 1702 im Größern Rat der Stadt Nürnberg vertreten, vgl. Roth, Johann Ferdinand: Verzeichniß aller Genannten des größern Raths. Nürnberg: Milbrandt 1802, S. 150.
  6. Johann Andreas Pfeffel (1674-1748) war der maßgeblich beteiligte Kupferstecher an Scheuchzers Kupfer-Bibel sowie der Verleger.
  7. Scheuchzers ΟΥΡΕΣΙΦΟΙΤΗΣ Helveticus sive itinera alpina tria kam 1708 in London bei Henrici Clements heraus.
  8. Erfinder des Kunstauges war der Nürnberger Kunstdrechsler Stephan Zick (1639-1715). Vgl. Grieb, Manfred: Nürnberger Künstlerlexikon, Band 3. München: Saur 2007, S. 1727. Doppelmayr hat das Kunstauge in seiner Historischen Nachricht von 1730 auf der Tafel V, Figur 6 abgebildet.
  9. Jean-Louis d'Usson de Bonnac (1672-1738) war ein französischer Diplomat, der sich von 1726 bis 1733 in der Schweiz aufhielt.